Schraml stocksauer, Grabl zufrieden: Gemischte Gefühle nach Passauer Fehler-Festival

22.10.2018 | Stand 19.09.2023, 0:43 Uhr

Hoppala: Passaus Sebastian List (links) köpft zurück – vorbei an seinem herausgeeilten Keeper Matthias Lippert. Dominik Manzenberger (Mitte) riecht den Braten und schiebt zum 2:2-Endstand ein. −Foto: Mike Sigl

Von eklatanten persönlichen Fehlern gekennzeichnet war das Landesliga-Derby zwischen dem 1.FC Passau und dem FC Sturm Hauzenberg (2:2). Die Gastgeber verspielten dadurch noch einen 2:0-Vorsprung und verloren zudem Torhüter Stefan Schulz nach Platzverweis wegen einer Notbremse.

"Es ist schon sehr frustrierend, dass wir einen aus meiner Sicht verdienten Sieg noch durch solch kapitale Böcke wegwerfen", ärgerte sich Passaus Trainer Alex Schraml. Ihn wurmten vor allem die beiden entscheidenden Szenen: In der 66. Minute spielte Patrick Slodarz beim Stand von 2:1 viel zu kurz zurück auf TM Schulz. Manuel Mader spritzte dazwischen und wurde vom zu spät kommenden Keeper 18 Meter vor dem Tor zu Fall gebracht. Klare Sache: Schulz musste mit "Rot" vom Platz, für ihn stand fortan Matthias Lippert zwischen den Pfosten. Und der kassierte fünf Minuten vor Schluss einen höchst kuriosen Treffer zum Ausgleich: Nach einem weiten Ball von Hauzenbergs Alexander Kotlik köpfte Sebastian List die Kugel völlig unbedrängt vorbei am herauseilenden Lippert Richtung eigenes Tor. Nutznießer war Dominik Manzenberger, der nur noch zum Endstand ins leere Gehäuse einschieben musste. "Ich habe schon gerufen, aber anscheinend hat mich Sebastian nicht gehört", erklärte der geknickte Matthias Lippert nach dem Schlusspfiff.

Im Hauzenberger Lager war die Freude über den späten Punktgewinn groß. "Für uns ist das ein gefühlter Sieg", strahlte Co-Trainer Tobias Grabl, der den aus privaten Gründen verhinderten Coach Alexander Geiger vertrat. Der 29-Jährige strich vor allem die Tatsache heraus, dass sich sein Team trotz des 0:2-Rückstands nie aufgegeben hat. "In der Truppe steckt eine sagenhafte Moral, darauf kann man nur stolz sein. Am Ende sehe ich das Unentschieden aber auch als gerecht an."

Tatsächlich hatten die Hauzenberger vor der schönen Kulisse von 750 Zuschauern den besseren Start erwischt. Sie versuchten, mit schnellen Kontern zum Erfolg zu kommen. In der 7. Minute forderten die Gäste nach einem Duell im Strafraum zwischen Manuel Mader und Patrick Mühlberger vergeblich Elfmeter. Fünf Minuten danach war Manzenberger links durch, seinen Querpass nahm Mader direkt, doch Keeper Schulz verhinderte reaktionsschnell den Rückstand, Bastian Parzer wurde beim Nachschuss-Versuch noch geblockt.

Bei einem weiteren gelungenen Gegenstoß zögerte Parzer völlig frei zu lange und wurde von Niklas Schröder noch abgefangen. Die Führung gelang, zu diesem Zeitpunkt etwas überraschend, dann doch dem 1.FC Passau. Tobias Grabl leistete sich auf Höhe der Mittellinie einen leichtfertigen Ballverlust. In der Folge musste Robert Zillner ein taktisches Foul gegen den enteilenden Michael Pillmeier "ziehen". Den fälligen Freistoß zirkelte Sebastian List über die Mauer, der eigentlich locker haltbare Ball glitt aber Keeper Christoph Obermüller unter dem Körper durch zum 1:0. Im Anschluss waren die Hausherren am Drücker. Der beste Passauer, Fabian Wiesmaier, hatte dreimal das 2:0 auf dem Fuß (25., 28. nach Pillmeier-Flanke und 35.), dazwischen war Obermüller bei einem schönen Schrägschuss von List auf dem Posten.

Auffällig: Zeitweise standen beim FCP mit Pillmeier, Wiesmaier, Rott und Weber vier Stürmer an vorderster Front auf einer Linie und zerrten an der Hauzenberger Fünfer-Kette. Es fehlte aber dahinter einer, der sie entsprechend in Szene setzt. Beispielsweise jemand vom Format eines Robert Zillner. Der 33-jährige Ex-Profi war herausragender Mann bei den Staffelbergern, zog mit seiner feinen Technik die Fäden im Mittelfeld und spielte immer wieder gefährlich in die Spitze. Das alles half aber nichts, denn unmittelbar nach Wiederbeginn sorgte Fabian Wiesmaier mit einem Klasse-Solo für das 2:0. Er entwischte den Hauzenbergern auf halblinks und spitzelte das Leder vor dem etwas zu spät heraus stürzenden TM Obermüller ins lange Eck (47.).

Der "Sturm" schlug nur wenig später zurück: Nach einer Zillner-Ecke brachten die Passauer den Ball nicht weg, Johannes Schäffner stocherte die Kugel zum Anschluss ins rechte obere Eck (50.). Zwei Minuten danach hatte sich Patrick Rott gegen seine Ex-Kollegen schön durchgesetzt, traf von halbrechts aber nur das Lattenkreuz. Einem knapp vorbei gezirkelten Hirz-Kopfball nach Zillner-Freistoß (56.) folgte die eingangs beschriebene, aus Passauer Sicht fatale Szene mit dem Platzverweis für TM Schulz. Den Freistoß setzte übrigens Manuel Mader in die Mauer und jagte den Abpraller mit links haarscharf über den Balken.

Trotz der Überzahl sah es lange nicht so aus, als könnte der Gast hier das Ruder noch herumreißen. "Das Problem war, dass wir gegen die Passauer Topstürmer nicht zu früh aufmachen und das dritte Tor fangen wollten. Natürlich ist der Ausgleich glücklich zustande gekommen, unter dem Strich haben wir uns aber den Punkt redlich verdient", sagte Tobias Grabl. Sein Gegenüber Alex Schraml musste in letzter Minute noch mitansehen, wie Christoph Wimmer nach schöner Pillmeier-Flanke per Kopf knapp das Ziel verfehlte.

Während die Hauzenberger eine rundum zufriedenstellende Halbzeitbilanz ziehen können, hinkt der FCP nach seinem glänzenden Start nun als Rangsiebter mit elf Punkten Rückstand auf "Vize" ASV Cham doch den eigenen Erwartungen hinterher. Am kommenden Samstag soll gegen Schlusslicht SV Hutthurm zumindest die Serie von fünf Partien ohne Sieg beendet werden.

− He