Nantes war eine Reise wert
Tschoner: "Das Potenzial ist da" – Kirchanschöringer als Kommentator bei Tischfußball-WM

05.07.2022 | Stand 05.07.2022, 15:59 Uhr

Bruno Tschoner (rechts) in der deutschen Kommentatorenkabine in Nantes. −Foto: red

Unter dem Motto "Kleiner Ball, große Emotionen" fand in der vergangenen Woche die Tischfußball-WM in Nantes statt. In der H-Arena, wo ansonsten die Champions League-Handballer vom HBC Nantes vor 5500 Zuschauern spielen, standen dafür über 200 Kickertische. Mittendrin war auch ein Kirchanschöringer: Bruno Tschoner kommentierte die Partien im Livestream. Den Titel schnappte sich in souveräner Manier Deutschland vor Österreich und den USA. "Ein Highlight war der Sieg unseres Damenteams im Nation’s Cup gegen die USA – 43:41, ein Mega-Spiel", schwärmt der 30-Jährige.

Schon vor ein paar Monaten war Tschoner bei der Deutschen Meisterschaft in Münster im Livestream aktiv. Dort wurden beispielsweise im Doppelfinale der Herren Startplätze für Nantes vergeben. Live am Bildschirm mit von der Partie waren da über 10000 Zuschauer zur gleichen Zeit. Insgesamt klickten an vier Übertragungstagen mehr als vier Millionen Menschen den Stream an. Das Interesse an diesem Nischensport ist also durchaus sehr groß, "Kickern kennt irgendwie jeder. Die Meisten haben schon mal gespielt – ob in der Schule, im JUZ oder in der Kneipe", so der Kirchanschöringer. "Es macht unheimlich Spaß, ist verbindend und kann auch spannend sein. Das Potenzial ist da. Wir wollen es in ein Format packen, das die Spannung bis ins Wohnzimmer bringt."

Vor kurzem hat er sich mit einem Dutzend Menschen aus Deutschland, Tschechien und den USA auf den Weg gemacht, um alle entscheidenden Spiele in der imposant präparierten Final-Area zu übertragen. Besonders interessant: Im World Cup wird auf fünf verschiedenen Tischen gespielt, die vom Weltverband zugelassen sind und sich in den Spieleigenschaften deutlich unterscheiden.

Rund 1000 Spieler aus 45 Nationen traten in Einzel, Doppel und im prestigeträchtigen Nationen-Cup an. Mit rund 140 Athleten stellte Deutschland die größte Delegation an Aktiven. Um den Sprung vom Nischen- zum olympisch anerkannten Sport zu schaffen, wurden die entscheidenden WM-Partien täglich live auf dem Twitch-Kanal des Deutschen Tischfußballbundes ("DTFB.tv") übertragen, für den Tschoner kommentierte.

Und wie kam der ehemalige Fußball-Cheftrainer des TSV Waging (zu Bezirksliga-Zeiten) und aktuelle Co-Trainer des Kreisklassen-Aufsteigers SV Kirchanschöring II zu seinem Engagement? Der 30-Jährige erzählt: "Der deutsche Tischfußballbund hat nach einem freien Mitarbeiter gesucht, der nebenbei die Öffentlichkeitsarbeit mitbeleben kann." Zum Kickern sei er über die "Festung" und das "Wohnzimmer" (jeweils in Traunstein) gekommen.

"Bei einem Trip nach St. Pauli habe ich dann das erste Mal gesehen, was an den Tischen alles möglich ist. Seitdem bin ich verliebt in dieses Spiel, das unglaublich vernetzend sein kann – wie hier bei der WM, wo Leute aus aller Welt und jeden Alters zusammen kommen und eine gemeinsame Leidenschaft teilen." Zum Tischfußball habe er auch deshalb so richtig angefangen, "weil es bei mir sportlich einfach sein muss, dass ein Ball ins Tor fliegt". Nachdem er seine Knie auf dem Fußballpatz zerstört hat, sei die Tischvariante nun ideal.

− red/aic

Mehr über "Tschoni" lesen Sie in der PNP-Printausgabe vom Mittwoch, 6. Juli 2022 – unter anderem in der Südostbayerischen Rundschau und im Traunreuter Anzeiger.