Bürgerversammlung in Töging
Bürgermedaille an Stefan Grünfelder überreicht

16.03.2024 | Stand 16.03.2024, 15:00 Uhr
Dietmar Fund

Mit angelegter Amtskette überreichte Bürgermeister Dr. Tobias Windhorst (links) dem „echten gebürtigen Töginger“ Stefan Grünfelder die Bürgermedaille. − Foto: Fund

Stefan Grünfelder hatte schon eine gewisse Vorahnung, als er am Donnerstagabend zur Bürgerversammlung in die „Kantine“ kam. Bürgermeister Dr. Tobias Windhorst hatte ihn im Vorfeld vorsichtig gefragt, ob er zur Versammlung komme.

Und als er pflichtbewusst zugesagt hatte, habe das Stadtoberhaupt ihm geraten, er solle „gwaschen, gschneizt und kampet“ kommen, berichtete Grünfelder schmunzelnd nach dem letzten Akt der Versammlung, bei der ihm die Bürgermedaille verliehen worden war.

Er hielt Windhorst nicht geeignet für den Chor



Windhorst kündigte den feierlichen Akt mit der Bemerkung an, ihm und dem Stadtrat sei es sehr wichtig, die Bürgermedaille einem „echten gebürtigen Töginger“ zu verleihen. Solche gebe es heute im Schnitt nur noch alle zwei Jahre, weil die meisten Geburten in den Krankenhäusern stattfänden. „Wir ehren heute jemanden, der mehr als 30 Jahre lang Stadtrat war, Jahrzehnte lang Mitglied des Bauausschusses und Umweltreferent sowie Naturschutzbeauftragter noch dazu“, erklärte der Erste Bürgermeister. „Er war lange Jahre Lehrer an der Comeniusschule und zuletzt Rektor der Grundschule Pleiskirchen und ist noch der Erste Vorsitzende des Heimatbunds.“ Dann wandte er sich persönlich an Stefan Grünfelder. „Du hast mich in der dritten und vierten Klasse auf einer vernünftigen Bahn gehalten“, sagte Windhorst zu seinem ehemaligen Lehrer. „Du hast mir gesagt, ich sei zwar nett, aber ein wilder Hund.“ Jeder aus seiner Klasse habe vorsingen müssen, um im Chor Mitglied zu werden. Er sei der Einzige gewesen, den Grünfelder für den Chor für untauglich gehalten habe. „Du bist ein echtes Original und einer, der im Stadtrat für das Abwägen und Zuhören gestanden hat und es sich nie leicht gemacht hat“, lobte Windhorst. „Typisch für Dich war das Für und Wider, Ja und Nein, Pro und Contra.“

Nach der feierlichen Übergabe der Bürgermedaille korrigierte Stefan Grünfelder, ganz der Lehrer, erst einmal seinen ehemaligen Schüler. „Ich habe gesagt, in den Schulchor brauchst Du nicht zu kommen, werde lieber Bürgermeister“, erklärte er, bevor er auf die Arbeit im Stadtrat zu sprechen kam. „Ich habe immer Gefallen daran gefunden, bei wichtigen Entscheidungen zur Ortsentwicklung mitwirken zu dürfen“, erklärte Grünfelder. Wichtig sei ihm immer die Trinkwasser-Thematik gewesen und die Entwicklung von zwei Kindergärten hin zu den heutigen fünf Kitas habe ihn sehr gefreut. Die Veränderung der Hauptstraße in den letzten 30 Jahren mit attraktiven Neubauten habe er auch als sehr positiv empfunden. Seit der Zeit als Lehrer habe ihn die Energieerzeugung im Innwerk beschäftigt, auch wenn die nicht die Sache des Stadtrats gewesen sei.

Auf kritische Worte vom Geehrten



Der 72 Jahre alte ehemalige CSU-Stadtrat merkte aber auch Dinge an, die ihm weniger gefallen haben. Als Umweltreferent und Naturschutzbeauftragter habe er nie verstanden, weshalb die Industriestraße auf dem stillgelegten Bahngleis ins Industriegebiet nicht realisiert worden sei, die die Stadt unbedingt gebraucht hätte. „Jetzt fahren 60 Lkw am Tag am Toerringhof vorbei, da wäre für die Menschen viel gewonnen gewesen, während wir vielleicht ein paar Schlangen und Kleintiere gerettet haben“, sagte Grünfelder. Auch der Hubmühlhang liegt ihm am Herzen, denn im Erholungsgebiet könne man nicht einfach eine Wildnis schaffen. Die Nachverdichtung müsse zwar sein und es müsse auch in die Höhe gebaut werden, aber kubische Baukörper mit Flachdach inmitten einer Einfamilienhaus-Umgebung zuzulassen, das könne er nicht verstehen. Dafür bekam er verhaltenen Applaus. Nach einem abschließenden Hinweis auf den Abschluss des von ihm initiierten Geschichtswegs in diesem Jahr dankte der Geehrte einigen Mitstreitern und sagte, die Auszeichnung gelte auch ihnen. Er wolle sich auch bei allen entschuldigen, die im Stadtrat und in der Öffentlichkeit unter „falschen Worten“ von ihm gelitten hätten. Nach Grünfelders Dank an seine Frau Monika schloss Bürgermeister Windhorst die Bürgerversammlung mit den Worten „Die Leidenschaft lodert noch.“