Deggendorf
Anzeigen für Parksünder: Stadtrat fotografiert Kirchgänger

21.02.2014 | Stand 20.09.2023, 21:18 Uhr

Georg Treiber hat schon einmal als Verkehrsüberwacher für Schlagzeilen gesorgt: Er informierte die Polizei über die Alkoholfahrt eines Ex-"Parteifreundes".  − Archivfoto: Binder

Osterhofen hat "Knöllchen-Harri", Deggendorf den "Foto-Schorsch". Nach der Aufregung um "Knöllchen-Harri" scheint der Berliner Ex-Polizist Harri F. (71) neue Ziele zu haben und es mit den Anzeigen sein zu lassen. Über ein Jahr lang lieferte der ehemalige Schutzmann Falschparker gnadenlos der Polizei aus. Anders aber jetzt in Deggendorf. Hier treibt es den parteilosen Stadtrat Georg Treiber vornehmlich an Sonntagen zur Martinskirche. Warum? "Dort parken jeden Sonntag zu den 9-Uhr- und 10.30-Uhr-Gottesdiensten Autofahrer, also in erster Linie Kirchgänger, den Radweg zu. Auf beiden Seiten," moniert der umtriebige Ex-Republikaner beim Anruf der PNP aufgebracht.

Schon vorher hatte ihn PNP-Leser und Reiseleiter beim Senioren-Aktiv-Club, Theo Sperl, zur Rede gestellt, als Georg Treiber wieder mit dem Fotoapparat unterwegs war und unermüdlich Pkw ablichtete. "Als Beweis für die Polizei", sagte er dem Ruheständler. Der wiederum meinte nur: "Geh’n S’ lieber in die Kirch’ und beten S’ an Vaterunser."

Der "Foto-Schorsch" ist auch deshalb so sehr hinter Falschparkern her, "weil ich vor Jahren diesen Radweg initiiert habe". Er ruft auch tatsächlich bei der Polizei an und macht die Inspektion auf diese "Missstände" aufmerksam. "Und die Polizei kommt, wenn sie gerufen wird", sagt Treiber, "das kostet jeden verwarnten Autofahrer mindestens 15 Euro oder mehr. Je nachdem, wie er seinen Wagen verkehrswidrig abgestellt hat."

Laut Gottesdienstbesuchern gilt schon lange ein "stillschweigendes Abkommen" zwischen Pfarrei und Polizei, an Sonntagen dort nicht aufzuschreiben. Deshalb schreitet Treiber zur Tat. Was den Stadtrat aber besonders wurmt, ist die Tatsache, "dass gegenüber der Kirche auf dem relativ großen Parkplatz bei den Dämmen zu den Gottesdienstzeiten meist kein einziges Auto geparkt ist."