Drei Trainerwechsel an einem Tag
„Bin jetzt ein besserer Trainer“: Das Sigurdsson-Aus in Burghausen – und auch in Memmingen fliegt der Coach

19.09.2023 | Stand 19.09.2023, 15:40 Uhr

„Wer damit nicht umgehen kann, muss die Branche wechseln“, sagt Hannes Sigurdsson zu seinem Aus in Burghausen.  − Foto: mb-presse

Schwarzer Trainer-Montag in der Fußball-Regionalliga Bayern: Nach dem TSV Buchbach haben am Montag der FC Memmingen und der SV Wacker Burghausen nahezu zeitgleich einen Trainerwechsel vollzogen: SVW-Cheftrainer Hannes Sigurdsson wurde nach nur sieben Punkten aus neun Spielen mit sofortiger Wirkung freigestellt, für ihn übernimmt sein bisheriger Co-Trainer Robert Berg, der bereits am Montag das Abschlusstraining geleitet hat und beim Nachholspiel am Dienstagabend gegen Greuther Fürth II in der Verantwortung stand.

„Wir mussten einen neuen Impuls setzen“, sagt WBFG-Geschäftsführer Andreas Huber und führt aus: Wir hinken unseren Ansprüchen deutlich hinterher. Es hilft nicht, dass wir in jedem Spiel eigentlich gut gespielt haben und nah dran waren. Es gab viele 50:50-Spiele, die aber nicht auf unsere Seite gekippt sind. Die Häufigkeit ist auffällig, das kann mal bei zwei oder drei Spielen passieren, aber nicht so oft. Dafür gibt es Gründe. Am Ende ist Fußball ein Ergebnissport und die Ergebnisse haben nicht gepasst.“

Dass die Entscheidung gegen den isländischen Ex-Profi, der seit Juli 2022 das Sagen an der Salzach hatte, nicht unmittelbar nach der 0:3-Niederlage am Freitag gegen Türkgücü München gefallen ist und Sigurdsson noch das Samstagstraining geleitetet hat, begründet Huber mit dem Zeitplan, den eine „sachliche Analyse“ in Anspruch genommen habe: „Wir wollten keine Kurzschluss-Reaktion, sondern eine wohl durchdachte Entscheidung, bei der wir alles sachlich bewerten. Dabei sind wir zu der Entscheidung gekommen, dass wir den Trainerwechsel noch vor dem Nachholspiel gegen Fürth vornehmen müssen, damit die Mannschaft kein Alibi mehr hat. Hannes hat über Wochen vieles versucht, um den Bock umzustoßen, aber schließlich mussten wir jetzt reagieren, da die Resultate nicht besser geworden sind und die Überzeugung zuletzt auch nicht mehr vorhanden war.“


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Der 48-jährige Berg ist nach Stationen als Cheftrainer beim SV Kirchanschöring, beim SV Erlbach und bei Union Ostermiething zu Saisonbeginn nach Burghausen gekommen und ist in Besitz der benötigten A-Lizenz. Huber: „Wir haben mit Robert nun einen Mann an der Seitenlinie, der die Situation als Cheftrainer bestens aus seinen vorherigen, sehr erfolgreichen Stationen beherrscht. Zudem kennt er die Mannschaft seit mehreren Monaten und kann sofort neue Impulse setzen. Bei Hannes wollen wir uns für seinen Einsatz und das Engagement für den SV Wacker bedanken. Wir wünschen ihm für seine berufliche und persönliche Zukunft alles Gute.“

Sigurdsson: „Bin relativ locker“

Sowohl die Mannschaft, als auch der neue Cheftrainer der Salzachstädter sind jetzt in der Pflicht. „Natürlich hätte ich mir das etwas anders vorgestellt und gehofft, dass wir zusammen einen besseren Start hinbekommen. Die Zusammenarbeit mit Hannes war immer vertrauensvoll und gut, leider sind wir in einen negativen Lauf gekommen. Ich bedanke mich aber für das Vertrauen seitens der Vereinsführung, möchte meine Philosophie noch mehr einbringen und freue mich jetzt, die Mannschaft als Cheftrainer wieder in die Spur zu bringen“, sagt Berg.

Sigurdsson, der Burghausen vergangene Saison trotz zweier Negativserien auf Rang sieben geführt hat, hatte nicht erst seit der Niederlage gegen Türkgücü geahnt, wie sich die Dinge entwickeln würden: „Wer damit nicht umgehen kann, muss die Branche wechseln. Ich bin relativ locker und Wacker dankbar für die Chance, die ich bekommen habe. Ich habe in Burghausen viele wunderbare Menschen kennengelernt. Zusammen mit der Mannschaft haben wir in der vergangenen Saison trotz limitierter Ressourcen vieles erreicht, haben Bayern München II mit 5:0 geschlagen und haben als einzige Mannschaft Meister Unterhaching zwei Mal besiegt. Ich bin jetzt ein besserer Trainer als ich angefangen habe und werde meinen Weg weitergehen.“

Memmingen: „Impuls im Abstiegskampf setzen“

Neben Burghausen und Buchbach gab es am Montag auch beim FC Memmingen einen Trainerwechsel. Der Aufsteiger stellte Coach Stephan Baierl frei. „Die Entscheidung über eine Veränderung auf dem Trainerposten haben Präsidium und sportliche Leitung des Fußball-Clubs nach verschiedenen internen Gesprächen und auch mit Baierl einstimmig getroffen“, heißt es auf der Vereinshomepage. Nach zehn Spieltagen hat der FCM lediglich fünf Punkte auf dem Konto, der einzige Sieg gelang gegen Schalding (3:2).

„Wir hoffen mit diesem Schritt einen notwendigen Impuls im Kampf um den Klassenerhalt setzen zu können“, wird FCM-Präsident Armin Buchmann zitiert. „Aktuell sind die Ergebnisse leider unter den Erwartungen. Wir nehmen nach der Trainerentscheidung aber auch die Mannschaft in die Pflicht“, ergänzt der sportliche Leiter Thomas Reinhardt.

Die Nachfolge in Memmingen ist bereits geregelt. Das Team übernehmen hauptverantwortlich der bisherige Co-Trainer Bernd Maier und Candy Decker. Maier ist in Besitz der für die Regionalliga erforderlichen A-Lizenz, war schon in der erfolgreichen Bayernliga-Runde Assistent von Baierl und im Memminger Jugendbereich als Trainer tätig.

− mb/red