Garching an der Alz
Der Geschichtsrundweg: Eine Schnittstelle von Vergangenheit und Gegenwart

Schautafeln zur historischen SKW-Siedlung installiert – Feier zur Eröffnung und Segnung

30.05.2023 | Stand 07.11.2023, 10:01 Uhr
Rosmarie Anwander

Zweiter Heimatbundvorsitzender Hannes Schmitzer erläuterte den Verlauf des neuen Geschichtsrundweges und nahm die Gäste zu einer Führung mit.

Vor genau 100 Jahren begannen in Garching die Bauarbeiten für die SKW-Siedlung, die auch heute noch prägend für den Ort ist. Die Bedeutung dieser Siedlung für das damalige und heutige Garching wird nun durch einen Geschichtsrundweg in ein neues Blickfeld gerückt. Nach vierjähriger Vorbereitung ist dieser Rundweg durch die verschiedenen Siedlungsabschnitte vor wenigen Tagen offiziell seiner Bestimmung übergeben worden und und erhielt auch den kirchlichen Segen.

Rund 30 Gäste hatten sich am Rathaus versammelt, als Bürgermeister Maik Krieger eine kurze Rede zum neuen Geschichtsrundweg hielt. In seiner Begrüßung der Vertreter von Landkreis, Denkmalspflege, Tourismusverband, der kommunalen Gremien und des Heimatbundes ging er auf die 100-jährige Wiederkehr des Baubeginns der SKW-Siedlung ein, die er als „Wahrzeichen Garchings“ bezeichnete. Ein Geschichtsrundweg entlang der historischen Baulichkeiten verdeutliche die Schnittstelle von Vergangenheit und Gegenwart.

 

„Gartenstadt“-Konzept kommt aus England

Krieger bedankte sich bei allen Einrichtungen und Organisationen, die mit einem finanziellen Zuschuss oder auf andere Weise zur Schaffung dieses Rundweges beigetragen haben. Detailliert führte er die Sponsoren und deren Finanzhilfen sowie geleistete Arbeiten auf. Ein „steiniger Weg“, sei bis zur Fertigstellung des Geschichtsrundweges zurückzulegen gewesen.

Die stellvertretende Landrätin Ingrid Heckner zeigte sich stolz darauf, mit dem Geschichtsrundweg einen weiteren touristischen Punkt im Landkreis zu wissen, der auch durch den Kulturfonds des Landratsamtes unterstützt worden sei. Der Garchinger SKW-Siedlung liege ursprünglich das Konzept aus England einer „Gartenstadt“ zugrunde. Dieses Konzept sei auf Wohnen, Nutzgärten und auch Kleintierhaltung abgestimmt und wurde auch in Garching als Lebensgrundlage für die Bewohner dieser historischen Siedlung angewandt. 

Dr. Gerhard Ongyerth vertrat bei der Feier das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, ebenfalls Förderer des Rundwegs. Er erinnerte an die erste konkrete Kontaktaufnahme zwischen der Gemeinde Garching und dem Landesamt bezüglich eines kommunalen Denkmalkonzeptes vor vier Jahren. Eine Weichenstellung erfolgte nach einer Grundlagenerfassung der geschichtlichen Baugruppen und der Gartenanlagen sowie der denkmalspflegerischen Bewertung. Hieraus erwuchs eine neue Wertschätzung von 59 Einzeldenkmälern. Der Rundweg soll nunmehr diese Werte an die Bevölkerung vermitteln. 

Dr. Ongyerth dankte Gemeinde und Heimatbund für deren Bemühen um den Erhalt des vorhandenen denkmalgeschützten Potenzials. Der Landesamtsvertreter verschloss aber auch nicht die Augen vor aktuellen Herausforderungen wie Heizung und Gebäudedämmung und bot die Hilfe seines Amtes bei deren Umsetzung an. „Der Geschichtsweg öffnet vielfältige Einblicke in die Geschichte und in Geschichten“, sagte er und wünschte dem Projekt viele staunende Besucher. 

Andreas Bratzdrum, Bürgermeister der Stadt Tittmoning und Vorsitzende der „Leader LAG Traun-Alz-Salzach“ sagte, dass die Förderung kultureller Projekte eine Bindung an die Heimat und eine emotionale Bindung aller Generationen ermögliche, weshalb sich „Leader“ finanziell an den Kosten des Rundweges in Garching maßgeblich beteiligte. Bratzdrum wertete die SKW-Siedlung als ein wichtiges Baudenkmal, auch in Zusammenhang mit den SKW-Werken als Industriedenkmal. Die Werkswohnungen könnten mit Blick auf den gegenwärtigen Wohnraummangel als Modell für die Zukunft angesehen werden. Der Rundweg sei interessant sowohl für Einheimische als auch für Touristen. Garchings Kulturreferentin Martha Heistinger sprach dem Heimatbund ein Lob für dessen Einsatz um den Geschichtsrundweg aus. Die historisch ausgerichtete Route sei ein schöner Beitrag in Richtung Wertschätzung örtlicher Denkmäler.

Heimatbund-Vorsitzender Peter Wolfmeier dankte dem langjährigen ehemaligen Ortsheimatpfleger Helmut Meisl: Der Geschichtsrundweg gehe auf dessen Initiative zurück und sei mit Kraft „durchgeboxt“ worden, so Wolfmeier. Ebenso dankte der Vorsitzende seinem Stellvertreter Hannes Schmitzer für sein Engagement sowie der Gemeinde Garching, „die nie die Geduld mit uns verloren hat“. 

 

Menschlichkeit und Disziplin als Problemlöser

Wolfmeier erwähnte in Zusammenhang mit den örtlichen Denkmälern auch die SKW-Arbeiterwohnung, die einen Einblick in die frühere Lebensform gewähre. Die Siedlungsbewohner hätten damals nachweislich diszipliniert zusammengelebt, und auch in der Neuzeit könnten mit Menschlichkeit und Disziplin viele Probleme des Miteinanders gelöst werden. 

Der Feierstunde wohnten auch Pfarrer Alexander Schmidt von der evangelischen Kirchengemeinde sowie Pastoralreferent Nathanael Hell von der katholischen Pfarrgemeinde bei. Die Entstehung der SKW-Siedlung vor Ort und die Industrialisierung in der Region seien prägende Ereignisse, mit denen auch die örtliche Entwicklung der beiden christlichen Kirchen in engem Zusammenhang stünde, sagten die Kirchenvertreter. Gemeinsam erteilten sie dem neuen Weg und dem Ort mit seinen Menschen den Segen. Ein gemeinsames Gebet aller Teilnehmer begleitete die Segnung.

Unter der Führung von Hannes Schmitzer hatten die Gäste die Gelegenheit, den neuen Geschichtsrundweg zu erkunden. Auch die „Arbeiterwohnung“ stand für einen informativen Abstecher in die Geschichte bereit.

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