Die Lage beim Regionalligisten
SV Schalding: Ein Neuer, zwei Langzeitausfälle – und drei Dinge, die besser werden müssen

21.09.2021 | Stand 19.09.2023, 2:17 Uhr

Neu in Schalding: Veron Dobruna (21). −Foto: Mike Sigl

Es sind aktuell keine einfachen Wochen für den SV Schalding. Nach nur einem Punkt aus den letzten drei Partien sind die Niederbayern in der Regionalliga Bayern auf einen Abstiegsrelegationsrang abgerutscht. Die jüngste 0:6-Abfuhr in Schweinfurt sorgt nicht gerade für gute Stimmung und Selbstvertrauen vor dem wichtigen Heimspiel am Samstag gegen Aschaffenburg, zumal es im Verein auch noch andere Sorgen gibt. Doch der Reihe nach.

Im Fokus steht freilich die Regionalliga-Truppe von Stefan Köck. Und diese hat nach 14 Spieltagen einfach zu wenig Punkte auf dem Konto. Im Schnitt holte der SVS bisher 0,93 Zähler pro Partie, rechnet man dies hoch auf 38 Spieltage, würden am Ende 35 Punkte stehen – und das dürfte für den direkten Ligaerhalt nicht reichen. "Am Ende wird es so sein wie immer. Du brauchst über 40 Punkte, um drin zu bleiben", sagt Sportchef Markus Clemens, der ein paar Dinge anspricht, die in den elf (!) verbleibenden Partien his zum Winter besser werden müssen.

"Zum einen", sagt Clemens, "müssen wir dringend mehr Stabilität in unsere Leistungen bringen. Die emotionalen Siege gegen Bayern II oder Unterhaching sind schön, aber auch gefährlich, weil sie zu den falschen Schlüssen verleiten. Fakt ist, dass wir gegen andere Teams unser Potenzial nicht auf den Platz gebracht haben, wir haben gegen Rosenheim, Heimstetten oder Eltersdorf nicht gewonnen – da wäre es viel wichtiger gewesen."

Ein weiterer Punkt, den Clemens kritisiert, ist das Defensivverhalten. 31 Gegentreffer in 14 Partien – "das ist nicht gut", urteilt der Sportchef. "Wir bekommen zu viele und zu einfache Tore. Wir sind insgesamt zu wenig stabil. Das muss sich ändern. Wir drehen intern daher auch an jeder Schraube und arbeiten sehr intensiv an Lösungen." Musste Keeper Simon Busch in den ersten fünf Ligaspielen "nur" fünfmal hinter sich greifen, klingelte es in den folgenden neun Partien im Schnitt fast dreimal im Schaldinger Kasten. In Schweinfurt hielt Schalding fast 30 Minuten die Null, verlor dann aber komplett den Zugriff. "Es kam eine Phase, in der wir zu viel wollten und zu früh aus der Ordnung raus sind. Wir sind ohne Plan leer angelaufen. Das war teils überengagiert und hat Schweinfurt in die Karten gespielt", analysierte Coach Stefan Köck. Solche taktischen Ausreißer werden in der Regionalliga eiskalt bestraft.

In Sachen Engagement wollte Köck seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Das tut auch Sportchef Markus Clemens nicht. Im Gegenteil: Alle seien sehr willig und bemüht, betont der langjährige Funktionär. Aber in einer hammerharten Regionalligasaison bedarf es sogar noch einer Steigerung. "Wir müssen noch mehr machen als normal. Wir müssen extremst fleißig sein. Jeder muss sich komplett aufopfern für die Sache", sagt Clemens. "Das Potenzial in der Mannschaft ist auf jeden Fall da, das hat man schon oft gesehen. Wir haben eine richtig gute Truppe. Aber es muss uns gelingen, stabil unsere Leistung zu zeigen." Man gehe mit der aktuellen Situation intern sehr kritisch um, versichert Clemens, ohne aber in Panik zu verfallen. "Daher bin ich auch sehr guter Dinge, dass wir es auch in dieser Spielzeit hinbekommen werden", meint der Sportchef.

Allerdings müssen die Schaldinger langfristig auf zwei Spieler verzichten. Maxi Tiefenbrunner (20) plagen schwere Hüftprobleme, es droht sogar eine Operation. Maximilian Schuster (23), der noch kein Spiel absolviert hat, zog sich einen Riss der Semitendinosussehne zu. Nach langem Rätseln der Ärzte brachte ein MRT Licht ins Dunkel. "An Fußball ist bei ihm derzeit leider nicht zu denken", sagt Clemens. Hoffnung gibt es indes bei Tobias Hofbauer (20). Der Neuzugang aus Burghausen hat sich vor drei Wochen einen Mittelhandbruch zugezogen. "Wir hoffen, dass er mit einer Schiene zumindest in absehbarer Zeit wieder spielen kann", sagt Clemens. Bitter: Zuvor hatte sich Hofbauer schon das Kahnbein an der anderen Hand gebrochen und eine schwere Schnittverletzung – ebenfalls an der Hand – zugezogen gehabt.

Nicht zuletzt aufgrund der Ausfälle sind die Schaldinger personell nochmals tätig geworden. Der vereinslose Veron Dobruna trägt künftig das grün-weiße Trikot. Der 21-Jährige aus Straubing spielte zuvor beim SSV Jahn Regensburg. In der wegen Corona abgebrochenen Saison zählte Dobruna in der U21 des Jahn zum Stammpersonal, absolvierte 25 Bayernligaeinsätze (2 Tore). Dobruna kann in der Offensive flexibel eingesetzt werden, wird aber zunächst im Bezirksligateam auflaufen. "Ihm fehlt die Matchpraxis. Die muss er sich jetzt in der U23 holen. Veron ist bereit, diesen Weg zu gehen, daher haben wir uns auch zu einer Verpflichtung entschieden", sagt Clemens, der dem Neuzugang "viel Potenzial" bescheinigt. Beim 2:2 gegen Hutthurm gab Dobruna am Sonntag sein Debüt, musste aber nach einem Foul nach rund einer Stunde angeschlagen vom Platz.

Das U23-Team kann Verstärkung gut gebrauchen, denn personell sieht es in der "Zweiten" aktuell gar nicht gut aus. Das Trainer-Duo Christopher Pauli und Christian Brückl muss auf zahlreiche Akteure verzichten und daher gleich auf mehrere U19-Kräfte zurückgreifen. Die jungen Spieler fehlen dann allerdings wieder in der A-Jugend-Bayernliga. Dort kämpfen die Coaches aktuell selbst mit personellen Sorgen, so dass es zwischenzeitlich zu Engpässen und schlechter Stimmung im Trainerteam kam. "Die Situation ist derzeit nicht einfach", sagt Clemens. "Aber zusammen bekommen wir das hin. Wir sehen die U19 und U23 als großes Ganzes, es geht nur miteinander. Und es ist wirklich gut, wie sich da jetzt alle gegenseitig unterstützen."

Die erste Mannschaft indes muss sich derzeit "alleine helfen", wie Clemens sagt. Verstärkung kann man von den Nachwuchskräften in der Regionalliga nicht erwarten. Schon gar nicht im brutalen Abstiegskampf ...