Laufen
Im Jugendknast: Insassen gehen auf vermeintlichen Sex-Täter los

02.12.2019 | Stand 21.09.2023, 3:57 Uhr

Hinter den Mauern der JVA Lebenau kam es zu dem Übergriff. −Foto: Hannes Höfer

Die fünf jungen Männer wollten wissen, ob es stimmt, dass man gegen einen Mitgefangenen als Sexualstraftäter ermittelt. Als das für sie feststand, eskalierte die Situation im Jugendknast Laufen-Lebenau (Landkreis Berchtesgadener Land): Es wurde gespuckt und geschlagen. Fünf Beteiligte zwischen 17 und 21 Jahren mussten sich jetzt wegen Beihilfe, wegen Diebstahls, Beleidigung, Körperverletzung und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten. Bis auf einen Freispruch für den 20-Jährigen gab es für alle einen deutlichen Aufschlag auf ihre laufenden Strafen.

Was war geschehen an diesem 18. Dezember 2018? Der 18-jährige Haupttäter stahl die Unterlagen eines Mitgefangenen aus dessen Haftraum, während der 21-Jährige vor der Türe Schmiere stand. Eine Stunde später saßen die fünfköpfige Gruppe und der vermeintliche Sexualstraftäter zusammen vor dem Fernseher. Dort war die Sache dann aus dem Ruder gelaufen. Der 17-Jährige forderte den Kleinsten der Gruppe auf, den Beschuldigten anzuspucken, was der auch tat. Die Bilder einer Überwachungskamera zeigten im Gerichtssaal das weitere Geschehen.

Als sich der Beschuldigte, der schon zuvor in der Opferrolle gewesen war, zu wehren versuchte, schlug der 18-jährige Unterlagendieb mit den Fäusten zu. "Der haut so richtig rein", kommentierte Vorsitzender Richter Winfried Köpnick die Videoaufnahmen, "benommen, verletzt, sichtlich angeschlagen und so richtig damisch" sehe man hier das Opfer. Der 17-Jährigen, der zum Spucken angestiftet hatte, wurde am härtesten bestraft: Auf zwei Jahre und acht Monate Gesamtstrafe entschied das Schöffengericht, denn, so Köpnick, dieses Aufhetzen sei eine "fiese und linke Art" gewesen.

− höf



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