Wackers Ringer nach der Keller-Pleite gegen Schriesheim: War’s das schon mit der Bundesliga?

21.10.2013 | Stand 18.09.2023, 20:01 Uhr

Zumindest gut gerungen hat Christian Maier (li.) gegen den Deutschen Meister Marcus Plodek.  − F.: Czernin

 Im Duell der beiden bis dahin sieglosen Tabellenschlusslichter der Ringer-Bundesliga Süd hat der SV Wacker Burghausen selbst gegen Aufsteiger KSV Schriesheim mit 10:24 eine Pleite erlebt, die sich gewaschen hatte. Mit jetzt 0:10 Punkten sind die Salzachstädter alleiniger Tabellenletzter und mehr denn je stellt sich die Frage: War’s das schon?

 Wie bereits in den vorangegangenen beiden Kämpfen in Weingarten (8:27) und gegen Schifferstadt (8:25) blieb Wackers sportliche Leitung ihrer Marschroute treu, größtenteils mit deutschen Ringern anzutreten – und damit sportlichen Misserfolg billigend in Kauf zu nehmen. Während Schriesheim immerhin sechs Deutsche auf die Matte schickte, waren es bei Wacker sogar deren acht. Das Burghauser Publikum scheint derweil zunehmend nicht mehr bereit zu sein, Eintrittsgelder für zweitklassigen Sport auszugeben: Nur 250 Besucher kamen – Minusrekord.

 In der 55-kg-Freistilklasse verschenkte Wacker gleich mal die ersten vier Punkte, denn man hatte mit Stefan Wuchterl einen Akteur mit viereinhalb Kilo Übergewicht aufgeboten. Anton Losowik, dem man bisher ansprechende Leistungen attestieren konnte, musste bis 120 kg griechisch-römisch ran. Gegen den Schriesheimer Altmeister Kai Dittrich, mehrfacher Deutschen Meister, übersah er zwei mustergültig ausgeführte Armzüge und unterlag mit 0:3.

 In der Grecoklasse bis 60 kg musste Andreas Hohendorf für den, wie es hieß, verhinderten Csongor Knipli einspringen. Ibrahim Fallacara ließ dem Burghauser keine Chance und siegte nach knapp einer Minute vorzeitig durch Technische Überlegenheit. Immer besser in Fahrt kommt Gergely Kiss nach seiner Operation. Kontrolliert und elegant drängte er den deutschen Spitzenringer Oldrik Wagner im Freistil bis 96 kg immer wieder in die Defensive und gewann klar und verdient mit 10:2 Punkten. Es sollte einer von nur drei Wacker-Siegen an diesem Abend bleiben. Martin Maier wude in der 66-kg-Freistilklasse gleich zu Beginn von Timur Seidel überrumpelt und lag 0:4 hinten. In der zweiten Runde fasste sich das Burghauser Eigengewächs ein Herz, ging aktiv zu Werke und glich zum 4:4 aus. Am Ende schien Maier seinen kontinuierlichen Angriffsversuchen konditionell Tribut zollen zu müssen. Seidel kam zu weiteren Wertungen kam und siegte 9:4. Der Halbzeitstand von 4:15 war mehr als eine Vorentscheidung.

 Und nach der Pause ging es sofort mit einer Niederlage weiter. In der Klasse bis 84 kg griechisch-römisch unterlag Maxi Lukas dem Schriesheimer Attila Tamas. Nach der hervorragenden Leistung in Weingarten, wo das Wacker-Talent einen der zwei Siege verbucht hatte, hoffte man auf einen weiteren Erfolg. Tamas ließ diese Hoffnung aber schnell zerplatzen, nachdem ihm im Bodenkampf gleich zwei der ebenso seltenen wie sehenswerten Fünf-Punkte-Würfe gelangen. Damit war das Duell nach vier Minuten durch Technische Überlegenheit zu Gunsten des Rumänen vorzeitig beendet.

 Als es schon um nichts mehr ging, sorgte Andreas Maier mit einer herausragenden Leistung in der Grecoklasse bis 66 kg noch für ein Highlight. Gegen den letztjährigen EM-Zweiten Georgian Carpen aus Rumänien siegte der Burghauser dank beherzter Ringweise hochverdient mit 3:0. Er beherrschte seinen Gegner über die komplette Kampfdauer klar.

 Ein weiterer kleiner Lichtblick war der Auftritt von Christian Maier, der sich ebenfalls auf bestem Weg zurück zu alter Form befindet. Trotz eines Gewichtsnachteils von knapp sechs Kilo bot er im Freistil bis 84 kg dem amtierenden Deutschen Meister Marcus Plodek ordentlich Paroli und führte mit 4:1. Am Ende machte sich der körperliche Nachteil Maiers immer mehr bemerkbar, sodass er seinem Gegner knapp mit 6:8 Punkten den Sieg überlassen musste. Bis 74 kg Freistil verschlief der immer noch angeschlagene Nikolay Kurtev den Auftakt vollkommen und lag gegen Nicolae Cojocaru nach schnellen Beinangriffen 0:5 zurück. Danach startete der zuverlässige Bulgare eine Aufholjagd, die mit 7:10 und damit einer 1:2-Niederlage erfolglos endete. Im Kampf der Klasse bis 74 kg griechisch-römisch sah sich Matthias Maasch gegen den Rumänen Ionel Puscasu trotz deutlich aktiverer Ringweise nach einer Unaufmerksamkeit bis kurz vor Schluss mit 0:1 im Hintertreffen. Nur mit einem echten Kraftakt gelang dem Burghauser Publikumsliebling noch der Ausgleich und damit ein 2:1-Sieg wegen der zuletzt erzielten Wertung.

 Trainer René Klimars wird auf der Homepage der SVW-Ringer nur mit zwei Sätzen zitiert: "Ich freue mich über die Superleistung von Andi Maier, der den Vizeeuropameister von 2012 besiegt hat. Die Kämpfe von Martin und Christian Maier sowie Niko Kurtev hätten mit etwas mehr Glück auch anders herum ausgehen können." Kein Wort davon, dass seine Truppe soeben haushoch gegen einen direkten Konkurrenten verloren hatte und der Abstieg in die 2. Liga fast schon besiegelt ist ...

 − rh/ow