Grafenau
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Coronabedingter letzter Dienst von Angehörigen und Freunden des verstorbenen Richard Hable: Bier, Lüngerl und Brezn zum Dahoam-Verspeisen

07.02.2021 | Stand 21.09.2023, 4:18 Uhr

Für die in der Grafenauer Stadtpfarrkirche versammelten Trauergäste gab’s für zu Hause ein Falter-Pils aus Regen, das mit einem Etikett, das ein Foto von Richard Hable zeigt, versehen war. −F.: Binder

Täglich verlassen uns in Zeiten der Corona-Pandemie viele alte, aber auch jüngere Menschen, die wir gut kannten – oft früher als gewohnt. Doch zurzeit ist dies nicht mehr das seit Jahrhunderten gewohnte Abschiednehmen. Nur zwei Dutzend, in erster Linie natürlich die Angehörigen, dürfen dabei am offenen Grabe für sie trauern, während der Priester die Worte der Trauerliturgie spricht.

Es gibt keine Trauerzüge mehr vom Requiem in unseren Pfarrkirchen hin zum Friedhof, auch bei der nicht mehr möglichen Begleitung von Vereinsmitgliedern keine Fahnen mit Trauerbändern. Marschmusik und Gesänge sind verklungen. Keinen Trauermarsch von Chopin, kein "Näher mein Gott zu Dir" und selbst das "Lied vom guten Kameraden" der Blasmusik schweigt. Ein großes Stück der Trauerkultur ist auf unseren Friedhöfen schon seit Monaten selbst zu Grabe getragen worden, schweigt, wie es nur der Tod es nur selbst kann. Am Grab wird kein Weihwasser mehr versprengt.

Der im Alter von fast 75 Jahren in der Regensburger Uni-Klinik an Corona verstorbene BMW-Autohausgründer Richard Hable wurde im engsten Familienkreis auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Grafenau am Vormittag seines Begräbnistages in einer Urne beigesetzt. Nur 25 Trauergäste durften dabei Abschied von dem Toten nehmen.

Am Nachmittag der Bestattung hatten die Witwe des Verstorbenen, Johanna Hable und ihre Töchter Andrea, Steffi und Susanne, die engsten Verwandten und ein paar Freunde, dennoch zu einem Trauergottesdienst in die Grafenauer Stadtpfarrkirche eingeladen, um sich gemeinsam an ihren lieben Verstorbenen zu erinnern. Es durften aber nur an die achtzig Leute sein, obwohl die Kirche Platz für rund 300 Gläubige hat, die in normalen Zeiten auch gekommen wären, wie der Stadtpfarrer meint. Ja, aber behördlich gesehen mussten ja die Abstände der Trauergäste zueinander eingehalten werden.

Von der Empore herab begleiteten der Frauenauer Ernst Grassl (Akkordeon), Hermann Wirsich (Gitarre) und Andreas Loibl (Zither) mit meditativer Musik und auch volksmusikalischen Erinnerungen den Trauergottesdienst. Und zum Schluss spielten sie "dem Richard" sein Lieblingslied: "Und einer bekommt immer dös Bummerl…"

Stadtpfarrer Msgr. Kajetan Steinbeißer, ebenfalls wie Ernst Grassl ein Begleiter auf vielen Weinreisen von Richard Hable, ließ das Leben des Toten Revue passieren. Er schilderte es, so wie es war, und wie es alle seine Angehörigen und Freunde in Erinnerung behalten wollen: Es war ein Leben, in dem es Richard Hable schaffte, "Geschäft und Geselligkeit, Erfolg, Familie, Zielstrebigkeit und Freundschaft mit großem Elan und großer Zielstrebigkeit zusammenzubringen."

Der Stadtpfarrer schilderte den Toten als Vorbild einer positiven Lebenseinstellung, der es verstand, mit dem Geschenk des Lebens, das uns Gott, der ein Freund des Lebens ist, gegeben hat, gut umzugehen. "Menschen, die sich selber nicht mögen, wie können die das Positive, das Gute, die Vielfalt, das Göttliche in die Welt bringen? Das funktioniert nicht. Egoismus und Unzufriedenheit sind die Früchte des Bösen. Von diesem Geschenk der Güte Gottes, die in unsere Welt hineinstrahlt, hat Richard Hable viel in seinem Leben umgesetzt, hat viel eingebracht. Man könnte sagen: Er hat gute Arbeit geleistet. Er hat viel Freude, Humor, Wertschöpfung und Großzügigkeit eingebracht," würdigte der Geistliche das Leben des Verstorbenen.

Letztendlich gab Steinbeißer den Gläubigen seinen Wunsch und seine Hoffnung mit auf den Weg: "Wenn Gemeinschaft, Freude, Großzügigkeit und Vertrauen Kennzeichnung der Himmelsbewohner sind, denke ich, dann hat Richard Hable gute Konditionen und Voraussetzungen für diesen ´Himmel`. Gott möge ihn aufnehmen in seine Wohnungen!"

Auch der Präsident des Bayerwald-Golfclubs am Nationalpark, Josef "Waz" Liebl, erinnerte an die große Beliebtheit seines Gründungsmitglieds Hable, der als einer Aktivsten seines Clubs galt, ihn stets unterstützte und seiner Gemeinschaft sportlich wie gesellig fehlen werde.

Ja, wenn’s schon keine Trauermusik am Grabe, nach der Beerdigung selbst kein Treffen von Trauergästen im engsten Familienkreis zu Hause, mehr geben darf und auch in den Gasthäusern die für die Waldler so traditionellen "Totensuppen", feiner gesagt das Einkehren zum Leichenschmaus, behördlich untersagt sind, finden sie wegen der Strafandrohungen von mehr als 250 Euro derzeit nicht mehr statt.

Doch weil der Richard Hable zu Lebzeiten einmal gesagt hat, dass, wenn er einmal stirbt, es zu seinem Begräbnis einmal ein Lüngerl, eine Breze und natürlich Freibier geben sollte, haben sich seine Angehörigen und Freunde überlegt, wie man ihm im "Falle eines Falles" diesen Wunsch selbst in Krisenzeiten erfüllen könnte. Wo ein Wille ist, war für die Waldler schon immer ein gangbarer Weg.

Wenn schon nicht in einem Wirtshaus, dann sollten die wenigen zugelassenen Trauergäste wenigstens zu Hause am Küchentisch an dieses Versprechen ihres Freundes Richard erinnert werden. Deshalb: Die Brauerei-Seniorchefin Elisabeth Falter, die gerne mit Richard Golf spielte, ließ von ihrem Sohn, dessen Vater, der Falter Sepp, ein enger Freund von Richard Hable war, eigens seine "Budderl" (Pils) mit einem Abschiedsgruß und mit einem Bildnis von Richard etikettieren, der vom Toten gern besuchte Stammtischwirt Thomas von der "Ehrn" im Freilichtmuseum Finsterau ein Lüngerl zubereiten und dazu gab’s dann auch noch ein Laugenkipferl.

Und das gab’s dann für die Trauergäste beim Abschied von der Pfarrkirche in einem kleinen Leinensackerl zur privaten "Totensuppe" mit nach Hause. Und so erfüllte sich für den im Alter von fast 75 Jahren überraschend an Corona verstorbenen BMW-Autohausgründer auch posthum noch einer der kleinen Wünsche des so am Leben gehangenen Richard Hable, der immer so gerne unter guten Freunden in seiner geliebten Heimat war…
Egon M. BinderWie Stadtpfarrer Msgr. Kajetan Steinbeißer noch mitteilt, will er für den Verstorbenen im Sommer oder Herbst, also dann, wenn’s vielleicht behördlich erlaubt ist und die Leute wieder zu den Leuten gehen dürfen, in der Stadtpfarrkirche für all seine Verwandten, Freunde und Bekannten ein Requiem halten. Und anschließend können sich die Trauergäste auf dem Kirchplatz in Erinnerung an den Toten zu einem Glas Wein treffen.