Freilassing
Hias Kreuzeder legt Biografie vor: Ein Blick zurück in Zorn

16.05.2020 | Stand 20.09.2023, 2:06 Uhr |

In seiner berühmt gewordenen ersten Rede im Bundestag fordert Hias Kreuzeder Agrarminister Ignaz Kiechle 1987 im breiten Bairisch zum Rücktritt auf. −Foto/Repro: Rainer Zehentner

Seine erste Rede im Bundestag machte ihn schlagartig bekannt: Hias Kreuzeder aus Freilassing ist in den 1980er-Jahren vermutlich der bekannteste Biobauer Deutschlands. In deftiger bairischer Sprache prangert er am 2. April 1987 die skandalöse Landwirtschaftspolitik der Regierung an, die immer mehr kleine und mittlere Familienbetriebe in den Ruin treibt. Als ihn der Parlamentsstenograph ersucht, auf Hochdeutsch fortzufahren, kontert Kreuzeder: "Es tut mir leid, wenn Sie kulturellen Nachholbedarf haben. Ich verstehe Hochdeutsch auch." Der Schluss seiner Rede ist eine Attacke gegen den obersten Agrarpolitiker Ignaz Kiechle: "Herr Minister, Sie sind für mich und meine Kollegen schlimmer als ein Hagelschlag kurz vor der Ernte. Treten Sie zurück!"

Hias Kreuzeder war von 1983 bis 1989 der erste grüne Stadtrat in Freilassing und von 1987 bis 1990 Mitglied des Deutschen Bundestags und in dieser Zeit agrarpolitischer Sprecher seiner Fraktion. 1991 trat er aus der Partei der Grünen aus. Kreuzeder ist Gründer und Vorsitzender des Vereins "Auferstehung der freien Bauern Russlands" Unter dem Titel "Widerstand eines Zwergs. Gegen Bauern- und Handwerkersterben, Zerstörung von Natur und Heimat" hat er nun seine Lebenserinnerungen veröffentlicht.

Kreuzeders Biographie ist ein Blick zurück in Zorn. Er schreibt: "Dieses Buch ist extrem radikal. Manchen wird es bei seiner Lektüre vermutlich übel. Ich bin weder ein Griesgram, noch vom Leben verbittert. Ich bin nur überzeugt: Die Zeit der Kompromisse ist endgültig vorbei. Wachen wir auf! Wir alle sind gefordert, den Teufelskreis von immer mehr Wirtschaftswucherung und immer höherem Profit zu durchbrechen, der unsere Lebensgrundlagen vernichtet. Wir sind auf dem falschen Weg."

− rgz

Mehr dazu lesen Sie in der Ausgabe vom 16. Juni in der Heimatzeitung.

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