Was da so kreucht und fleucht
Achateule und Mittelspecht: Naturschützer sichten zwei besondere Tiere im Kreis Altötting

28.02.2024 | Stand 28.02.2024, 17:23 Uhr

Wie ein vertrocknetes Blatt sieht dieser Falter aus: Die Achateule kann man manchmal schon ab Januar im Wintergarten finden. − Foto: Gerhard Karl

Zwei besondere Tiere haben Naturschützer im Landkreis Altötting gesichtet: Den Mittelspecht und die Falter-Art Achateule.

Der Naturschutzbeauftragter der Stadt Neuötting, Markus Brindl, der auch Mitarbeiter in der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Altötting ist, konnte vergangenes Wochenende etwas „ganz Besonderes“ für den hiesigen Landkreis nachweisen: Einen Mittelspecht. „Der genauen Fundort soll geheimbleiben, um eine potenzielle Brut nicht zu gefährden“, schreibt Markus Brindl in einer E-Mail an die Redaktion.

„Auf den ersten Blick ähnelt der Mittelspecht (Leiopicus medius) dem häufigen Buntspecht, ist jedoch etwas kleiner und deutlich seltener. Auch die rote Kopfplatte, das helle Gesicht und die gestrichelte Unterseite unterscheiden ihn von seinem bekannten Verwandten. Er ist ein Lebensraumspezialist, der laut Literatur gerne in alten, totholzreichen Eichenwäldern vorkommt. Dort sucht er seine Nahrung (Ameisen, Käfer, Raupen, Baumsäfte) ausschließlich auf der grobborkigen Rinde der Stämme und Äste im Kronenbereich alter Laubbäume“, informiert Markus Brindl. „Entgegen dieser Angaben konnte ich im Landkreis Altötting in den letzten Tagen ein Mittelspecht-Vorkommen in einem mit nur wenigen Eichen bestandenen Waldhang nachweisen. Sie können wohl auch in Laubwäldern ohne nennenswerte Eichenbestände vorkommen. Mittelspechte leben – anders als ihre Verwandten – sehr heimlich. Sie trommeln nicht wie die meisten anderen Spechte und verhalten sich generell sehr unauffällig. Sie können eigentlich nur im Frühling durch ihr unverkennbares ,Quäken‘ festgestellt werden.“ Umso mehr hat Brindl sich über den Nachweis gefreut. „Der Mittelspecht könnte daher auch in unserem Landkreis besser verbreitet sein, als ursprünglich angenommen.“

Mehringer Faltereperte vom Bund Naturschutz sichtet Achateule



„Wenn wir im Herbst unsere empfindlichen Pflanzen im Wintergarten einlagern, kann es sein, dass wir dort schon im Januar oder Februar Besuch von einem besonderen Falter erhalten“, schreibt der Mehringer Falterexperte Gerhard Karl vom Bund Naturschutz. Es handelt sich dabei um die Achateule (Phlogophora meticulosa) die er bereits im Februar entdeckt hat.

„In seiner typischen braunen Form mit den in Falten gelegten Flügeln erinnert er an vertrocknete Blätter oder Pflanzenteile. Neben den unterschiedlichen Brauntönen entwickeln die Falter auch olivgrüne Formen. Als Wanderfalter bildet er etwa ab August mit den aus dem Süden einfliegenden Tieren eine meist zahlreiche 2. Generation. Die wesentlich kleinere Population der 1. Generation entwickelt sich fast ausschließlich aus den wenigen überwinterten, leuchtend grünen, manchmal auch braunen Raupen der Sommertiere“, informiert Karl. „Sie fressen an zahlreichen Pflanzen, wobei sie an Zierpflanzen im Garten schädlich werden können. Sie fertigen zur Überwinterung einen lockeren Kokon im Boden. Die meisten allerdings überleben den Winter nur an besonders geschützten Plätzen, oder, wenn sie sich Blumentöpfe zur Verpuppung ausgesucht haben, die im Herbst frostsicher gemacht werden, in Wintergärten oder ähnlichen Orten. Hier können sich die Tiere durch Wärmeeinwirkung rasch entwickeln und bereits von Dezember bis März wie dieses Exemplar als Falter schlüpfen.“ Ob er allerdings seinen Frühstart überleben wird, ist laut Karl ungewiss.

− red