1860 denkt nicht an Aufstieg
Nicht brüllen, sondern hamstern: Die Löwen stapeln trotz Weigl-Kohle ziemlich tief

10.01.2020 | Stand 10.01.2020, 9:35 Uhr

Blicken zuversichtlich in die Zukunft: Sportchef Günther Gorenzel und Trainer Michael Köllner. −Foto: dpa

Das Geld ist da – nur ausgeben wird es der TSV 1860 München nicht. Zumindest nicht sofort.

Die die rund 1,5 Millionen Euro, die aus dem Transfer von Julian Weigl von Dortmund nach Lissabon in die traditionell klamme Löwen-Kasse gespült wurden, werden nicht in Winter-Transfers investiert. "Wir sehen keine Notwendigkeit", sagt Sportchef Günther Gorenzel über Verstärkungen für die Rückrunde. 1860-Fans hatten gehofft, im Kader könne nochmals nachgebessert werden, um so vielleicht ins Aufstiegsrennen der 3. Liga eingreifen zu können. Doch die Löwen-Verantwortlichen geben sich weniger angriffslustig und stapeln ziemlich tief.

"Aus meiner Sicht macht es im Winter nur Sinn, Verpflichtungen vorzunehmen, wenn du eine Kurskorrektur vornehmen musst. Das haben wir schon im Dezember gesagt, dass wir diese Notwendigkeit nicht sehen. Wir haben vollstes Vertrauen in den momentanen Kader – und unsere Zielsetzung bleibt, eine solide Saison zu Ende zu spielen. Wir sind im Soll", meint Gorenzel.

Trainer Michael Köllner sieht auf "keiner Position zwingenden Handlungsbedarf" und erklärt: "Wir bekommen mit Quirin Moll, Nico Karger und Benjamin Kindsvater drei Spieler zurück, die eigentlich Stammspieler wären. Es ist doch wunderbar, in einer solchen Situation zu sein. Stefan Lex wird auch bald zurückkommen, Tim Rieder ist richtig gut im Plan. Wir sind gut unterwegs."

Ein Blick auf die Spitze − der Aufstiegsrelegationsrang ist nur vier Zähler entfernt − ist für Köllner derzeit nicht angebracht. "Die Bäume dürfen nicht in den Himmel ragen. Wir tun gut daran, uns ein Fundament anzueignen, unser Polster zu vergrößern", meinte der Coach. Soll heißen: Nicht brüllen wie ein Löwe – eher sammlen wie "ein kleiner Hamster". Oder wie der Trainer es ausdrückt: "Ich will jedes Spiel gewinnen. Aber wenn wir jetzt sagen, wir wollen Platz eins oder drei attackieren, da musst du schon Drogen nehmen, um das zu machen."

Köllner erinnert an die Ausgangslage, als er nach dem Rücktritt von Daniel Bierofka das Zepter übernahm. "Da war Sechzig Fünfzehnter. Der Tenor war: Wenn man nicht sofort zwei, drei Winter-Neuzugänge holt, ist die Mannschaft kaum in der Liga zu halte – jetzt haben wir schon neun Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze." Nun gehe es darum, die Saison solide zu Ende zu spielen. Da Chemie und Charakter in der Mannschaft stimmen, wie auch Marius Willsch jüngst in einem Interview mit heimatsport.de erklärte, sollte dieses Ziel auch ohne neue Spieler zu realisieren sein.

Wofür aber wollen die Löwen nun die Kohle aus dem Weigl-Wechsel verwenden? Durchaus für neues Personal, aber erst mit Blick auf die neue Saison. Gorenzel versicherte jedenfalls, dass mit dem Geld nicht irgendwelche Löcher Löwen-Haus gestopft werden sollen. "Der Erlös aus dem Sport soll im Sport bleiben."

Ein Teil der Summe könnte in einen Nachfolger für Sascha Mölders investiert werden – der Torjäger kündigte an, seine Profikarriere nach der Saison beenden zu wollen. Allerdings deutete Gorenzel auch an, mit dem 34-Jährigen über eine Weiterverpflichtung sprechen zu wollen. Gleiches gelte für viele andere Spieler, bei denen die Verträge auslaufen. "Wir sind aktuell mit interessanten Spielern aus unserem Bestandskader und mit externen Spielern in Gesprächen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass viele Spieler des aktuellen Kaders auch nächste Saison hier spielen", sagte der Sportchef. Ob auch Mölders zu jenen "interessanten" Akteuren gehöre, könne sich "jeder selbst ausmalen."

Trotz der Mehreinnahmen wird es für 1860 aber wohl auch in der neuen Runde schwierig mit dem Angriff auf den Aufstieg. Wie Gorenzel erklärte, liege der Etat der nächsten Spielzeit – Stand jetzt – trotz des Weigl-Deals unter dem aktuellen (rund drei Millionen). Das dürfte nicht reichen, um die finanzstarken Vereine ernsthaft herauszufordern. Gorenzels wichtigste Botschaft lautet daher: "Es geht nur gemeinsam. Wenn alle in eine Richtung denken, dann haben wir eine sehr, sehr gute Zukunft vor uns."

Da im Fußball – und wer wüsste dies besser als die Löwen – bekanntlich alles passieren kann, wird 1860 München aber spätestens Anfang März zur Sicherheit auch die Lizenz-Unterlagen für die Zweite Liga bei der DFL einreichen. "Wir werden für alle Ligen – für die zweite, dritte und vierte Liga die Lizenz einreichen", erklärte Geschäftsführer Gorenzel und ergänzte augenzwinkernd: "Die Erste Liga ist ja nicht möglich, selbst wenn wir an 17 Transfers partizipieren…"

− la

In einem Kommentar hatte unser Redakteur Alexander Augustin gefordert, 1860 müsse das Geld aus dem Weigl-Deal sofort investieren − den Text lesen Sie hier.