Wachgeküsst vom Träumer: Tobias Strobl hat den FC Schweinfurt zurück in die Spur gebracht

13.12.2019 | Stand 13.12.2019, 11:00 Uhr

Hakt den Aufstieg in die 3. Liga noch nicht ab: Schweinfurt neuer Trainer Tobias Strobl will in der Rückrunde einen Angriff auf Primus Türkgücü München starten – trotz acht Punkten Rückstands. −Foto: Horling

Der Adventskalender der Schweinfurter Schnüdel wurde schon eher produziert. Wer konnte schon ahnen, dass am 4. November nach einem 2:2 beim kleinen Nachbarn, dem Dorfverein TSV Aubstadt, Trainer Timo Wenzel seinen Hut nehmen müsse? Das Türchen mit der Nummer 24, das eigentlich den 42-Jährigen zeigte, wurde danach überklebt. Und irgendwie ist seit diesem Start in den elften Monat alles anders beim FC 05.

Die Unterfranken belegen zwar wie schon in der Vorsaison Rang zwei mit wieder acht Punkten Rückstand auf eine Münchner Mannschaft. Damals aber gab man hinter dem FC Bayern II liegend bereits auf. Diesmal glaubt Neu-Trainer Tobias Strobl noch an einen Einbruch von Türkgücü. Zumindest hofft er irgendwie darauf. Strobl brachte nach einem gruseligen Oktober mit nur zwei Punkten aus fünf Partien plus Pokal-Aus im Viertelfinale in Aschaffenburg die Lust auf Fußball zurück nach Schweinfurt.

Der 32-Jährige – früher beim TSV 1860 Rosenheim und letzte Saison beim FC Ingolstadt II bis zum Zwangsabstieg der Schanzer durch den der Profimannschaft in die 3. Liga – kam, sah und die Unterfranken siegten wieder. Zum Debüt glücklich und spät mit 1:0 durch Adam Jabiris Tor, dann locker in Burghausen, 6:0 gar gegen Rain am Lech. Ehe zum Jahresfinale jeder der nur 800 Zuschauer spürte, dass die Mannschaft lebt und Leidenschaft hat. Nach 70 Minuten lagen die Schweinfurter mit 0:3 gegen Rosenheim zurück. In der 95. Minute vollendete der eingewechselte Florian Pieper seinen Sahnetag mit Treffer vier. 4:3, komplette Wende, frohe Weihnachten.

"Wahnsinn, was wir auf den Rasen gezaubert haben", sprach Tobias Strobl danach von einem "mega Gefühl" und vom Stolz, diesen Verein trainieren zu dürfen. "Wir haben uns in dieses Mentalitätsspiel reingearbeitet. Letzte Saison hätten wir so eine Partie nicht gedreht", glaubt Matchwinner Pieper. Er hätte auch sagen können: In der Zeit vor Tobias Strobl wäre das nicht geglückt.

"Es funktioniert so wie erträumt"


Warum er Schweinfurt als bislang größte Herausforderung seines Trainerlebens bezeichnet? "Weil die Ambitionen hier anders sind. Man merkt, dass der Verein und das Umfeld Lust auf mehr haben. Das Umfeld, die Menschen, die Mannschaft, der sportliche Erfolg – es funktioniert so wie erträumt", sagt Strobl und lacht.

Im April 2020 wird Tobias Strobl Vater, schon im Februar wollen er und seine Katharina fest nach Schweinfurt ziehen. Bis dahin will er in der Hallensaison letztmals selbst Fußball spielen: Beim FC Grün-Weiß Ingolstadt, für den er bei der Bayerischen Hallenmeisterschaft letzte Saison beim Endturnier in Stadtbergen bei Augsburg gegen Gundelfingen im Finale das Siegtor schoss. So gut, wie 2019 startete, endete es für Strobl.

Und 2020? Am 14. März muss der SV Schalding-Heining nach Schweinfurt reisen. Im besten Fall wollen die Unterfranken danach vielleicht nur noch fünf Punkte hinter Türkgücü München liegen. Und weiter an ihren Traum glauben – vom Aufstieg in die 3. Liga.