Peinlicher Auftritt oder kleinliche Aufregung? Der Gaucho Dance spaltet +++ Video

16.07.2014 | Stand 16.07.2014, 14:42 Uhr

Ein lustiges Tänzchen oder peinlich – in den sozialen Netzwerken gehen die Meinungen über den "Gaucho Dance" auseinander.... −Screenshot: Witte

Der Gaucho-Tanz der deutschen Fußball-Weltmeister erregt weiter die Gemüter im Netz. Unter dem Hashtag #gauchogate verteidigen viele Twitter-Nutzer die Tanzeinlage und regen sich über die öffentliche Entrüstung auf. Mehrere deutsche Medien kritisierten den Scherz der sechs Nationalspieler am Dienstag unter anderem als "Schnapsidee" (Welt.de) oder "üble Persiflage" (Faz.net).

Der bekannte uruguayische Sportjournalist Victor Hugo Morales nannte die sechs Gaucho-Tänzer in seiner Sendung beim Radiosender Continental de Buenos Aires in ihrem Verhalten und ihrer Denkweise "ekelhafte Nazis". Die argentinische Sportzeitung "Olé" kritisierte die Szene als "polemisch". "Unsportlich aber kein neuer Nationalismus", meinte hingegen der Grünen-Politiker Jürgen Trittin in dem sozialen Netzwerk. Miroslav Klose, André Schürrle, Shkodran Mustafi, Mario Götze, Roman Weidenfeller und Toni Kroos waren am Dienstag tief gebückt über die Bühne gelaufen und sangen in Anspielung auf den Finalgegner Argentinien: "So gehen die Gauchos, die Gauchos gehen so."

"Ein total erbärmlicher Auftritt", kritisierten erboste Zuschauer im Netz. Viele wiederum mahnten, das Ganze nicht so kleinlich zu sehen. Was Lionel Messi und seine Nationalmannschafts-Kollegen von der Aktion halten, wird die DFB-Elf spätestens beim Freundschaftskick im September erfahren.

So berichteten wir gestern:

In Rio feierten sie noch mit Rihanna, keine 24 Stunden später tollen sie um Helene Fischer auf der Berliner Fan-Bühne herum: Extra für die Fußball-Weltmeister hat die Schlagersängerin und Entertainerin ihren Erfolgssong "Atemlos durch die Nacht" umgetextet. Statt der Textzeile "Spür’, was Liebe mit uns macht" singt sie beim Weltmeister-Empfang vor dem Brandenburger Tor in Berlin "Spür", was Fußball mit uns macht". Die Weltmeister bildeten zunächst einen Kreis um Fischer und tollten dann in einer Polonaise über die Festbühne. Das Lied war bei der WM in Brasilien einer der Favoriten des DFB-Teams. Die Mannschaft hielt danach ein Riesen-Banner mit der Aufschrift "Obrigado Fans! Der vierte Stern ist unser!" in die Höhe.

Beim Auftritt nahmen einige Weltmeister die Argentinier aufs Korn. "So gehen die Gauchos, die Gauchos gehen so", sangen Miro Klose, André Schürrle, Shkodran Mustafi, Mario Götze, Roman Weidenfeller und Toni Kroos, als sie tief gebückt auf die Bühne liefen. Daraufhin richteten sie sich auf: "So gehen die Deutschen, die Deutschen, die gehen so." Die Feierlaune war so ausgelassen, dass sogar der Schalker Edelreservist Julian Draxler seinen Dortmunder Leidensgenossen Kevin Großkreutz aufs Korn nahm. In Anspielung auf eine angebliche frühere Verfehlung des BVB-Profis feixte er ins Mikro: "Großkreutz, rück’ den Döner raus!".

Unterdessen sorgt der "Gaucho Dance" für unterschiedliche Meinungen in den sozialen Netzwerken...

14.23 Uhr:

Die Weltmeister sind da! Und Hunderttausende bereiten Schweini, Lahm, Neuer und Co. zur Stunde einen begeisterten W(e)Mpfang! Die Berliner Fanmeile platzt aus allen Nähten. Die Spieler haben sich unter dem Brandenburger Tor ins Goldene Buch der Stadt eingetragen, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit nutzte die Gelegenheit, selber Unterschriften zu sammeln und hielt jedem der Weltmeister noch ein eigenes Stück Papier hin. Auf der Bühne singen und feiern Final-Torschütze Mario Götze, WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose, Torwart-Held Manuel Neuer, Vorkämpfer Bastian Schweinsteiger und Kollegen mit den Fans. "Ein unbeschreibliches Gefühl", sagte Mario Götze, der wie mehrere Nationalspieler eine Sonnenbrille aufgesetzt hat. "Wir sind alle Weltmeister", rief Bundestrainer Joachim Löw den jubelnden Fans zu. Und Bastian Schweinsteiger scherzte über Kevin Großkreutz und die gemeinsame Zeit in der WM-WG: "Er hat keine Eskapaden gemacht".

11.48 Uhr:

Der offene Truck mit den WM-Helden an Bord bewegt sich in Richtung Brandenburger Tor. Vor der Landung am Flughafen Tegel hatte die Boeing mit der Aufschrift "Siegerflieger" mit Sondererlaubnis eine tiefe Runde über die Stadt geflogen. Sondererlaubnis auch für den offenen Truck: Statt eines offiziellen Kennzeichens ist das Wort "CHAMPIONS" aufs Blechtaferl geprägt.

Im Meer der feiernden Fans kommt der Truck nur im Schneckentempo voran. "Wow was hier los ist! Wahnsinn!", twitterte Mario Götze aus dem Triumph-Fahrzeug. Die Mannschaft trägt schwarze T-Shirts mit einer großen 1 auf der Vorderseite und trinkt bei lauter Musik Bier auf dem Wagen. Nach dem Eintrag in das Gästebuch der Stadt wollen sich die Spieler auf der Fanmeile von den Massen feiern lassen. Ab 17 Uhr soll es für die bayerische Weltmeister-Fraktion einen Empfang am Münchner Flughafen geben. Wenn der Zeitplan denn einzuhalten ist...