Tore statt Terror – aber Hooligan-Randale überschatten das Fußball-Wochenende

23.11.2015 | Stand 23.11.2015, 10:16 Uhr

Der prügelnde Mob am Nordeingang der Veltins-Arena. − Foto: Screenshot Witte/schalke-news.de

Nichts passiert! Nach den Terror-Anschlägen von Paris ist die Fußball-Bundesliga zur Normalität zurückgekehrt – und hat am 13. Spieltag mit viel Spielfreude, 30 sehenwerten Toren und im Schnitt knapp 45 000 Fans bei neun attraktiven Partien eine bemerkenswerte Antwort gegeben auf Angst, Skepsis und Unsicherheit.

"Es war wichtig, dass wir wieder Fußball spielen konnten", sagte Weltmeister Thomas Müller nach dem 3:1 des FC Bayern bei Schalke 04. "Das war wichtig für die Zuschauer, für uns und auch für die ganze Liga. Man muss wieder nach vorn schauen."

Allerdings: Überschattet wurde das Wochenende durch Hooligan-Randale. Trotz aller Aufrufe zu einem friedlichen Miteinander benahmen sich Fan-Chaoten in den deutschen Fußball-Ligen gewaltig daneben. Hooligan-Exzesse auf Schalke, Massenschlägereien in Mönchengladbach, Randale in einem Regionalzug in Hannover und Magdeburger Fan-Ausschreitungen in der 3. Liga: Ausgerechnet am Wochenende im Zeichen des Gedenkens an den Terror von Paris zeigte sich mancherorts in Deutschland das hässliche Gesicht des Fußballs. Trauriger Höhepunkt: Mehr als 200 Festnahmen und zahlreiche Verletzte auf Schalke.

Gelsenkirchen

Wie die Gelsenkirchener Polizei mitteilte, versuchten "in einer gemeinsamen Aktion gewaltbereite Anhänger des FC Bayern München und des VfL Bochum den Kassenbereich Nord an der Schalker Veltins-Arena zu stürmen". Es soll sich um einen "extrem gewalttätigen Übergriff" gehandelt haben, bei dem zahlreiche Menschen teilweise erheblich verletzt wurden.

Handyvideos im Internet zeigen unter anderem, wie Vermummte aufeinander einprügeln und eintreten. 196 Personen wurden von der Polizei vor dem Stadion vorläufig festgenommen, bei weiteren Zwischenfällen kamen noch mehr Festnahmen dazu. Den Randalierern drohen strafrechtliche Konsequenzen, so die Polizei.

Der FC Bayern distanzierte sich am späten Abend von den Gewalttätern. "Es ist mir und uns allen absolut unerklärlich, wie man sich gerade in diesem Moment, nach den furchtbaren Ereignissen von Paris, so respektlos gegenüber der Gesellschaft und dem Fußball zeigen kann", sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, der sich bei Schalke und den Verletzten entschuldigte. Der Verein werde in Absprache mit der Polizei "gegen die dem FCB zugeordneten Gewalttäter vorgehen".

Hannover

In Hannover – wo am Dienstag das Länderspiel der deutschen Elf gegen die Niederlande wegen einer Terror-Warnung abgesagt worden war – musste die Polizei mit Pfefferspray und Schlagstöcken gegen 80 randalierende Fans von Werder Bremen vorgehen. Diese waren auf dem Weg zum Spiel nach Wolfsburg und wollten sich nicht kontrollieren lassen – sie zogen die Notbremse und schlugen eine Scheibe ein.

Mönchengladbach

Auch in Mönchengladbach kam es zu Vorfällen in einem Regionalzug, in dem Anhänger der Borussia und von Hannover 96 aufeinander losgingen. Nach einer Notbremsung wurden die Fenster eingetreten und die Schlägereien fortgesetzt. Laut Polizei wurde von 238 Personen die Identität festgestellt, darunter waren 28 so genannte "Gewalttäter Sport".

Großaspach

In der 3. Liga konnte ein schlimmerer, gewalttätiger Zwischenfall während der Partie der SG Sonnenhof Großaspach gegen den 1. FC Magdeburg nur dank der Gäste-Profis aus Sachsen-Anhalt verhindert werden. In der Schlussphase hatten Magdeburger Anhänger ein Tor zum Innenraum aufgebrochen und waren in Richtung Spielfeld vorgedrungen. Dabei kam es auch zu Handgreiflichkeiten mit Ordnern. Erst die Spieler des FCM überredeten die Störenfriede nach einer mehrminütigen Spielunterbrechung, zurück auf die Tribüne zu gehen.

− red/dpa