Nicht nur BVB-Torhüter kommt
Mit Königstransfer Bürki: Wie Bayerwäldler Pfannenstiel Bundesliga-Profis nach St. Louis lockt

18.03.2022 | Stand 19.09.2023, 3:11 Uhr

Pfannenstiels Transfercoup: Der Zwiesler Sportdirektor des künftigen MLS-Klubs St. Louis City SC hat BVB-Torhüter Roman Bürki von einem Wechsel in die USA überzeugt. −Foto: Verein

Roman Bürki (31) hatte die Qual der Wahl. Der Schweizer Torhüter, bei Borussia Dortmund zuletzt nicht mehr berücksichtigt, kann den Bundesliga-Zweiten im Sommer verlassen. Namhafte Klubs standen Schlange: Aston Villa, Galatasaray Istanbul, Valencia, auch der FC Bayern München soll den Nationaltorhüter als Neuer-Ersatzmann auf dem Zettel gehabt haben. Bürki ließ alle Angebote verstreichen – und geht nun zu einem Klub, der noch kein einziges Pflichtspiel bestritten hat: St. Louis City SC. Sportdirektor beim neuen Franchise der Major League Soccer (MLS): Bayerwäldler Lutz Pfannenstiel (48).

Der Zwiesler Ex-Torhüter hat mit der Verpflichtung des BVB-Keepers seinen ersten großen Coup gelandet. "Ich glaube nicht, dass man über Roman viele Worte verlieren muss. Er ist ein Topmann", sagt Pfannenstiel, der gerade in Deutschland unterwegs ist, um weitere Transfergespräche zu führen.

In knapp einem Jahr startet der neue Klub aus dem US-Bundesstaat Missouri erstmals in der MLS, die mit dem Kalenderjahr spielt. Seit gut eineinhalb Jahren baut Pfannenstiel als sportlich Verantwortlicher das ambitionierte Projekt auf. "Wir sind sehr gut im Plan", sagt er. Inzwischen sind zwei Jugendmannschaften im Spielbetrieb, eine U16 und eine U17. Im Herbst folgen zwei weitere Altersgruppen. In diesen Tagen startet eine U21 in der Reserverunde. Ab dem Sommer sollen dort Neuzugänge wie Bürki Spielpraxis sammeln.

Auch Köln-Talent und Hoffenheim-Stürmer kommen

Gut möglich, dass der St. Louis City SC eine kleine Bundesliga-Außenstelle wird. Pfannenstiel, lange Chefscout bei der TSG Hoffenheim und bis 2020 Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf, hat ein Auge auf Spieler der deutschen Beletage geworfen.

Neben der Verpflichtung von Roman Bürki steht bereits fest, dass der tschechische U21-Nationalspieler Tomas Ostrak (22) vom 1. FC Köln und der derzeit zum VV St. Truiden ausgeliehene Stürmer Joao Klauss (25) von der TSG Hoffenheim im Sommer nach St. Louis werden. Zwei bis drei weitere Bundesliga-Profis sollen folgen, wie Pfannenstiel verrät. Auch der Trainer ist ein alter Bekannter: Bradley Carnell (45), einst beim Karlsruher SC, dem VfB Stuttgart, Borussia Mönchengladbach und Hansa Rostock.

Wie lockt der Bayerwäldler Spieler und Trainer zu einem Fußballklub, der im Spielbetrieb noch gar nicht existiert? "Gerade bei den Vereinen unterhalb der Topplätze herrscht momentan Zurückhaltung. Verträge mit längeren Laufzeiten sind aufgrund von Corona nicht mehr auf der Tagesordnung. Wir können Spielern längerfristige Verträge bieten – bei ähnlichen finanziellen Konditionen wie Europa."

Doch auch sportlich wirke das Projekt auf viele Akteure reizvoll. "Wir bauen hier etwas Nachhaltiges auf." Mit Blick auf die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada werde der Fußballmarkt in Nordamerika massiv wachsen, glaubt Pfannenstiel: "Die Popularität wächst schon jetzt brutal und auch das Niveau der MLS steigt stetig." Die Liga habe sich längt davon gelöst, Auffangbecken für Spieler zu sein, die ihre Karriere ausklingen lassen.

Riesige Euphorie: Für drei Jahre ausverkauft und 80000 Trikot-Vorbestellungen

Das treibt auch die Fußball-Euphorie in St. Louis auf die Spitze. Die 2,8-Millionen-Einwohner-Region, die für ihre erfolgreichen Eishockey- und Baseball-Klubs bekannt ist, fiebert auf den MLS-Start des SC hin, wie Pfannenstiel erzählt: "Wir haben unser Stadion für die kommenden drei Spielzeiten bereits ausverkauft, es gibt 80000 Trikot-Vorbestellungen." Dabei sind weder Stadion noch Trainingsgelände fertig. Noch nicht, sagt Pfannenstiel: "Wir sind unserem Plan sechs bis sieben Monate voraus, Ende Juli sollten die Bauarbeiten abgeschlossen sein." Pfannenstiels primäre Baustelle ist das freilich nicht, er hat mit der Zusammenstellung eines Kaders genug zu tun. "Es ist sehr stressig, aber meistens ist das positiver Stress", sagt er.

Das liegt auch an den vielen Begegnungen mit Bürgern der Stadt, die sich für das Projekt interessieren. "Egal, ob ich einkaufen oder essen gehe, immer spricht mich jemand an." In den nächsten Wochen wird er den Leuten bereitwillig über den ein oder anderen Neuzugang aus der Bundesliga erzählen. Roman Bürki wird nicht der letzte bleiben.