Vom Kreisliga-Kicker zum SVS-Kapitän: Stefan Rockinger – Sinnbild für Schaldings Entwicklung

08.11.2018 | Stand 19.09.2023, 0:45 Uhr

Schaldings Dauerbrenner: Stefan Rockinger stand in dieser Saison immer in der Startelf und verpasste bisher gerade einmal 37 Spielminuten. −Foto: Andreas Lakota

Nein, an Schweinfurt hat Stefan Rockinger keine guten Erinnerungen. Beim ersten Mal dauert sein Auftritt im Willy-Sachs-Stadion genau 35 Minuten, dann nimmt ihn der damalige Trainer Mario Tanzer vom Platz. Vor zwei Jahren erlebt Rockinger mit seinem SV Schalding eine historische Klatsche, 0:7 leuchtet in orangen Ziffern von der Anzeigetafel. Ganz so schlimm wird es beim dritten Mal zwar nicht, die rund 350-Kilometer lange Rückfahrt treten Rockinger und Kollegen aber wieder ohne Punkte an – 1:3. "Für mich ist Schweinfurt quasi ein persönliches Waterloo", sagt Rockinger und lacht. Trotzdem steigt der Kapitän des SV Schalding am Freitagmittag mit einem guten Gefühl in den Bus, denn bei seiner vierten Fahrt nach Unterfranken soll alles anders werden. "Ich bin zuversichtlich, dass wir endlich mal was holen", sagt Rockinger und fügt an: "Dass wir auswärts bisher so stark waren, gibt dir vom Kopf her schon eine gewisse Sicherheit. Wir werden uns garantiert nicht in die Hose machen, wenn wir da rausgehen."

Rockinger selbst wird im 18. Spiel zum 18. Mal in der Startelf stehen, gerade einmal 37 Minuten hat er bisher verpasst. Mit 30 Jahren ist der Otzinger (Landkreis Deggendorf) nicht nur der älteste Akteur (nach Trainer Stefan Köck, 33) im SVS-Kader, sondern auch absoluter Dauerbrenner. "Stefan hat eine enorme Entwicklung genommen und ist ein extrem wichtiger Spieler – auf und auch neben dem Platz", lobt Sportchef Markus Clemens.

Darauf deutet zunächst wenig hin, als sich Rockinger mit 26 Jahren entschließt, seinen Spielertrainerjob in Oberpöring gegen das Abenteuer Regionalliga einzutauschen. Bei einem Stammtischturnier in der Halle wird der SVS auf den feinen Techniker aufmerksam, lädt ihn zum Probetraining. Rockinger kommt – und überzeugt. Von der Kreisliga in die Regionalliga, ein riesen Schritt, an dem der Linksfuß zu scheitern droht. "Ich wollte eigentlich nach einem Jahr wieder gehen. Ich dachte, das ist mir doch alles eine Nummer zu groß", erzählt Rockinger. Doch aus der Mannschaft erhält er viel positives Feedback, das Umfeld gefällt ihm ohnehin. Am Ende macht Rockinger weiter, beißt sich durch. Immer öfter steht er fortan in der Startelf, immer mehr gewöhnt er sich an Tempo und Härte, seine hohe Spielintelligenz hilft ihm, sich zu behaupten. Heute ist Rockinger eine tragende Säule im SVS-Mittelfeld – und hat mehr Freude am Fußball denn je.

Rockinger glaubt zudem fest daran, dass ein weiteres Mal der Klassenerhalt gelingt. Warum? "Weil wir mittlerweile einen ganz ansehnlichen Fußball spielen und in der Breite viel Qualität im Kader haben." Oft würde Schalding nach wie vor auf Kampf, Kameradschaft und Leidenschaft reduziert, "aber das sehe ich anders. Wir haben uns fußballerisch wirklich weiterentwickelt." Auch die Mannschaft an sich habe sich extrem verändert, findet Rockinger. Vor allem die Hierarchie sei flacher geworden. "Wir haben nicht mehr die Platzhirsche wie früher. Gerade die jungen Spieler gehen jetzt besser aus sich raus, übernehmen früher Verantwortung und bringen sich besser ein." Nicht zuletzt deshalb sei es gelungen, die großen personellen Umbrüche der letzten beiden Jahre zu meistern.

Auch wenn es bisher sehr gut läuft für den SVS – ganz zufrieden ist Kapitän Rockinger nicht. "Uns fehlt noch ein bisschen die Konstanz, in einigen Spielen wäre mehr drin gewesen. Wir hatten leider immer wieder Rückfälle." Insgesamt freilich sei man auf einem sehr guten Weg. Erst Recht, sollte der SVS heute in Schweinfurt punkten. Zu gerne würde Rockinger dabei auch seinen persönlichen Frieden schließen mit dem Willy-Sachs-Stadion. Eine Auswechslung nach 35 Minuten scheint zumindest dieses Mal keine Gefahr. "Und wenn doch", sagt Rockinger, "wäre es mir auch Recht – wenn wir dafür gewinnen."

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Personell hat der SVS keine Sorgen. Der Gegner steht nach zwei Spielen in Folge ohne Sieg unter Druck, zumal Schweinfurt bisher hinter den eigenen Erwartungen zurückbleibt. "Ich finde, vom Kader her ist das die beste Mannschaft der Liga", verdeutlicht Sportchef Markus Clemens die klare Favoritenrolle der "Schnüdel".