Freilassing
Risiko-Patienten fordern: "Wir wollen Astrazeneca jetzt"

26.02.2021 | Stand 21.09.2023, 23:35 Uhr

Bringen beide Vorerkrankungen mit, sind aber unter 65 und würden sich deshalb gerne mit Astrazeneca gegen Corona impfen lassen: Wolfgang und Gabi Wagner. −Foto: Johannes Geigenberger

Eine vermeintlich geringere Wirksamkeit, keine Zulassung für Über-65-Jährige und Ablehnung selbst durch medizinisches Personal: All das hat dafür gesorgt, dass der Corona-Impfstoff von Astrazeneca in Verruf geraten ist und regelrecht "liegenbleibt". Gleichzeitig würden andere sehr gerne geimpft – so wie Wolfgang und Gabi Wagner, die die Heimatzeitung zum Spaziergang getroffen hat.

Hallo Herr und Frau Wagner! Wenn Sie lesen, dass 1,1 Millionen Dosen von Astrazeneca in Deutschland irgendwo in Kühlschränken auf den Einsatz warten – was denken Sie darüber?

Gabi Wagner: Das ärgert uns! Denn wir haben beide Vorerkrankungen und würden uns sehr gerne impfen lassen. Doch über die "gängige" Impfreihenfolge müssten wir noch lange warten, bis wir dran sind – Wir sind ja ,erst‘ 60 und 61. Gleichzeitig ist man ja noch nicht mal bei den 80-Jährigen angekommen.

Wolfgang Wagner: Was mich ja überhaupt ärgert, dass da altersmäßig von "hinten her" angefangen wird, anstatt dass man schaut, wer hat noch lange was davon? Ich weiß ja nicht, ob‘s sinnvoll ist, dass man jede 100-Jährige auf der Palliativstation auch noch impft, aber das ist ein anderes Thema.

Astrazeneca wiederum soll in Deutschland ja gar nicht an Über-65-Jährige verimpft werden. Macht Sie das nicht skeptisch?

Gabi Wagner: Nein, überhaupt nicht – und die ganze Diskussion um mangelnde Wirksamkeit halte ich auch für sehr konstruiert. Denn es ist das eine, dass man sagt, er hat ja nur eine 70-prozentige Wirksamkeit. Aber wenn man zu den 30 Prozent mit "Pech" gehört, ist der Verlauf normalerweise leichter, als wenn ich gar nicht geimpft bin.

Ich sehe schon, Sie sind große Impf-Befürworter!

Wolfgang Wagner: Ja, absolut – und das nicht von ungefähr. Meine Tante hatte Kinderlähmung. Nur eine von vielen Krankheiten, die heute dank Impfung überwunden sind. Und was die derzeitige Situation angeht: Nur durch Impfung kommen wir da raus. Drum ärgert‘s mich, dass die Politik da beim Einkauf so versagt hat.

Gabi Wagner: Und bei der Verabreichung versagt die Politik auch. Warum muss man sich für die Impfzentren anmelden? Damit haben ja gerade Ältere Schwierigkeiten. Die Daten der Bürger liegen doch vor – die hat doch jedes Finanzamt. Gescheiter als die Impfzentren wäre aber eh, die Impfungen nimmt der Hausarzt vor – das ist doch seine ureigenste Aufgabe.

Kritik an der Politik ist sicher berechtigt. Fakt ist aber auch, dass viele Bürger gar nicht geimpft werden wollen. Es wird darüber nachgedacht, mit "Vorrechten" für Geimpfte zu winken, um die Akzeptanz zu erhöhen. Eine sinnvolle Sache?

Wolfgang Wagner: Da geht‘s ja nicht darum, jemand Vorrechte zu geben, sondern es gibt bei Geimpften keinen Grund mehr, Grundrechte weiter einzuschränken. Jetzt so zu tun, als wäre es ein ,Zugeständnis‘ wenn man die wiederbekommt, finde ich regelrecht skandalös.

Es spazierte Johannes Geigenberger.