"So kannst du dir das nicht mal träumen": Gallmaiers Hammer-Woche und Schaldings Höhenflug

09.09.2019 | Stand 19.09.2023, 1:15 Uhr

Er ist zurück – auch zur Freude der Fans: Markus Gallmaier feiert den Sieg gegen Aschaffenburg mit einem SVS-Anhänger. −Foto: Lakota

Eigentlich hätte Markus Gallmaier erst am Sonntag auflaufen sollen. In der Schaldinger U23, Bezirksliga Ost, Schlager gegen Osterhofen. Der Stürmer, nach seinem dritten Kreuzbandriss über ein Jahr außer Gefecht, sollte Spielpraxis sammeln. Doch es kam anders. Ganz anders.

Gallmaier hatte am Sonntag frei. Er musste nämlich schon am Vortag länger ran als geplant. Mit 1:2 lag der SV Schalding in der Regionalliga-Heimpartie gegen Aschaffenburg zurück, seit der 34. Minute hatte der Gastgeber einen Mann mehr auf dem Feld, doch irgendwie fehlte die zündende Idee, die zum Ausgleich führte. Also beorderte Spielertrainer Stefan Köck nach einer Stunde Stürmer Gallmaier zu sich und schickte ihn nach kurzer Unterweisung aufs Feld. Die ersten Regionalligaminuten seit einer gefühlten Ewigkeit, 413 Tage lag das Spiel gegen Schweinfurt zurück, in dem er sich das Knie zerfetzt hatte. Nach seinem Comeback am Dienstag im Pokal gegen Garching, bei dem der 26-Jährige nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung traf, sollte Gallmaier die Wende bringen. Und tatsächlich gelang dem kleinen Stürmer erneut ein großer Auftritt.

Bis zur 87. Minute rannten die Schaldinger vergeblich an. Flanke um Flanke segelte in den Strafraum der Aschaffenburger, doch Torwart-Riese Kevin Birk pflückte einen Ball nach dem anderen herunter. Auch die Fernschüsse parierte der Keeper mit Bravour. Es sah also so aus, als würde sich Schalding die Zähne ausbeißen am Bollwerk der Gäste, die nach der frühen gelb-roten Karten gegen Max Grünewald (34.) nur mehr verteidigten. Doch dann machte Schiedsrichter Markus Huber (Wurmannsquick) Aschaffenburg einen Strich durch die Rechnung. Der Unparteiische, zuvor schon mehrmals von den Schaldingern lautstark kritisiert, zeigte nach einem Handspiel auf den Elfmeterpunkt.

Wer übernimmt jetzt Verantwortung? Bevor sich diese Frage überhaupt stellte, hatte sich Markus Gallmaier schon den Ball geschnappt. Stefan Rockinger, in Gallmaiers Abwesenheit dreifach erfolgreicher Strafstoßschütze, habe ihn gefragt, ob er schießen wolle, berichtete Gallmaier später. Zur Antwort habe er gegeben: "Ich bin mir 100 Prozent sicher, dass ich ihn reinmache." Und Gallmaier machte ihn rein. Er schaute den Keeper aus und schob den Ball neben den Pfosten. "So kannst du dir das nicht einmal träumen, dieses Comeback ist einfach Wahnsinn", jubelte Gallmaier hinterher.

Vor allem, weil nach dem 2:2 noch nicht Schluss war am Reuthinger Weg. Spielertrainer Stefan Köck hatte sich selbst als Stürmer eingewechselt und sorgte mit seiner körperlichen Präsenz für viel Unruhe im Strafraum. In der 92. Minute gelang es dem Coach, einen Ball irgendwie auf Fabian Schnabel abzulegen und dieser donnerte die Kugel ins lange Ecke. Es folgte eine grün-weiße Jubelexplosion, die gesamte SVS-Bank stürmte aufs Feld, begrub den Torschützen unter sich.

"Solche Erlebnisse sind natürlich extrem wichtig, die schweißen die Mannschaft noch mehr zusammen", sagte hinterher Sportchef Markus Clemens. Coach Köck hatte viel Lob für seine Jungs parat. Eigentlich müsse er nur zwei Situationen kritisch hinterfragen. Zum einen, wie es sein konnte, dass sich die SVS-Abwehr vom Anstoß weg überrumpeln ließ und nach 20 Sekunden (!) das 0:1 kassierte. Und zum anderen die Verkettung einiger Fehler, die zum Elfmeter vor dem 2:1 führten. "Aber insgesamt war das eine sehr gute, engagierte Leistung. Das hätte ich übrigens auch gesagt, wenn es nicht zum Sieg gereicht hätte", meinte Köck.

Dass mit Michael Pillmeier (Kopfball) auch der dritte Schaldinger Stürmer traf, rundete den perfekten Nachmittag ab. Aus den letzten fünf Spielen (inklusive Pokal) konnte der SVS nun vier Siege einfahren, befindet sich nach dem Stotter-Start deutlich im Aufwind. Es bestehe jedoch kein Grund, nun in Euphorie zu verfallen, warnte Köck. Das gelte übrigens auch beim Blick auf Stürmer Gallmaier. "Er hat noch einen langen Weg vor sich", meinte Köck – und verabschiedete sich augenzwinkernd zu seinem kleinen Sohnemann, der erstmals dem Papa zugeschaut hatte – und gleich ein echtes Spektakel geboten bekam.