Deggendorf
Neuer Düker soll die Waldwasser-Versorgung in der Region sichern

Rohr frei für das Lebensmittel Nummer 1

21.09.2020 | Stand 19.09.2023, 23:37 Uhr

Fußgängerweg, für Radler frei – oder auch nicht: Der linke Bogenbachdamm ist im Bereich zwischen Neusiedler Straße und Bahngleis zurzeit besetzt. Dort liegen die zweimal 240 und zweimal 120 Meter langen Rohre mit 40 Zentimetern Durchmesser bereit, die im Oktober unter der Donau hindurchgezogen werden. −Fotos: Schreiber

Mit drei Wasserrohren, die noch im Oktober unter der Donau hindurchgezogen werden, soll die Region verbunden und die Waldwasser-Versorgung weiter gesichert werden.

Wie drei lange Schlangen liegen sie auf dem Bogenbachdamm bereit: Die Wasserrohre, die noch im Oktober unter der Donau hindurchgezogen werden, um die Region auf beiden Seiten verbinden, warten auf ihren Einsatz. Zweimal 360 Meter werden dann 15 Meter unter dem Flussbett liegen – momentan sind sie noch in zweimal 240 und zweimal 120 Meter gestückelt. Warum? Das haben Waldwasser-Werkleiter Hermann Gruber, Landrat und Verbandsvorsitzender Christian Bernreiter und die Fachleute der beauftragten Josef Pfaffinger Bauunternehmung GmbH aus Passau bei einem Pressetermin am Montagnachmittag erklärt.

Das Versorgungsgebiet von Waldwasser (früher: Zweckverband Wasserversorgung Bayerischer Wald) umfasst die Landkreise Deggendorf, Dingolfing-Landau, Freyung-Grafenau, Passau, Regen, Straubing-Bogen und Cham. Gewonnen wird das Trinkwasser im Brunnenfeld bei Moos rechts und in der Talsperre Frauenau links der Donau. Wie wichtig es ist, beide Versorgungs- und Gewinnungsgebiete miteinander zu vernetzen, so Werkleiter Gruber, habe sich zum Beispiel 2013 gezeigt: Das Wasserwerk in Moos habe man vorsorglich abgeschaltet, um es vor Schäden durch die Flutkatastrophe zu schützen. Im extrem trockenen Jahr 2018 dagegen sei Frauenau an seine Kapazitätsgrenzen gekommen.

Düker Deggendorf wird erneuert

Natürlich sind beide Gebiete längst vernetzt. Der Düker (so heißt eine Leitung, die zum Beispiel unter einem Fluss verläuft) bei Aicha an der Donau ist aus Gusseisen und hält perfekt. Der 1965 gebaute Düker Deggendorf – die acht Rohre mit je 24,5 Zentimetern Durchmesser wurden damals als höchstmodern angepriesen – löst sich dagegen in seine Bestandteile auf. Er wird erneuert: Zwei je 360 Meter lange Stahlrohre, ausgekleidet mit Zementmörtel, außen verkleidet mit Polyethylen (PE) und glasfaserverstärktem Kunststoff (GfK), kathodisch gegen Rost geschützt, werden den alten Düker ersetzen.

Das Ganze für brutto rund 3 Millionen Euro, die Christian Bernreiter gut investiert sieht: "Wir verkaufen immerhin 12,5 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr." Die Versorgungssicherheit mit so hochwertigem Trinkwasser, wie es Frauenau und Moos gleichermaßen bieten, ist wichtig. Das unterschreibt auch OB Christian Moser: Für die Baustelle in Sachen Lebensmittel Nummer 1 stelle die Stadt gerne den Grund und Boden zur Verfügung.

Baustelle wurde in den vergangenen Wochen vorbereitet

Pfaffinger-Geschäftsführer Michael Häring, der ebenso wie Bauleiter René Hamberger in Deggendorf lebt, ist auf diese Baustelle besonders stolz. Auch wenn die 1855 gegründete Passauer Unternehmensgruppe, die bereits im Besitz der fünften Generation der Familie Pfaffinger und 650 Mitarbeiter stark ist, solche Baustellen natürlich routiniert erledigen kann. Das vergisst Häring nicht zu erwähnen.

Bereichsleiter Andreas Freisinger ging ins Detail. In den vergangenen Wochen ist die – vor allem im Donaupark nicht zu übersehende – Baustelle vorbereitet worden. Gleichzeitig wurden deren Herzstücke, die Rohrleitungen, auf dem linken Bogenbachdamm zusammengefügt. Die einzelnen Stücke sind je 16 Meter lang und wiegen jeweils zwei Tonnen.

In zwei Containern mit genau 16 Metern Abstand auf dem Damm wurden sie zusammengeschweißt (erste Container-Station) und weitergeschoben in den zweiten Container, wo die Nähte geprüft und nachverhüllt wurden. Dass jeweils ein Drittel (120 Meter) des Rohrs erst später mit einer Verbindungsnaht angeschweißt werden kann, hat Platzgründe: Man musste mit den nur gut 300 Metern zwischen Neusiedler Straße und Bahngleis auskommen.

Bis Jahresende soll der neue Düker bereits in Betrieb gehen

Mitte kommender Woche beginnen die Bohrungen. Von der Fischerdorfer Seite aus werden zunächst Pilotbohrungen – mittels Kreiselkompass auf bis zu 20 Zentimeter genau in der richtigen Richtung – unter der Donau hindurchgeführt. Zweiter Schritt ist die Räumung – die Bohrungen werden aufgeweitet. Das bei diesem sogenannten Horizontalspülbohrverfahren gesammelte Wasser und der Aushub werden direkt zurückgespült und auf der Fischerdorfer Seite aufbereitet.

Das Bohrgestänge bleibt im Bohrloch. Das ausreichend biegsame Rohr wird am Bogenbach daran angehängt, dann unter der Donau hindurchgezogen und dabei endgültig zusammengesetzt. Das soll Mitte Oktober passieren und dauert pro Rohr voraussichtlich einen Tag. Um die Industrie-Bahnlinie frei zu halten, werden die Rohre dabei über bereits stehende Container so hoch gehoben, dass der Zug darunter hindurchfahren kann.

. Im Frühjahr soll in einem letzten Arbeitsschritt der Donaupark im Baustellenbereich wieder so hergerichtet werden, wie er war.