Plattling
Niederbayerns Verdi-Senioren gehen auf die Straße und fordern "starken Sozialstaat"

10.07.2019 | Stand 18.09.2023, 3:50 Uhr

Bei der Gewerkschaft Verdi organisierte Senioren aus Niederbayern zogen gestern vom Bahnhof über den Plattlinger Stadtplatz und forderten unter anderem, Reichtum besser zu verteilen. −Fotos: Häusler

Für eine Vielzahl an politischen Forderungen sind am Mittwoch rund 60 Verdi-Senioren auf die Straße gegangen. Brigitte Wessely, Vorsitzende des Bezirksseniorenausschusses, prangerte bei der Kundgebung vor dem Bahnhof die "soziale Schieflage" an und forderte, bestehenden Reichtum zu verteilen. Ihre Botschaft: "Wir gehören nicht zum alten Eisen. Wir kämpfen für einen starken Sozialstaat." Von diesem sollen ihrer Meinung nach nicht nur Senioren, sondern alle Generationen profitieren.

Das Problem sei nicht bei den Generationen, sondern auf dem Konto zu suchen. Reichtum auf der einen, Armut auf der anderen Seite, zeigte Wessely auf und fand dabei Unterstützung von Martin Birkner, DGB-Jugendsekretär. Er stellte anschließend in einer aufbrausenden Rede im Hotel zur Isar "den Menschen in den Mittelpunkt". Dass die gesetzliche Rente für künftige Generationen nicht sicher sei, ist Birkner zufolge "absoluter Bullshit". Denn sollte die Wirtschaft kollabieren, so treffe dies in erster Linie diejenigen, die privat vorsorgen, so der DGB-Jugendsekretär. "Wir müssen weg von immer mehr Überschüssen, Konsum, Ressourcenverschwendung und Ausbeutung", forderte er und griff dabei den "Verteilungskampf in Betrieben" auf.

Andreas Schmal, DGB-Regionsgeschäftsführer, kritisierte, dass die Politik stets darauf bedacht sei, die Unternehmen in den Mittelpunkt zu stellen, nicht den Menschen. Mal profitiere davon der Arbeitnehmer, mal nicht, wie an den Beispielen Bergbau und Bankwesen zu sehen sei. Dies ist laut Schmal der falsche Weg. Den richtigen sieht er darin, Leute wie die BMW-Großaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt, die jährlich Dividenden in Milliardenhöhe erhalten, höher zu besteuern. Bis zu 75 Prozent davon könnte der Staat ihnen von der Ausschüttung – 2018 waren es jeweils 1,12 Milliarden Euro – nehmen, um es zu verteilen. Auch dann könnten sich Klatten und Quandt noch eine Leberkässemmel leisten, führte Schmal mit ironischem Zungenschlag aus.

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