Schwindegg
A94 soll für Tempo bei der Energiewende sorgen

Autobahn als „Innovationsachse“: Ministerpräsident Söder sagt Finanzierung der Machbarkeitsstudie zu

14.04.2023 | Stand 14.04.2023, 18:15 Uhr

Gaben den Startschussnovationsachse für die „Innovationsasche A94“: Mühldorfs Landrat Max Heimerl (links), der heimische MdB Stephan Mayer und Ministerpräsident Markus Söder. −Foto: Johannes Geigenberger

Von Johannes Geigenberger

Ministerpräsident Markus Söder profitierte Freitagvormittag einmal mehr selbst von der A94: Vom Spatenstich für das Technikum am Campus Burghausen benötigte er in seinem Dienst-BMW kaum eine halbe Stunde, um von der Salzach nach Schwindegg im Landkreis Mühldorf zu gelangen. Dort wartete der nächste Termin des Tages auf ihn: Mühldorfs Landrat Max Heimerl stellte ihm am Mittag im Holzwerk Obermaier die Initiative einer „Innovationsachse A94“ vor.

Der Gedanke: Die deutliche Zeitersparnis, die die Autobahn bis heute gebracht hat, soll nicht der einzige Profit der Verkehrsachse bleiben. Stattdessen biete sie noch viele weitere Optionen – insbesondere zum Ausbau der erneuerbaren Energien entlang der Trasse. Wie genau, das soll nun eine Machbarkeitsstudie prüfen, für die Söder kurzerhand die Kostenübernahme durch die Staatsregierung zusagte.

Für den Ministerpräsidenten ist die A94 eine Erfolgsgeschichte; „die Autobahn hätte eigentlich schon viel früher gebaut werden müssen.“ Denn während Bayern von Nord nach Süd bestens mit Schnellstraßen erschlossen ist, gebe es zwischen Ost und West bis heute Nachholbedarf – siehe weitere Verlängerung der A94 in Richtung Passau, ein Vorhaben, da zuletzt weiter ins Stocken geriet. Die Landkreise Altötting und Mühldorf hingegen würden bereits die segensreichere Wirkung einer besseren Verkehrsanbindung spüren – die Attraktivität als Lebens- und Arbeitsraum nehme weiter zu. „Der ländliche Raum ist die Zukunftsregion Bayerns“, so Söder.

Idee: Lärmschutzwende mit integrierten PV-Anlagen

Und: Der ländliche Raum werde auch die Region sein, die für das Gelingen der Energiewende entscheidend werde. Denn dort – und nicht in den Städten – liege das große Potenzial für erneuerbare Energieerzeugung – gerade auch an Schnellstraßen. Besonders gut seien beispielsweise PV-Anlagen entlang von Autobahnen zu verwirklichen, wo es häufig geeignete Flächen gibt oder sich PV-Module sogar in Lärmschutzwende und Co. integrieren lassen.

Damit würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Landrat Max Heimerl erinnerte daran, dass trotz aller Freude über die A94 Anwohner seit Eröffnung über Verkehrslärm klagen. „Eine kombinierte Nutzung der Wände für den Lärmschutz wäre eine echte „Win-Win-Situation“ und würde in der Bevölkerung große Zustimmung erfahren“, meinte der Landrat, der allerdings verdeutlichte: „Wir brauchen dazu den Freistaat.“ Einerseits finanziell, aber auch Verhandlungspartner gegenüber dem Bund und dem Autobahnbetreiber.

Söder sagte das gerne zu – und dachte bereits einen Schritt weiter: Neben PV-Anlagen könnten auch mögliche Wasserstoff-Elektrolyseure oder Windrädern entlang der Autobahn entstehen.

Apropos Windräder: Hier schlug die Gastgeberin des Treffens, IHK-Vizepräsidentin Ingrid Obermaier-Osl, einen Bogen zu „dem“ großen Thema, das die wirtschaftstreibenden der Region gerade umtreibt: der geplanten Schließung des Dyneon-Werks in Gendorf . Dort werden (noch) Fluorpolymere hergestellt, die unter anderem für Windkraftturbinen benötigt werden. Dass diese künftig nicht mehr aus Europa kommen sollen, und man sich bei solchen Zukunftstechnologien in eine Abhängigkeit begibt, sei nicht hinnehmbar und gefährde unseren Wohlstand – Stichwort: drohende Deindustriealisierung.

Erneuerbare Energie: Angst vor neuer Abhängigkeit

Söder stimmte hierbei zu und versprach, sich weiterhin für einen Erhalt des Standorts einzusetzen. Dass dieser nun überhaupt zur Diskussion steht, dafür machte er die Ampel verantwortlich – konkret für das von den Grünen mitangeschobene Verbot von Fluorpolymeren auf EU-Ebene.

Nach dieser Schelte war noch Zeit für einen Eintrag ins goldene Buch Schwindeggs, bevor Söder zum nächsten Termin nach Garmisch eilen musste – bereits um 14.45 Uhr wurde er dort beim Landfrauentag erwartet. Auch das wäre ohne A94 wohl nicht machbar gewesen.