Polizei zieht gemischte Bilanz
Bei Blitzmarathon: Motorradfahrer mit Tempo 231 erwischt

22.04.2021 | Stand 22.04.2021, 15:14 Uhr

−Symbolbild: dpa

Von Christoph Eberle

Beim achten 24-Stunden-Blitzmarathon von Mittwoch auf Donnerstag hat die Polizei bayernweit 7036 Temposünder erwischt - davon auch viele in Niederbayern und dem südlichen Oberbayern.



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Der 24-Stunden-Blitzmarathon von Mittwoch 6 Uhr bis Donnerstag 6 Uhr war Teil des europaweiten 'Speedmarathons', der vom europäischen Verkehrspolizei-Netzwerk 'ROADPOL' koordiniert wurde. Beim achten Bayerischen Blitzmarathon haben nach Angaben des Innenministeriums rund 1.800 Polizistinnen und Polizisten sowie etwa 50 Bedienstete der Gemeinden und Zweckverbände der kommunalen Verkehrsüberwachung 24 Stunden verstärkt die Geschwindigkeit an rund 2.100 möglichen Messstellen in ganz Bayern kontrolliert.



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Diese wurden vorab vom Innenministerium und den Medien veröffentlicht. Besonders im Visier waren Unfallschwerpunkte auf Landstraßen und Abschnitte, auf denen oft zu schnell gefahren wird. „Ziel war, alle Verkehrsteilnehmer aufzurütteln, sich dauerhaft an die Geschwindigkeitslimits zu halten. Es ging beim Blitzmarathon nicht darum, möglichst viele Bußgelder einzunehmen“, heißt es aus dem Innenministerium.



Motorradfahrer bei erlaubten 100 mit Tempo 231 geblitzt



Den laut Polizei „traurigen Höchstwert“ erreichte ein Motorradfahrer, der auf der Staatsstraße 2020 bei Bubesheim (Polizeipräsidium Schwaben Süd/West) mit 231 Stundenkilometern anstatt der erlaubten 100 gemessen wurde. Ihm drohen eine Geldbuße von 1200 Euro, zwei Punkte in Flensburg und drei Monate Fahrverbot.

Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Niederbayern zeigte ein 21-Jähriger aus Regen das gefährlichste Verhalten: Der Mann wurde den Beamten zufolge auf der Staatsstraße 2135 bei Bischofsmais mit 157 km/h gemessen. Erlaubt waren in diesem Bereich 100 Stundenkilometer. Abzüglich Toleranz ergibt sich somit eine Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 52 km/h. Damit drohen ihm ein Bußgeld in Höhe von mindestens 240 Euro sowie zwei Punkte und Fahrverbot.

Das Polizeipräsidium Oberbayern-Süd verzeichnete einen drastischer Verstoß in Sachen Geschwindigkeit am Mittwochabend gegen 23:30 Uhr auf der Autobahn A995 auf Höhe der Anschlussstelle Taufkirchen in Fahrtrichtung Autobahnkreuz München-Süd gemessen. Im besagten Streckenabschnitt ist die Autobahn ab 22:00 Uhr zum Schutz der Anwohner vor Lärm in der Nachtzeit auf eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h beschränkt. „Anstatt der erlaubten 80 km/h blitzte es bei sage und schreibe 206 km/h“, teilen die Beamten mit. Den Verkehrsteilnehmer erwartet nun eine Geldbuße in Höhe von 600 Euro, zwei Punkte in der Verkehrssünderdatei und ein Fahrverbot von drei Monaten.



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Knapp 600 Temposünder im Bereich des Polizeipräsidiums Niederbayern erwischt



Mit rund 200 Einsatzkräften beteiligten sich alle niederbayerischen Polizeidienststellen an der Aktion. Über 25.000 Fahrzeuge wurden mit stationären Geräten gemessen, davon mussten 471 Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt werden. Unter anderem war der sogenannte Enforcement Trailer der Niederbayerischen Polizei im Zuständigkeitsgebiet der Verkehrspolizeiinspektion Landshut im Einsatz. Bei Kontrollen mit Laserhandmessgeräten mussten 130 Fahrzeugführer beanstandet werden. Insgesamt waren somit knapp 600 Fahrzeuge zu schnell unterwegs.

Aus den Berichten der einzelnen Polizeiinspektionen stachen folgende Meldungen hervor:

- Zwei Brüder mit „frisierten“ Mofas erwischt: Beamte der Polizeistation Waldkirchen am Mittwochmittag in Waldkirchen (Landkreis Freyung-Grafenau) jeweils einen 15- und einen 16-jährigen Mofafahrer mit 60 km/h gemessen.

- Potzblitz! Nur drei Bußgelder in Simbach verhängt: An verschiedenen Straßen im Dienstbereich der Polizeiinspektion Simbach am Inn (Landkreis Rottal-Inn) wurden insgesamt mehr als fünf Stunden die gefahrenen Geschwindigkeiten gemessen. Insgesamt musste gegen drei Personen ein Bußgeldverfahren wegen einer Überschreitung um mehr als 20 km/h eingeleitet werden

- Wenige Verstöße im Landkreis Freyung-Grafenau: Aus Sicht der Polizei Freyung „kann erfreulicherweise festgehalten werden, dass sich ein Großteil der Verkehrsteilnehmer an die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten hielt“, so Polizeihauptkommissar Max Eder, einer der eingesetzten Kontrollstellenleiter. Insgesamt mussten von den Polizeibeamten 14 Verstöße geahndet werden. Den gravierendsten beging dabei der Fahrer eines Sattelzuges, der die erlaubte Geschwindigkeit um mehr als 30 km/h überschritt. Ihn erwartet ein empfindliches Bußgeld.

- Zwei Fahrverbote in Passau: Auf der Regensburger Straße in Passau überschritten von 7.00 Uhr bis 13.30 Uhr von 3183 Fahrzeugen, die die Messstelle passierten, 60 Fahrzeugführer die zulässige Geschwindigkeit von 50 km/h und mussten beanstandet werden. Dabei lagen 54 Geschwindigkeitsverstöße im Verwarnungsbereich und sechs Geschwindigkeitsverstöße im Anzeigenbereich, von denen zwei Fahrzeugführer mit einem Fahrverbot rechnen müssen. Der Schnellste wurde mit 104 km/h gemessen.

- Am Autobahnzubringer mit 56 Sachen zu schnell: Auf der St 2127 bei Aicha vorm Wald (Landkreis Passau) wurden am Mittwoch von 16.15 Uhr bis 21.15 Uhr, von 1086 Fahrzeugen, die die Messstelle passierten, 42 Fahrzeugführer beanstandet. Dabei befanden sich 22 im Verwarnungsbereich und 20 im Anzeigenbereich. Hier müssen drei Fahrzeugführer mit einem Fahrverbot rechnen. Der Schnellste wurde bei erlaubten 70 km/h mit 126 km/h gemessen.

- Ein Ausreißer im Zwieseler Winkel: Nur acht Verkehrsteilnehmer blitzte die Polizeiinspektion in Zwiesel (Landkreis Regen). „Wenig erfreulich ist der traurige Höchstwert bei einem 32-jährigen Pkw-Fahrer morgens um 5.30 Uhr, der auf der Staatsstraße zwischen Frauenau und Zwiesel mit 149 km/h (bei erlaubten 100 km/h) gemessen wurde“, teilt die Polizei mit. Der Mann hat mit 160 Euro Bußgeld, zwei Punkten im Fahrerlaubnisregister und einem Monat Fahrverbot zu rechnen.
Drei weitere Verkehrsteilnehmer mussten angezeigt werden, was neben Bußgeldern auch Punkte zur Folge haben wird. Bei vier Pkw-Fahrern lagen die Geschwindigkeitsüberschreibungen im geringfügigen Bereich und wurden mit Verwarnungsgeldern geahndet.
Außerdem fiel im Rahmen der Geschwindigkeitsmessungen ein 56-jähriger Autofahrer auf, der zwar nicht zu schnell unterwegs war, jedoch mit seinem Mobiltelefon telefonierte. Ihn erwartet ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro sowie ein Punkt im Fahrerlaubnisregister.

- Fast zwei Stunden in Dietersburg gemessen und kein einziger Verstoß: Am Mittwoch zwischen 13.10 Uhr und 15.00 Uhr führten Beamte der Polizeiinspektion Pfarrkirchen (Landkreis Rottal-Inn) mit dem Handlasermessgerät Messungen im Gemeindebereich Dietersburg durch - und zwar auf der Staatsstraße 2608 im Bereich der Bushaltestelle. Dort ist die Höchstgeschwindigkeit den Beamten zufolge auf 60 km/h beschränkt. „Überwacht wurde der Verkehr aus Richtung Johanniskirchen in Fahrtrichtung Pfarrkirchen. Erfreulicherweise hielten sich alle Verkehrsteilnehmer an die vorgeschriebene Geschwindigkeit. Es musste niemand beanstandet werden“, teilt die Polizei mit.

Im Zeitraum von 10.45 Uhr bis 12.30 Uhr wurde von Polizeibeamten der Polizeiinspektion Pfarrkirchen Geschwindigkeitsmessungen mit den Handlasermessgerät im Gemeindebereich Postmünster auf der Kreisstraße PAN 58 auf Höhe Saam durchgeführt. Überwacht wurde der Verkehr aus Fahrtrichtung Pfarrkirchen in Richtung Postmünster. „Im überwachten Bereich ist die Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h begrenzt. Fünf Verkehrsteilnehmer hielten sich nicht an diese vorgeschriebene Geschwindigkeit“, so die Beamten. Ihre Bilanz: Zwei von ihnen kamen mit einer gebührenpflichtigen Verwarnung davon. Bei drei Fahrzeugführern musste ein Bußgeldverfahren eingeleitet werden. Der Schnellste wurde mit 119 km/h gemessen. Den dafür Verantwortlichen erwarten ein Bußgeld in Höhe von 120 Euro und ein Punkt im Fahreignungsregister. Ein Autofahrer wurde wegen Missachtung der Gurtpflicht gebührenpflichtig verwarnt.

- 21 Beanstandungen im Bereich Bogen: Die Polizeiinspektion Bogen (Landkreis Straubing-Bogen) meldete insgesamt 21 Verstöße bei Messungen im Rahmen des Blitzmarathons - davon 17 Verstöße im Verwarnungsbereich und vier im Anzeigenbereich. „Trauriger Spitzenreiter ist ein Verkehrsteilnehmer, der bei erlaubten 70 km/h mit 104 km/h gemessen wurde“, so die Beamten.



Fast 600 Temposünder im Dienstbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd gemessen



Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd wurden während des Blitzmarathons an 159 Messstellen mehr als 27.000 Fahrzeuge kontrolliert, 594 Geschwindigkeitsüberschreitungen mussten dabei geahndet werden, teilten die Beamten mit. Zusätzlich stellten sie noch 113 weitere Verstöße fest, die ebenfalls geahndet wurden.

„Wir wollen nicht an den Geldbeutel des Autofahrers! Wir wollen dauerhaft dafür sorgen, dass der Fuß vom Gaspedal genommen wird! Beim Blitzmarathon geht es uns darum, dem Autofahrer ins Bewusstsein zu rufen, welche dramatischen Folgen die Raserei haben kann. Deshalb werden alle Messstellen auch vorab veröffentlicht.“, erläutert Polizeirat Holger Siegemund, der Leiter für verkehrspolizeiliche Aufgaben im Polizeipräsidium.

Insbesondere bei Unfällen mit tödlichem Ausgang spielte überhöhte bzw. nicht angepasste Geschwindigkeit auch im vergangenen Jahr die größte Rolle. 28 Personen, und damit mehr als ein Drittel der Verkehrstoten (gesamt: 78), verloren 2020 im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd im Straßenverkehr ihr Leben, weil zu schnell gefahren wurde. Raserei war zudem für 1.220 zum Teil schwerverletzte Verkehrsteilnehmer verantwortlich.



256 Temposünder in der Oberpfalz geblitzt



In den 24 Stunden des Blitzmarathons wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberpfalz Messungen bei insgesamt 15.278 Fahrzeugen durchgeführt. Hierbei waren 256 Fahrzeugführer mit überhöhter Geschwindigkeit festgestellt worden, gegen die Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet werden, teilte die Polizei mit

Den Höchstwert in der Oberpfalz erreichte ein Fahrzeugführer auf einer Landstraße im Landkreis Tirschenreuth. Bei zulässigen 100 km/h fuhr er mit 158 km/h. Der Autofahrer hat nun mit einem Bußgeld in Höhe von 240 Euro, zwei Punkten und einem Monat Fahrverbot zu rechnen, heißt es.

Die Beamten konzentrierten sich nicht alleine auf Geschwindigkeitsverstöße, so dass im Rahmen der durchgeführten Kontrollen 27 weitere Verstöße geahndet werden mussten. Hierbei handelte es sich beispielsweise um nicht angelegte Sicherheitsgurte oder die Nutzung von Mobiltelefonen während der Fahrt. In einem Fall wurde ein totalgefälschter philippinischer Führerschein vorgelegt und deshalb Anzeige wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und Urkundenfälschung erstattet.

Zur Durchführung der Geschwindigkeitskontrollen waren 163 Beamte eingesetzt, heißt es.


Bayerns Innenminister findet Ergebnis „höchst bedenklich“



„Dass trotz tagelanger Vorankündigung und pandemiebedingt weniger Verkehr so viele zu schnell unterwegs waren, ist höchst bedenklich“, erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Vielen Verkehrsteilnehmern sei immer noch nicht bewusst, wie gefährlich zu schnelles Fahren sein kann. Raser spielen nicht nur mit dem eigenen Leben, sondern auch mit dem Leben anderer!"

Der Innenminister kündigte an, die Geschwindigkeitskontrollen in Bayern weiter zu verstärken, um gerade die Unbelehrbaren aus dem Verkehr zu ziehen. Dabei setzt die Polizei auf modernste Messtechnik, zum Beispiel spezielle Lasermesspistolen und hochpräzise digitale Messgeräte. Die Polizei hat allein in den vergangenen beiden Jahren 3,4 Millionen Euro in hochmoderne Kontrollgeräte investiert. Herrmann verwies darauf, dass für knapp ein Drittel der Verkehrstoten auf Bayerns Straßen zu schnelles Fahren verantwortlich ist. 2020 wurden in Bayern insgesamt 147 Personen durch Geschwindigkeitsunfälle getötet.