Wackers Trainer-Rückkehrer Uwe Wolf: "Dass die Mannschaft die Liga nicht rockt, war klar"

08.12.2014 | Stand 18.09.2023, 23:08 Uhr

104 Tage nach Ende seines ersten Engagements hat Uwe Wolf in Burghausen seinen zweiten Versuch gestartet. Erste Erfolge stellten sich sofort ein, dennoch will der Pfälzer den Kader nun massiv verstärken. − Foto: Butzhammer

Drei Spiele, vier Punkte, nur ein Gegentor − der Trainerwechsel bei Regionalligist Wacker Burghausen von Mario Demmelbauer auf seinen Vorgänger Uwe Wolf (47) scheint gezündet zu haben. Zwar befindet sich der SVW weiter auf einem Relegationsplatz, doch der Coach zeigt im Interview mit heimatsport.de große Zuversicht, dass sich der Drittliga-Absteiger nach der Winterpause möglichst bald von diesem entfernen wird.

Herr Wolf, was macht den Reiz von Burghausen aus, dass Sie wieder zurück sind?

Uwe Wolf: Ich habe mich in Burghausen letzte Saison schon sehr wohlgefühlt, leider haben wir am Saisonende den Klassenerhalt nicht geschafft und konnten uns im Anschluss nicht auf einen gemeinsamen Weg verständigen. Der Kontakt zu Bürgermeister Hans Steindl ist aber nie abgerissen. Als ich gefragt wurde, in dieser schwierigen Situation wieder zu helfen, habe ich mich sofort bereit erklärt.

Was hat sich geändert, dass es jetzt für Sie gepasst hat?

Wolf: Meine Bedingung war im Sommer, dass wir weiter professionell arbeiten, um den Club schnell wieder in den Profi-Fußball zurückzubringen. Es wurde mir aber gesagt, dass man maximal einmal am Tag trainieren könne und in allen Bereichen enorme Einsparungen machen müsse. Was die Infrastruktur betrifft, hat sich Burghausen aber in den vergangenen Jahren enorme Möglichkeiten aufgebaut. Der Club, die Stadt und die vielen treuen Fans haben mehr verdient, als im unteren Drittel der Regionalliga mitzuspielen. Wir sind uns alle einig, dass das nicht der Weg des SV Wacker sein kann.

Bei Ihrer Rückkehr hieß es erst, Sie bleiben nur bis zum Winter. War das wirklich der Plan?

Wolf: Es war vereinbart, dass wir die drei Spiele bis zur Winterpause machen und uns dann über die Zukunft unterhalten. Als der Anruf von Herrn Steindl kam, war ich mit einigen Clubs in Kontakt. Aber ich habe mich bewusst für Burghausen entschieden, weil es für mich eine Herzensangelegenheit ist. Jetzt wollen wir gemeinsam die Zukunft des Clubs gestalten.

Sie haben in der letzten Pressekonferenz von "Problemen" gesprochen, die zu lösen sind. Betreffen diese nur den Kader?

Wolf: Es hatte sich im Sommer schon abgezeichnet, dass der Kader optimiert werden muss. Aus der damaligen U19 waren vielleicht drei Spieler sofort regionalligatauglich. Dass diese neue Mannschaft mit vielen jungen Spielern die Regionalliga nicht rockt, war sicher klar. Aber dass man jetzt so unten reinrutscht, hätte man sich wohl nicht träumen lassen. Wir mussten zunächst in der Defensive Stabilität reinbekommen. Bei nur einem Gegentor in drei Spielen ist das gut gelungen, darauf können wir aufbauen. In der nächsten Woche werden mit den Verantwortlichen weitere Gespräche stattfinden, welche Investitionsmöglichkeiten gegeben sind, damit wir die Mannschaft in der Winterpause verstärken können.

Mit Andreas Giglberger und Arian Osmanaj haben zwei Spieler den Verein bereits verlassen. Wer folgt ihnen, wer kommt hinzu?

Wolf: Beide hatten wenig Spielpraxis, insofern war eine Trennung das Beste für beide. Walter Kirschner hat zwei Anfragen (am Sonntagnachmittag wurde sein Wechsel zum FC Töging bekannt, Anm. d. Red.). Wir müssen respektieren, dass er sich beruflich anderweitig entwickeln möchte. Im Idealfall verstärken wir uns noch in jedem Mannschaftsteil mit einem Spieler. Ich habe einige Spieler im Auge, die uns sofort helfen könnten.

Liegt Ihr Augenmerk bei neuen Spielern vor allem im offensiven Bereich?

Wolf: Defensive Stabilität ist zunächst das Fundament, das hat die Mannschaft in den letzten drei Spielen gut umgesetzt. In der Offensive hat sie allerdings noch viel Potenzial, die eine oder andere Verstärkung würde der Mannschaft guttun. Ich hatte die letzten beiden Wochen Spieler aus der U19 im Training, denen ich allen ein gutes Zeugnis ausstellen kann, was die Einstellung betrifft. Christoph Schulz und Stefan Wächter, die ich herausheben möchte, machen richtig Spaß. Beide zeigen eine top Einstellung und kommen mit Freude zum Training. Deshalb will ich sie in der Vorbereitung dabei haben, auch die beiden talentierten Torhüter Mathias Loibl und Philipp Roderweiss.

Drei Monate, bis Anfang März, ist jetzt Winterpause. Gut oder schlecht für Ihr Team?

Wolf: Positiv, weil wir viel Zeit zum Trainieren haben. Wir arbeiten schon fleißig an gewissen Defiziten und werden das im neuen Jahr mit einer ausgedehnten Vorbereitung fortsetzen. Unser Ziel ist natürlich, so schnell wie möglich die untere Tabellenregion zu verlassen. Die Spieler haben das verinnerlicht. Alle wollen im neuen Jahr zeigen, dass sie besser sind als der aktuelle Tabellenplatz.

Sie haben es mit den gleichen Spielern hingebracht, die bis dahin anfällige Abwehr zu stärken. War das nur Kopfsache?

Wolf: Nicht nur, ich musste personell auch einige Änderungen vornehmen. Tobias Schröck zum Beispiel hat seine Sache in der Innenverteidigung hervorragend gemacht. Klar geht er uns dann im Mittelfeld ein Stück weit ab, aber es war erst mal wichtig, sich defensiv zu stabilisieren. Und wenn man weiß, dass man in der aktuellen Situation nicht viele Tore schießt, darf man auch nicht viele Tore bekommen.

Die Unterstützung seitens der Fans auf der Westtribüne hat in den letzten Heimpartien gefehlt. Wie sehen Sie den Konflikt zwischen Anhängern und Polizei?

Wolf: Auf der West haben wir super Fans, die die Mannschaft lautstark unterstützen. Die West ist Tradition in Burghausen. Die Mannschaft hat immer davon profitiert, wenn die Fans wie eine Wand hinter ihr stehen. Deshalb appelliere ich auch immer an die Mannschaft, dass sie viel Laufbereitschaft und Leidenschaft zeigt, damit der Funke auf die Fans überspringt. Der Großteil der Fans ist vernünftig. Was außerhalb des Stadions passiert, also in der Stadt, da gehören immer zwei Parteien dazu. Letztes Jahr zum Beispiel, als wir das Derby gegen Regensburg hatten, waren die Straßen abgesperrt, da hast du gemeint, es kommen 20000 Zuschauer. Am Ende waren es 3000. Klar ist die Sicherheit wichtig, aber man kann es auch übertreiben, wenn Stadt und Stadion schon vor Spielbeginn wie ein Hochsicherheitstrakt wirken. Ich appelliere da auch an die Vernunft jedes einzelnen, friedlich miteinander umzugehen.

Als Sie letzte Saison gekommen sind, war die Situation aussichtsloser. Darf man nach den letzten drei Spielen optimistisch ins neue Jahr blicken?

Wolf: Natürlich, wir schauen positiv in die Zukunft. Aber wir müssen die Situation auch realistisch sehen und dürfen sie nicht unterschätzen. Wir kommen nur mit viel harter Arbeit ins gesicherte Mittelfeld. Als ich letzte Saison die Mannschaft übernommen habe, hatten wir nur einen Punkt. Wir sind von der Intensivstation kurz runtergekommen und haben den Anschluss gefunden. Am Ende hat es dann aber leider nicht gereicht, obwohl wir uns in der Defensive stabilisiert hatten mit nur 17 Gegentoren in 17 Spielen nach der Winterpause. Andererseits sind uns auch nur 17 Tore gelungen, das war unser Manko.

Das Gespräch führte Alexander Nöbauer.

TESTSPIELE UND TERMINE 201519. Januar: Trainingsbeginn

24.Januar: Spiel gegen TSV 1860 MünchenII(A)

31. Januar: TSV Bogen(H)

3.Februar: FC Bayern MünchenII (A),

7. Februar: SV GrödigII (A)

11. Februar: TuS Pfarrkirchen(H)

14. Februar: SV Seekirchen (H)

21. Februar: Spiel geplant, Gegner noch offen

28. Februar: Austria Salzburg (H)

6.März, Freitag, 19.30 Uhr: Regionalliga-Punktspiel beim FC Memmingen.