Würzburger Spieler schwer beleidigt
Nach Rassismus-Skandal: Starke Fan-Reaktion – und Kwadwo fordert künftig Spielabbruch

16.02.2020 | Stand 16.02.2020, 12:02 Uhr

Kurz vor dem Ende des Drittliga-Spiels zwischen Preußen Münster und den Würzburger Kickers kommt es zu einer rassistischen Beleidigung gegen Leroy Kwadwo auf der Tribüne. Die Fans und der Verein reagieren sofort. (Foto: avs)

Fußball-Profi Leroy Kwadwo von den Würzburger Kickers hat nach der rassistischen Entgleisung eines Zuschauers gegen seine Person im Drittligaspiel bei Preußen Münster (0:0) geschlossenen Widerstand der Branche gefordert.

"Die Mannschaften sollten das in die eigenen Hände nehmen. Dann spielen wir einfach nicht. Fußball hat eine große Macht", sagte der 23-Jährige im Aktuellen Sportstudio des ZDF.

Nachdem er in der Schlussphase der Partie Affenlaute gehört habe, habe er gedacht: "Das kann nicht sein. Das geht gar nicht. Ich war sauer, enttäuscht und verwundert, dass so etwas möglich ist. Ein großer Dank an die Fans von Preußen, die schnell und toll gehandelt haben. Das war schon fast eine Genugtuung. Dafür bin ich einfach dankbar."

Der Täter wurde durch Fans für die Ordnungskräfte erkennbar gemacht, gestellt und festgenommen. Zudem machten Anhänger mit "Nazis raus"-Rufen ihre antirassistische Haltung deutlich.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nannte den Vorfall in einem Tweet "traurig und beschämend", lobte aber ebenfalls die Reaktion des Publikums als "vorbildlich".

Münster distanzierte sich ausdrücklich vom Täter. "Nazis raus! Kein Platz für Rassismus im Preußenstadion", stand auf der Homepage. Vereinspräsident Christoph Strässer stellte klar: "Das ist nichts, was auf den Fußballplatz und schon gar nicht in unser Stadion gehört. Solche Leute wollen und brauchen wir hier nicht. Ich habe mich unmittelbar nach dem Spiel bei den Würzburgern entschuldigt."

Nach Angaben der "Westfälischen Nachrichten" vom Samstag handelt es sich beim Täter um einen 29-Jährigen aus Steinfurt. Laut "Spiegel" soll der Mann nach Informationen der Polizei Kwadwo auch zugerufen haben: "Geh zurück in dein Loch." Am Tag nach den Ereignissen meldete sich Kwadwo in einer ausführlichen Stellungnahme zu Wort und lobte das Verhalten der Fans in einem Beitrag bei Instagram: "Eure Reaktion ist vorbildlich − Ihr könnt Euch gar nicht denken, was diese mir und auch allen anderen farbigen Spielern bedeutet." Am Ende seines Eintrags schrieb er zudem: "Danke für Eure Menschlichkeit."

Die Beleidigung selbst habe ihn aber "einfach nur traurig und wütend" gemacht, teilte Kwadwo mit. "Ich habe zwar eine andere Hautfarbe, aber ich bin hier geboren." Und der Abwehrspieler hob hervor: "Ich bin einer von Euch, ich lebe hier und darf hier meine Berufung und Leidenschaft als Profi der Würzburger Kickers ausleben."

Der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger vom FC Chelsea twitterte: "Wahnsinn... und schon wieder ein Vorfall. Unfassbar. Aber Respekt vor den Reaktionen der Zuschauer."

Der Deutsche Fußball-Bund verurteilte die Tat, lobte die Reaktionen und verwies auf das richtige Handeln von FIFA-Schiedsrichterin Katrin Rafalski. "So traurig und beschämend der rassistische Vorfall gegenüber Leroy Kwadwo" gewesen sei, "so vorbildlich waren die sofortigen Reaktionen darauf", twitterte der DFB auf seinem Account zur 3. Liga. Rafalski habe gemäß der Drei-Stufen-Regel der Europäischen Fußball-Union UEFA eine Stadiondurchsage veranlasst und versucht, Kwadwo zu beruhigen. Auf Fotos ist zu sehen, dass Kwadwo die Unparteiische aufmerksam machte und in Richtung Tribüne zeigte.

Auch die Würzburger hoben die Reaktion von Zuschauern und Club hervor. "Das hat nirgendwo etwas verloren, das tolerieren wir als Verein nicht, und niemand in Deutschland sollte so etwas tolerieren. Wir sagen Danke an die Zuschauer, wie die Reaktion darauf war", sagte Kickers-Trainer Michael Schiele auf der Pressekonferenz.

− red/sid