Plattling/Stephansposching
Seit 30 Jahren mit einer Spenderniere: "Es war wie ein neues Leben"

22.10.2019 | Stand 25.10.2023, 11:35 Uhr

Seit ungewöhnlich langen 30 Jahren lebt Gerlinde Achatz mit einer Spenderniere. Dass sie arbeiten, Sport treiben und reisen kann, ist für die 54-Jährige ein großes Glück. Den runden Geburtstag ihres Spenderorgans möchte sie zum Anlass nehmen, einen Beitrag zur Aufklärung zu leisten. −Foto: Woipich

Skifahren. Das war schon immer Gerlinde Achatz Leidenschaft. Die Kälte im Gesicht zu spüren, die Freiheit zu erleben, wenn man die Piste hinunterbrettert und die Weite beim Blick über die schneebedeckten Berge zu genießen. Winter. Es ist die Jahreszeit, die unweigerlich mit Gerlinde Achatz Schicksal in Verbindung steht. An zwei Winter wird sich die gebürtige Plattlingerin wohl immer erinnern. Beide Male hat sich ihr Leben wegen einer Niere diametral verändert, beide Male ganz unverhofft. Zuerst ist da eine Niere, die plötzlich aufhört ihre Arbeit zu tun und dann eine, die ihr vor 30 Jahren ein neues Leben schenkt.

Es ist früher Morgen an einem verschneiten Dezembertag im Jahr 1983. Die 18-jährige Gerlinde ist mit ihrer Familie in den Bergen zum Skifahren, übernachtet dort in einer Hütte. Als sie aufwacht, kann sie nichts mehr sehen, ist völlig blind. Die fiedele junge Frau kann sich zunächst nicht erklären, warum. "Die Wirtin in der Hütte hat uns am Abend viel selbst gebrannten Schnaps ausgeschenkt. Da habe ich erst gedacht, wir haben uns blind gesoffen", erinnert sich Gerlinde Achatz heute und kann sich dabei einen Schmunzler nicht verkneifen. Ein Arztbesuch und einige Untersuchungen im Klinikum später bringen dann die unerwartete und gleichzeitig schockierende Diagnose: Die Nieren der gerade einmal 18-Jährigen funktionieren nicht mehr. Der Grund: Eine Mandelentzündung im Kindesalter. Das Sekret der eitrigen Mandeln hat sich auf beide Nieren gelegt und diese stark beschädigt. "Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Ich hatte ja nie irgendwelche Beschwerden."

Doch die junge Frau denkt nicht daran aufzugeben. Achatz, die eine Ausbildung zur kaufmännischen Büroangestellten gemacht hat, arbeitet einfach weiter. Mit Tabletten kann sie zwei Jahre lang ihren Alltag bestreiten. Danach muss sie an die Dialyse. Trotz der Einschränkungen, die mit der Bauchdialyse – eine spezielle Form der Behandlung, bei der die Gifte im Körper mit Wasser und mit Hilfe eines Katheters ausgespült werden – einhergehen, arbeitet die Stephansposchinger Vollzeit. "Ich wollte mich nicht hängen lassen. Mein Leben musste ja weitergehen." Zweieinhalb Jahre lebt Gerlinde Achatz gut mit der Dialyse, geht arbeiten, treibt Sport, lebt ihr Leben. "Ich habe mich mit meiner Situation arrangiert."

Völlig unverhofft verändert sich schließlich an einem Wintertag ein zweites Mal ihr Leben: "Es war Sonntagmittag, der 3. Dezember 1989. Das werde ich nie vergessen, als plötzlich das Telefon klingelte und man mir sagte, sie hätten eine passende Niere." Noch am selben Tag wird Gerlinde Achatz operiert – erfolgreich. Ihr Körper nimmt das Organ an.
Die ganze Geschichte von Gerlinde Achatz lesen Sie am Mittwoch, 23. Oktober, in Ihrer Plattlinger Zeitung.