Als der Vorstand des TTC Plattling, Gerhard Seitzl, Mitte Mai den Hörer seines Telefons abnahm und den Worten des Gegenübers lauschte, traute er seinen Ohren nicht. Es sprach Josef Radlbrunner. Und was er sagte, ging Seitzl durch Mark und Bein.
Der Mann, der einen Tischtennisspieler zum Bundesliga-Profis erzog, der Mann, der die Jugend des TTC und dreier weiterer Vereine nach oben führen sollte, will nach vier Wochen schon wieder weg. Zurück in die Heimat, an den Chiemsee, nach Grabenstätt (Landkreis Traunstein). "Sepp sagte mir nur, dass er Heimweh habe und deshalb nun krank sei. Bei Metten, Kirchberg und Grafenau hat er auch angerufen. Ich war niedergeschlagen, wir hatten uns jahrelang um einen hauptberuflichen Trainer bemüht." Die Vereine Metten, Kirchberg und Grafenau antworteten Seitzl nicht auf die Frage, wie es weitergehen kann. Er sagt daher: "Die Akademie hat sich anscheinend zerschlagen." Erst Mitte April hatten die vier Vereine ihr neues Projekt öffentlich vorgestellt. Es blieb ein Luftschloss.
Und nun auch noch das: Der TTC Plattling meldet seine Herren aus der 1. Kreisliga Bayerwald ab. Der Grund: Zwei Spieler, ein Arzt und ein Schichtarbeiter, könnten Beruf und Hobby nicht weiter vereinbaren. Der Unmut innerhalb der Mannschaft wuchs so lange, bis Mannschaftsführer Christopher Salzberger den Vereinsvorstand Gerhard Seitzl (55) noch vor dem Spiel bei der Spvgg Teisnach II am vergangenen Freitag schließlich um Rückzug aus dem Spielbetrieb bat. "Es macht keinen Sinn mehr. Da tun wir uns und dem Gegner keinen Gefallen, wenn wir mit vier oder fünf Mann antreten. Es tut uns allen Leid, es ist wirklich sehr schade. Wir werden wohl auch nächstes Jahr nicht antreten können", sagt Seitzl, der dem Verein seit 25 Jahren angehört und seit 2010 dessen Vorstand ist.
In seiner Stimme schwingt auch ein bisschen Ärger mit. Er sagt, dass die beiden das doch eher hätten wissen müssen. So aber war der Schritt unausweichlich, zudem verliert der TTC drei Spieler an den SV Kirchberg i.W.: Felix und David Weber, die vor vier Jahren nach Plattling kamen und sich laut Seitzl "sehr schnell sehr gut entwickelt" haben, spielen kommende Saison für Kirchberg, Christopher Salzberger wird es ihnen gleichtun. "Diese Liga entspricht ihrem Niveau, eigentlich sind sie sogar besser. Ich habe für ihre Entscheidung vollstes Verständnis", sagt Seitzl, der hofft, dass die Drei in Kirchberg den nächsten Schritt machen.
Bleibt die Frage: Wie geht es weiter? Die zweite Mannschaft (3. KL Bayerwald) wird die Saison zu Ende spielen. Der Status als Bezirksleistungszentrum bleibt vom Mannschafts-Rückzug unberührt, die Bayerwald-Talente trainieren weiterhin am Mittwoch um 18 Uhr unter Anleitung von Jugendleiter und -trainer Christoph Lichtenberger in Plattling.
Über weitere Hintergründe lesen Sie in der Dienstagsausgabe Ihrer Heimatzeitung, Heimatsport Deggendorf und Viechtach.
Brach seine Zelte vorzeitig ab: Josef Radlbrunner sollte die niederbayerische Tischtennis-Zukunft mitgestalten, zog nach nur vier Wochen aber zurück in die Heimat, an den Chiemsee.
