Deggendorf
Runder Tisch statt Robe

14.07.2019 | Stand 20.09.2023, 22:12 Uhr

Eva Nistler an ihrem Schreibtisch. Sie hilft als Güterichterin zerstrittenen Parteien, selbst eine Lösung für ihren Konflikt zu finden. −Foto: Binder

Anhand einer Zitrone könne man gut erklären, was der Unterschied ist zwischen einem Güterichterverfahren und einem Zivilverfahren, sagt die Direktorin des Deggendorfer Amtsgerichts Eva Nistler. Ihr eilt der Ruf voraus, als Güterichterin die unwahrscheinlichsten Menschen zusammenzubringen – zerstrittene Geschäftsleute, Erben, Nachbarn. Wenn zwei Kinder sich um eine Zitrone zanken und die Mutter jedem eine Hälfte zuspricht: Zivilprozess. Wenn sie nachhakt und herausfindet, dass ein Kind den Saft trinken möchte und das andere die Schale zum Kuchenbacken braucht, und sie die Zitrone entsprechend teilt: Güterichterverfahren; win-win.

Gut, ganz so einfach ist es freilich nicht, aber die Idee stimmt. Allein: wie kommt man zu diesem win-win? Güterichterverfahren, in denen der Richter am Ende kein Urteil spricht, sondern den Parteien hilft, selbst eine Lösung für ihren Konflikt zu finden, bietet die bayerische Justiz an allen Zivil- und Familiengerichten an. Keine Robe, dafür runder Tisch. Der Richter, der für den Rechtsstreit verantwortlich ist und der den normalen Prozess führt, kann das Verfahren an den Güterichter verweisen. Können sich die Kontrahenten mit dessen Hilfe einigen, hat sich der Fall erledigt. Wenn nicht, geht‘s zurück zum Streitrichter. In über achtzig Prozent der Fälle könne sie als Güterichterin erfolgreich vermitteln, schätzt Nistler – das wären dann tatsächlich etwas mehr als im bayernweiten Durchschnitt, da führen rund drei Viertel aller Güterichterverfahren zu einer Lösung.

Mehr dazu lesen Sie in der Deggendorfer Zeitung vom 15. Juli.