Große Solidarität beim TSV 1860
Warum Regionalligist Rosenheim weiter alle Gehälter zahlt – Mannschaft trainiert wieder

19.05.2020 | Stand 19.09.2023, 1:35 Uhr

Die Spieler spendeten für den Verein: Moritz Moser, Christoph Wallner und Danijel Majdancevic übergaben dem Abteilungsleiter Finanzen, Sandro Sacco, einen stolzen vierstelligen Betrag. −Foto: Verein

Das ist in der Fußball-Regionalliga Bayern wohl einzigartig: Der TSV 1860 Rosenheim zahlt auch in Corona-Zeiten mit ausgesetztem Spielbetrieb seine Angestellten weiter und wird dafür mit überragender Solidarität in Form einer Spende belohnt. "Wir sind alle der Auffassung, dass ein unterschriebener Arbeitsvertrag Gültigkeit besitzt und deswegen die Gehälter zu 100 Prozent fortbezahlt werden sollten, solange es die Möglichkeit gibt", sagt Sportlicher Leiter Hansjörg Kroneck.

Möglich wurde dies nach vielen Gesprächen mit den Partnern des Vereins. Kroneck: "Das waren tolle Gespräche, bei denen unsere Partner, ich sage bewusst nicht Sponsoren, sich hinter den Verein gestellt haben, um die Leistungen, die seit Jahren im Verein und auch im Jugendbereich erbracht werden, zu honorieren." Bedingung der Partner war aber, dass der Verein jetzt nicht das Geld auf die hohe Kante legt, um in Zukunft teure Transfers stemmen zu können, sondern die hundertprozentige Lohnfortzahlung bis Vertragsende zum 30. Juni. "Verträge sind Verträge, gerade auch in unsicheren Zeiten. Wir wollten zu unserem Wort stehen", macht auch Fußball-Abteilungsleiter Franz Höhensteiger die Position des Vereins klar. Im Klartext: Keine Gehaltseinbußen für die Elf von Trainer Thomas Kasparetti, aber auch nicht für andere Angestellte des Vereins.

"Das ist wirklich nicht alltäglich und deswegen haben wir uns im Mannschaftsrat zusammengesetzt und überlegt, wie wir ein Zeichen setzen und was wir dem Verein zurückgeben können", so Kapitän Christoph Wallner und erklärt: "Unsere Spendenaktion basiert auf freiwilliger Basis und auch die Höhe der Beträge war freiwillig. Aber es haben ausnahmslos alle, die auf der Gehaltsliste stehen, bereitwillig gespendet."

Am Ende kam eine stolze vierstellige Summe zusammen, die Kapitän Wallner, Defensivmann Moritz Moser und Torjäger Danijel Majdancevic letzte Woche an den Verein übergeben konnten. "Es war der Mannschaft wichtig zu zeigen, dass es nicht nur um uns Spieler geht. Es geht um den Verein, die Fußball-Abteilung, um das Team hinter dem Team. Nur wenn wir alle zusammenhalten, werden wir diese schwierige Zeit überstehen, die wohl leider noch lange nicht beendet ist. Dafür wollten wir einen Beitrag leisten", so Majdancevic.

Und dieses Miteinander macht Kroneck und die anderen Vereinsfunktionäre natürlich extrem stolz: "Das ist schon eine sehr emotionale Reaktion der Mannschaft und eine überragende Botschaft. Die Jungs haben mit ihrer Aktion nicht nur bewiesen, dass sie ganz feine Charaktere sind, sondern dass Rosenheim mehr als nur ein Club ist."

Trainiert wird in Rosenheim übrigens auch wieder: Letzte Woche hat die erste Einheit auf dem Platz in Kleingruppen stattgefunden. "Die Jungs sind glücklich, dass sie wieder auf den Ball hauen dürfen. Künftig wollen wir wöchentlich ein Cybertraining und zwei Einheiten auf dem Platz abhalten", so Kroneck.

− M.B.