Probleme, Qualitätsunterschiede, Ziele: Ex-Profi Binders große Bilanz

03.12.2012 | Stand 03.12.2012, 10:51 Uhr

In seiner Premierensaison für den Jahn aufgestiegen und ein Aufstieg in der Abschiedssaison − Stefan Binders (34) Profikarriere ist eine runde Sache. 254 Spiele hat er als Außenverteidiger für den SSV Jahn Regensburg gemacht, vor etwas mehr als zehn Jahren war er von Wacker Burghausen dorthin gewechselt. Seit dieser Saison spielt er nun "etwas" tiefer als gewohnt. Genauer gesagt: ganze vier Ligen darunter − ein Problem ist das nicht, im Gegenteil.

Von der 3. deutschen Fußballliga zog es Binder zurück in die niederbayrische Heimat. Der FC Tittling nutzte die Gelegenheit und konnte mit der Verpflichtung Binders eine Sensation vermelden. Über seine Erfahrungen nach einem halben Jahr Bezirksliga gibt sich der Ex-Profi bescheiden und authentisch: "Für mich war und ist das kein ‚fußballerischer Kulturschock‘. Ich habe die Liga zwar nie beobachtet, aufgrund von Testspielen, die wir oft mit dem Jahn gegen Bezirksoberligisten hatten, wusste ich dennoch ungefähr, was mich erwartet."

Bis zuletzt gab Stefan Binder alles für den Jahn, war mit 26 Einsätzen in der Saison 11/12 maßgeblich am Aufstieg der Domstädter in die 2. Bundesliga beteiligt. Mit 34 Jahren hatte er dann genug, wollte es langsamer angehen lassen und übernahm deshalb den Posten des Spielertrainers beim Bezirksligisten FC Tittling als Nachfolger von Markus Lux (33).

Der richtige Schritt, wenn man Stefan Binder so von seinem "neuen" Leben reden hört: "Ich hatte hier in Tittling absolut keine Eingewöhnungsprobleme, mir wurde es sehr leicht gemacht. Ich bin ja auch nicht anders als die Leute hier. Der einzige Unterschied ist, dass ich etwas höher Fußball gespielt habe. Aber darauf darf man sich nicht so viel einbilden."

Die Rahmenbedingungen der Bezirksliga − körperlicher wie spielerischer Natur − hat der Tittlinger Chefcoach ebenso erwartet. Mit einer Ausnahme: "Ich hatte damit gerechnet, dass alle auf dem gleichen Niveau spielen, allerdings gibt es doch einige gravierende Unterschiede zwischen einzelnen Spielern. Mein Gesamteindruck ist aber schon so, wie ich mir das vorgedacht habe."

Die Hinrunde seines FCT wurde von zweierlei Serien geprägt. Der Start verlief holprig, aus den ersten zwölf Partien konnte das vom Verletzungspech arg gebeutelte Team nur neun Punkte holen. "Du hast in der Vorbereitung eine Mannschaft im Kopf, wie du sie vielleicht spielen lassen willst. Wenn davon dann sechs oder sieben Spieler wegfallen, wird’s schon sehr eng", schildert Binder die Gründe für den schlechten Start.

Mit einem Auswärtssieg in Fürstenzell (2:1) bereitete der FCT der Misserfolgs-Serie ein Ende, seitdem ging es steil bergauf. Inklusive dem Spiel gegen Fürstenzell entschied die Tittlinger Auswahl sechs aus acht Duellen für sich, lediglich dem SV Schalding II musste man sich geschlagen geben (1:2).

Binders Bilanz: 20 Spiele, acht davon gewonnen, genauso oft verloren und viermal ohne Sieger. "Schlecht angefangen und richtig gut gesteigert", lautet sein kritisches, aber anerkennendes Fazit. Anerkennung würden auch die Spieler verdienen, die "uns über Wasser gehalten haben. Die werden ihre Chance wiederbekommen, sich zu beweisen, wenn die Angeschlagenen fit geworden sind."

In der nächsten Saison soll dann vieles anders aussehen. "Da wollen wir viel besser starten und dann auch vorne mitspielen. Natürlich hoffen wir, dass wir nicht wieder so viele Ausfälle kompensieren müssen", so Binders Richtungsvorgabe. Er selbst wird dabei sein: "Ich werde auf jeden Fall dieses und nächstes Jahr noch als Spielertrainer arbeiten." Denn, so Binders Schlusswort: "Der Fußball hat mich ein Leben lang begleitet und wird mich auch weiterhin begleiten."

 − Sebastian Lippert