Weltmeister, Regionalliga, Shisha-Bar: Das wurde aus den U21-Europameistern von 2009

30.06.2019 | Stand 19.09.2023, 1:07 Uhr

Die Klasse von 2009: Der U21-Europameistertitel war die Geburtsstunde einer goldenen deutschen Fußball-Generation. −Foto: Gentsch/dpa

Die U21 könnte dieser Tage in große Fußstapfen treten. Wenn am Sonntag in Udine das EM-Finale (20.45 Uhr, Das Erste) steigt, wird die Geburtsstunde einer goldenen deutschen Generation zehn Jahre und einen Tag her sein. In Schweden siegte die deutsche U21 damals im EM-Finale mit 4:0 gegen England. Einige Spieler legten danach Welt-Karrieren hin. Aber nicht alle. Das wurde aus den Europameistern von 2009:

Sechs Weltmeister: Lange drohte die "goldene Generation" im Herrenbereich titellos zu bleiben. Halbfinal-Aus bei der WM 2010, gleiches Schicksal zwei Jahre später bei der EM. Die WM 2014 wurde als die letzte Chance bezeichnet, sich zu krönen. Und die DFB-Elf nutzte sie – angeführt von der Klasse von 2009. Sechs U21-Europameister zählten in Brasilien zum Kader: Manuel Neuer, Mats Hummels, Jérôme Boateng, Benedikt Höwedes, Mesut Özil und Sami Khedira. Bis auf Neuer gehört heute keiner mehr zum Kreis der Nationalmannschaft.

Ersatz in der Regionalliga: Von einem solchen Vermächtnis kann Chinedu Ede nur träumen. Ja, der war auch U21-Europameister, wenn auch nur als Ersatzspieler. Es war der Höhepunkt seiner Karriere. Der heute 31-Jährige spielt nach Stationen bei Hertha BSC Berlin, Duisburg, Mainz, Union Berlin und Kaiserslautern inzwischen bei der VSG Altglienicke in der Regionalliga Nordost. Und selbst da sitzt er oft auf der Bank. Ein Thailand-Abenteuer bei Bangkok United scheiterte 2017. Immerhin Stammspieler in der Regionalliga Bayern ist Daniel Adlung. Der einstige Wolfsburger, Cottbuser und Münchner Löwe ist nach einem Abstecher nach Australien bei der Reserve von Greuther Fürth untergekommen.

Zwei Jahre vereinslos: Einen anderen Ex-Löwen hat es härter erwischt: Sebastian Boenisch. Der gebürtige Pole spielte für die A-Nationalelf seines Heimatlandes, mit Leverkusen Champions League. Eine solide Karriere, die ein jähes Ende nahm. 2016 in Leverkusen vor die Tür gesetzt, heuerte er bei 1860 München an, spielte schwach, stieg aus der 2. Bundesliga ab, wurde vereinslos. Und ist das bis heute.

Iranischer Kapitän und Shisha-Bar-Besitzer: Ashkan Dejagahs Karriere ist ein Abenteuer. Mit Wolfsburg war er 2009 Meister, 2012 ging er nach Fulham. Für die Londoner spielte er 43 Mal in der Premier League – und verabschiedete sich in die Wüste, zum Al-Arabi Sports Club. Seine Rückkehr nach Wolfsburg 2017 verlief erfolglos. Dafür schuf er sich ein zweites Standbein – mit einer Shisha-Bar in Berlin. Inzwischen spielt Dejagah bei Tractor Sazi in seiner Heimat Iran – und ist dort Kapitän der Nationalmannschaft.

Zweiter Frühling in Holland: Einen zweiten Frühling erlebte auch Daniel Schwaab in den Niederlanden. Der ehemalige Leverkusener und Stuttgarter wechselte 2016 zur PSV Eindhoven. Unter Trainer Mark van Bommel war er Stamm-Innenverteidiger, wurde beinahe niederländischer Meister. Dennoch wurde sein Vertrag nicht verlängert. Er wäre nun ablösefrei, sein Jugendklub SC Freiburg soll interessiert sein.

Sternstunden in Belgrad: Marko Marin war schon oft abgeschrieben. Als er 2012 von Bremen zu Chelsea wechselte, erfüllte er sich den Traum von der Premier League. Gespielt hat er dort kaum (sechs Einsätze). Stattdessen tingelte er als Leihspieler durch Europa. Sevilla, Florenz, Anderlecht, Trabzon. Oft machte er eine gute Figur, kehrte voller Hoffnung nach London zurück – und wurde wieder verliehen. 2018 fand er bei Roter Stern Belgrad eine sportliche Heimat. Dort ist er Stammspieler, in der Königsklasse machte er gegen den späteren Sieger Liverpool ein Riesen-Spiel.