"Nach Lösungen suchen": Wieso 1860 nicht nur sportlich brisante Monate ins Haus stehen

31.10.2019 | Stand 19.09.2023, 1:21 Uhr

1860-Sportchef Günther Gorenzel. −Foto: Frank Bietau

Zuletzt drei Niederlagen in Folge haben den TSV 1860 München tief in den Abstiegskampf der 3. Liga gestürzt. Nach dem unglücklichen 1:2 in Rostock steht der Traditionsverein auf Platz 15. Entsprechend sorgt man sich an der Grünwalder Straße zunächst um die kurzfristige sportliche Existenz. Nur: Selbst, wenn die Löwen den Klassenerhalt schaffen, dürfte ihnen erneut eine harte Zeit ins Haus stehen. 24 Spielerverträge laufen im Sommer aus. Verlängerungen: derzeit ausgeschlossen. Es fehlt das Geld, weil sich die Gesellschafter – Investor Hasan Ismaik und der e.V. – nicht einig werden über die Ausrichtung des Klubs. Mit Efkan Bekiroglu, Felix Weber, Marius Willsch, Torhüter Hendrik Bonmann und Stefan Lex stehen viele Leistungsträger damit vor dem Absprung. Dazu laufen auch die Verträge von Nachwuchshoffnungen wie Leon Klassen und Dennis Dressel aus.

In einer Pressekonferenz äußerte sich 1860-Sportchef Günther Gorenzel zu seinen Planungen – in denen er sich durchaus eingeschränkt sieht, wie er zugab: "Die Politik gibt den Rahmen vor. Danach habe ich mich zu richten." Er warte auf Entscheidungen in den nächsten Wochen oder Monaten. "Die Diskussionsgrundlage zwischen den Gesellschaftern ist gelegt", berichtete Gorenzel. Daran lässt sich zumindest zweifeln, wenn man die jüngsten Facebook-Posts von Investor Ismaik liest. "Ich fordere den TSV 1860 zu einem Kurswechsel auf, vor allem erwarte ich aber von unserer Geschäftsführung, dass sie nicht von einer Seite gelenkt wird, sondern gänzlich zum Wohle des Profifußballs arbeitet", schrieb der Jordanier etwa Mitte Oktober.

Sport-Geschäftsführer Gorenzel selbst ist stets um Diplomatie bemüht, macht aber keinen Hehl daraus, dass ihm durchaus geholfen wäre, wenn sich die Gesellschafter nicht immer wieder gegenseitig blockieren würden: "Jeder hätte gern frühzeitig und nachhaltig Planungssicherheit. Und niemand in meiner Position wehrt sich gegen einen höheren Etat", sagte er im Pressegespräch am Dienstag. "Aber meine Aufgabe ist es, nach Lösungen zu suchen und nicht auf das zu schauen, was nicht funktioniert."

Schon im Sommer gestaltete sich die Kaderplanung extrem schwierig. 1860 war auf Unterstützung von Hasan Ismaik angewiesen. Dieser finanzierte Rückkehrer Timo Gebhart und Leihgabe Prince Owusu ganz sowie die Vertragsverlängerung von Aaron Berzel zum Teil. "Wir haben im Sommer kreative Lösungen gefunden, auch durch externe Hilfe wie von Hasan Ismaik", berichtete Gorenzel. Ähnlich erfinderisch muss Gorenzel – Stand jetzt – auch im kommenden Sommer wieder werden. Der Personalnotstand dürfte dann angesichts zwei Dutzend auslaufender Verträge aber noch viel eklatanter sein. Auch Löwen-Legende Benjamin Lauth kritisierte den Verein zuletzt für die anhaltenden internen Querelen: "Weiterwurschteln wie bisher wird sicher keinen Erfolg bringen." Wirklich widersprechen wollte auch Gorenzel nicht, als er auf dieses Zitat angesprochen wurde.