Burghausen
Ein Leben für die Musik

Ehemaliger Leiter der Wacker-Werkkapelle Franz Stangl gestorben – Träger der Goldenen Ehrennadel der Stadt

02.12.2022 | Stand 18.09.2023, 21:01 Uhr

Den Taktstock schwang Franz Stangl bei seinem Abschiedskonzert als Werkkapellen-Leiter am 30. Juli 1999 −Foto: Archiv Wacker

Die Musik war sein Leben. Immer schon, von Klein auf. Über 40 Jahre hat er die Musikkapelle Jung-Neukirchen, die heute als Trachtenmusik Neukirchen bekannt ist, als Kapellmeister geleitet, 28 Jahre – zwischen 1971 und 1999 – gab er bei der Wacker-Werkkapelle den Takt vor. Für letzteren Verdienst wurde er 1985 auch von der Stadt mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Am 19. November ist Franz Stangl im Alter von 83 Jahren gestorben.

„Er ist wie kaum ein Zweiter untrennbar mit der Werkkapelle der Wacker Chemie in Burghausen verbunden und sein fast drei Jahrzehnte dauerndes Wirken als Leiter, Dramaturg, Inspizient, Agent und Förderer hat deutlich sicht- und hörbare Spuren in Burghausen hinterlassen“, lässt die Stadt verlautbaren. Sein Heimatort, das ist aber Neukirchen an der Enknach, wo er nach seiner Geburt am 18. Januar 1939 aufgewachsen ist. Im Alter von zehn Jahren entdeckte er das Akkordeon für sich, mit 16 war es die Blasmusik. Im Rahmen seines Wehrdienstes wurde er bei der österreichischen Militärmusik eingesetzt – 15 Monate, die ihn für sein ganzes Leben prägen sollten. Franz Stangl besuchte daraufhin alle einschlägigen Kurse, die vom Blasmusikverband angeboten wurden und sammelte Erfahrungen bei der nebenberuflichen Leitung des Orchesters von Neukirchen, ab 1961 als Leiter der Werkskapelle Ranshofen und bereits als stellvertretender Leiter der Wacker-Werkkapelle.

Auch ging Franz Stangl regelmäßig auf „Nachwuchsfang“. Damals, als es noch keine Musikschule in Burghausen gab, fragte er junge Leute aus der Lehrwerkstatt und Kinder von Werkangehörigen, ob sie nicht ein Instrument lernen wollen. Und diese unterrichtete er dann zum Teil selbst, zum Beispiel in Flöte und Schlagzeug.

Des Öfteren ging der nun Verstorbene bei seinen Programmen gelungene Wagnisse ein. Zu seinen größten beruflichen Herausforderungen zählte 1975 das 4. gesamtbayerische Landesmusikfest mit 93 Kapellen in Burghausen sowie 1985 das Bundesmusikfest von Ober- und Niederbayern in der Salzachstadt mit etwa 80 zu betreuenden Kapellen. Es fiel unter seine Ägide, dass es die Wacker-Werkkapelle auch „nicht-live“ gab: Die erste Schallplatte wurde 1973 eingespielt, insgesamt wurden es fünf. Damit erklangen die Melodien der Musikgruppe auch überall dort, wo es Geschäftsfreunde und Partner der Wacker Chemie gab.

Hinsichtlich seiner Werkauswahl sagte Franz Stangl einst: „Man kann ja speziell ein Orchester nicht überfahren und sagen, was gespielt wird. Man braucht unbedingt die Zustimmung der Musiker, weil sie mit Freude spielen müssen! Mein Motto: Traditionelles und Klassisches als Wurzel pflegen, aber Neuem unbedingt aufgeschlossen gegenüberstehen.“ Seinen Nachfolger Christian Kremser suchte Stangl selbst aus und übergab ihm 1999 das Zepter. Bei der Beerdigung am Donnerstag bezeichnete Kremser ihn als „väterlichen Freund“.

Vater war er für seine beiden Kinder Julian und Barbara, die aus seiner 1963 geschlossenen Ehe mit Gertraud hervorgegangen sind, Opa für seine vier Enkel – sein großer Stolz. Sie alle waren stets der große Rückhalt für Franz Stangl.

Eine große Ehre erfuhr er 1985, als der Burghauser Stadtrat beschloss, Stangl mit der Goldenen Ehrennadel auszuzeichnen. „Der Stadtrat Burghausen hat Herrn Franz Stangl in Anerkennung der Verdienste, die er sich in seiner über 14-jährigen Tätigkeit als Kapellmeister der Werkkapelle der Wacker-Chemie GmbH, Werk Burghausen, erworben hat, die Goldene Ehrennadel der Stadt Burghausen verliehen. Damit soll gleichzeitig die großartige Leistung aller Mitglieder der Wacker-Werkkapelle während ihrer 50-jährigen Geschichte vom Stadtrat Burghausen gewürdigt werden“, heißt es in der Begründung. Überreicht wurde ihm die Auszeichnung im Mai 1985 anlässlich des Bundesmusikfests in Burghausen.

In den letzten Jahren wurde es ruhiger um Franz Stangl, eine Krankheit machte ihm immer mehr zu schaffen. Die Liebe zur Musik ging nie verloren.

− ala