Dingolfing-Landau
Mediziner und Eltern im Landkreis sehen Impfpflicht kritisch

08.05.2019 | Stand 20.09.2023, 3:45 Uhr

Tanja Schnurr hat ihr Töchterchen Josephine vor zirka einer Woche impfen lassen. Statt einer Impfpflicht als Grundverordnung wünscht sie sich stärkere Aufklärungsarbeit. −Foto: Stefan Muhr

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CSU) will, dass am 1. März 2020 eine Masern-Impfpflicht für Schul- und Kita-Kinder in Deutschland eingeführt wird. Eltern müssen demnach nachweisen, dass ihr Kind gegen Masern geimpft ist, wenn sie es in einem Kindergarten, einer Tagesstätte oder einer Schule anmelden. Kann keine Impfung gegen Masern nachgewiesen werden, drohen eine Absage und eine Geldbuße bis zu 2500 Euro. Die Impfpflicht soll Ausbrüche von Masern verhindern – doch die Meinungen dazu scheiden sich, auch im Landkreis.

Dr. Peter Ziegler vom Gesundheitsamt in Dingolfing findet: "Man muss diese überflüssige Erkrankung bekämpfen." Die Impfraten seien zu niedrig, eine Impfpflicht wäre eine Möglichkeit, das zu ändern. "Es gibt keinen plausiblen Grund, sich nicht impfen zu lassen", so Ziegler.

Tanja Schnurr aus Eichendorf ist vor einem Jahr Mutter geworden. Töchterchen Josephine wurde vor rund einer Woche gegen Masern geimpft. "Ich glaube, dass Impfungen an sich zu den wichtigsten Errungenschaften der Medizin gehören", findet die junge Mutter. Anstatt gesetzesmäßig etwas vorzugeben, was in vielen womöglich eine Trotzreaktion auslösen könne, wünscht sich Tanja Schnurr allerdings viel mehr Aufklärungsarbeit.

Naturheilpraktikerin Irmgard Sigl aus Landau findet, dass die Diskussion zur Impfpflicht sehr emotional geführt wird. Sie könne beide Seiten verstehen, wünscht sich allerdings, dass das Thematik neutral mit allen Vor- und Nachteilen beleuchtet wird. Dass eine Impfpflicht tatsächlich eingeführt wird, bezweifelt die Naturheilpraktikerin. "Mich stören vor allem Frühimpfungen", sagt Sigl.

Dr. Robert Werner, Allgemeinarzt und Kinderarzt aus Landau, sagt: "Ich bin völlig gegen jegliche Pflicht und Vorschrift von oben." Zum einen würde man dadurch gegen die Selbstbestimmung der Menschen und gegen die persönliche Freiheit verstoßen. Andererseits brauche ein Kind eine Entschuldigung, wenn es wegen einer aktuellen Erkrankung nicht geimpft werden kann. Kommt eine Impfpflicht tatsächlich zustande, so prognostiziert der Arzt, würden sicherlich zahlreiche Klagen folgen.

Mehr dazu lesen Sie am 9. Mai in der Landauer Presse.