Alarm nach 0:2-Pleite im Kellerduell
Ultras wollen Teambus stoppen, der Trainer wackelt: Krise in Nürnberg spitzt sich zu

01.02.2021 | Stand 01.02.2021, 12:01 Uhr

Nur einen einzigen Punkt holte der Club bisher im neuen Kalenderjahr unter der Führung von Trainer Robert Klauß. −Foto: dpa

Rund 60 Menschen haben am Sonntagabend versucht, den Mannschaftsbus des 1. FC Nürnberg nach der Rückkehr aus Sandhausen abzufangen.

Es habe sich "mutmaßlich um Angehörige der Nürnberger Ultraszene" gehandelt, teilte die Polizei zu dem Vorfall am Vereinsgelände des Fußball-Zweitligisten mit. Der Club hatte zuvor mit 0:2 beim SV Sandhausen verloren.

Die Einsatzkräfte "drängten die aufgebrachten Männer zurück", teilten die Beamten mit. "In der Folge versuchten mehrere Personen, gewaltsam durch die Absperrung zu gelangen." Die Polizei nahm drei Personen fest, die Polizisten angegriffen beziehungsweise beleidigt hatten, führte rund 20 Identitätsfeststellungen durch und leitete Ermittlungsverfahren ein. Menschen wurden bei dem Vorfall der Polizei zufolge nicht verletzt.

Zuvor beim Spiel in Sandhausen hat sich die sportliche Krise des Clubs weiter alarmierend zugespitzt - auch für Trainer Robert Klauß. Die im neuen Jahr sieglosen Franken verloren das Kellerduell mit 0:2 (0:1) und nähern sich wie im Vorjahr erneut bedrohlich der Abstiegszone.

Der 36 Jahre alte Klauß konnte nach der "bitteren" Niederlage nur Durchhalteparolen verkünden. Er sprach von "einem weg der kleinen Schritte", der jetzt anstehe. "Fleißig sein, weiter arbeiten", sagte er bei Sky. Einer Trainerdiskussion wird der unerfahrene Chefcoach kaum entgehen können. "Jedes Ergebnis ist entscheidend, jeder Punkt hilft", sagte Klauß, der erklärte: "Es geht nicht um mich."

Er fühle sich "gut gerüstet" für die kommenden Aufgaben. "Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zur Mannschaft, ich arbeite jeden Tag mit viel Enthusiasmus mit der Mannschaft", sagte der Coach in der Sendung "Blickpunkt Sport" im BR Fernsehen. "Ich tue jeden Tag mein Bestes, um alles rauszuholen aus dieser Mannschaft. Aktuell gelingt es uns nicht. Daran arbeiten wir, dass wir das besser machen." Im Jahr 2021 holte der "Club" von 18 möglichen Punkten nur einen.

Für den 36-jährigen Klauß ist es das erste Jahr in der 2. Liga. Sportvorstand Dieter Hecking (56) hatte vor dem 0:2 gegen den SV Sandhausen den Coach demonstrativ geschützt. Klauß berichtete von guten Gesprächen mit dem erfahrenen Vorgesetzten. "Dieter Hecking ist ein guter Ratgeber, egal wie die Situation ist", sagte Klauß am Sonntag. "Er gibt uns Ruhe, hält uns den Rücken frei."

Der Vorsprung des FCN auf einen direkten Abstiegsplatz beträgt nur noch drei Punkte. "Wir intern wissen, dass wir eine schlechte Phase haben, wir wollen diese unbedingt durchbrechen", sagte Klauß. "Nächste Woche gegen Darmstadt gibt es wieder einen neuen Anlauf, das zu versuchen." Im Vorjahr hatte sich Nürnberg erst in der Relegation gerettet.

"Wir haben aktuell 19 Spieltage weg, es ist noch sehr viel Zeit. Aber wir wissen auch, dass es ernst ist, dass der Abstand nach unten hin sehr gering ist", sagte der frühere Leipziger Jugendtrainer. Bei der Frage nach Neuzugängen für die wacklige Defensive wies er auch auf "finanzielle Zwänge" des Vereins hin. Man habe keine Alternative gefunden, die in der Defensive sofort geholfen hätte, sagte Klauß.

− dpa/red