Windpark war Thema
Bündnis für die Energiewende: Aschermittwochveranstaltung der Landkreis-Grünen

15.02.2024 | Stand 15.02.2024, 18:12 Uhr

Mitwirkende und Ehrengäste des „Grünen Aschermittwochs“ (von links): Perachs Bürgermeister Georg Eder als Hausherr, stv. Landrätin Monika Pfriender, Grünen-Kreisvorsitzender Peter Áldozó, Grünen-Kreisvorsitzende Sonja Gross sowie Cathrin Fernando, Nicole Fritsch, Martin Nützl und Jessica Artes als weitere Vorstände. − Foto: Gilg

Rund 50 Zuhörer sind zum „Grünen Aschermittwoch“ beim Oberwirt in Perach gekommen und hörten Ausführungen zur „Energiewende im Landkreis“. Eigentlich hätte MdL Mia Goller aus dem Nachbarlandkreis Rottal-Inn über die bayerische Agrarpolitik sprechen sollen, aber sie lag mit Grippe flach und musste ihren Auftritt kurzfristig absagen.

Die öffentliche Veranstaltung hatte mit den üblichen Aschermittwochkundgebungen nichts zu tun. Kein Defiliermarsch, generell keine Musik, weder Mikrofon noch Lautsprecher, stattdessen ruhig vorgetragene Kritik und aufmerksam lauschende Zuhörer. Eingeladen hatten der Kreisvorstand von Bündnis 90/Die Grünen und die Grünen-Kreistagsfraktion.

Unter den Gästen begrüßte Kreisvorsitzender Peter Áldozó auch stv. Landrätin Monika Pfriender und Bürgermeister Georg Eder. Dieser freute sich als „Hausherr“, dass die angekündigte Protestaktion der Landwirte ausgeblieben ist. So wie ihre Demos ablaufen, zeige das eine „Abwesenheit von Intelligenz“, bemerkte er. Im Anschluss ging er auf die umfangreiche und erfolgreiche Gestaltung der Peracher Ortsmitte ein. Aktuellen Handlungsbedarf sehe er beim Peracher Badesee. Man müsse dort den Kiosk neu errichten, „spartanische Übernachtungsmöglichkeiten“ schaffen und einen Bahnhaltepunkt errichten, damit der touristisch attraktive Ort auch ohne Auto erreichbar ist.

Windpark: Kritik an Gegenwind, Söder und Aiwanger



Grünen-Landesvorsitzende Gisela Sengl hatte ein schriftliches Grußwort verfasst, das Kreisvorsitzende Sonja Gross verlas. Der Vortrag hörte sich eher nach einer Predigt an, nach einem Appell an Politiker, in der Fastenzeit mal in sich zu gehen, Reue zu zeigen und Buße zu tun.

Nach dem Ausfall von Mia Goller avancierte Peter Áldozó zum Hauptredner. Sein Aufregerthema war der von Ministerpräsident Söder vor einem Jahr vollmundig angekündigte „größte Windpark Deutschlands“, der im Altöttinger Staatsforst entstehen soll. Für die Grünen ein Projekt, das sie unterstützen, weil damit der immense Hunger nach Energie im Chemiedreieck auf nachhaltige Weise gestillt werden könne.

Jedoch hätten sich Lobbyisten eingeschaltet und über die bundesweit gesteuerte „Gegenwind-Bewegung“ Stimmung gegen den Park gemacht. Mit Flugblättern, Info-Stammtischen und dubiosen „Experten“ habe sie Fake-News verbreitet. Die proklamierte Wald-Zerstörung, angeblich schädlicher Infraschall, gestörte Ästhetik und ein damit verbundener massiver Wertverlust der Immobilien zeigten Wirkung. So sprachen sich die Mehringer bei einem Bürgerentscheid mit zwei Drittel gegen den Windpark in ihrer Gemeinde aus. In Marktl und Haiming drohe Ähnliches, so der Vorsitzende. „Dann kann man das ganze Projekt vergessen.“

Für Áldozó liegt die Schuld an diesem Desaster an der fehlenden Kommunikation. Man habe den Park einfach beschlossen, ohne die Bürger ausreichend darüber zu informieren. Schlimmer noch: Wirtschaftsminister Aiwanger traf sich sogar mit der Gegenwind-Bewegung. Er und Söder müssten jetzt sagen, wie es mit diesem Projekt weitergehen soll. „Es fehlt jedenfalls eine klare Strategie mit Leitlinien und Transparenz.“

Wunsch nach überparteilichem Bündnis für Energiewende



Während die Grünen in dieser Sache ihren Einfluss geltend machen wollen, sei Landrat Erwin Schneider wenig hilfreich, denn er betrachte die Proteste gegen den Windpark nicht als Beinbruch. „Dann dauert es eben etwas länger“, habe er Áldozó zufolge gesagt. „Aber wir brauchen die Energiewende so schnell wie möglich.“

Natürlich sei sie nicht allein mit diesem Großprojekt zu schaffen. Auch private oder kommunale Initiativen gehörten dazu. Potenzial an ungenutzten Flächen gebe es noch für Solaranlagen. Deshalb hätten die Grünen, wenn auch vergeblich, im Kreistag einen Energienutzungsplan eingefordert. Für dieses Ziel brauche es jetzt ein breites, überparteiliches Bündnis für die Energiewende im Landkreis. Die Weichen dafür seien bereits gestellt. „Und das Bündnis muss so basislastig wie möglich sein. Wir hoffen auf Akzeptanz bei den Bürgern“, schloss der Vorsitzende.

Abschließend folgte noch eine satirische „Einlage“ der Vorstandsdamen Sonja Gross, Cathrin Fernando und Nicole Fritsch, die in Reimform gegen Bundes-, Landes- und Lokalpolitiker schossen.

− frä