Nur die sportliche Konstanz fehlt
Mehr Fans, mehr Feuer: Wieso sich der ASCK Simbach in der Bezirksliga Ost ausgesprochen wohlfühlt

09.12.2021 | Stand 25.10.2023, 10:59 Uhr

In welche Richtung führt der Weg für Heiko Schwarz und den ASCK Simbach? Der Spielertrainer (2.v.r.) zieht nach der Herbstrunde nüchtern Bilanz und vermisst Beständigkeit. −Foto: Caroline Wimmer

Auf und nieder, immer wieder: Die Bezirksliga-Saison ist für den ASCK Simbach bisher wie eine Berg- und Talfahrt verlaufen. Klasse Auftritten in der Fremde folgten teils desaströse Ergebnisse auf dem eigenen Sportplatz. Als größtes Manko empfindet Spielertrainer Heiko Schwarz (32) daher die fehlende Konstanz. Dennoch: Bange machen gilt nicht am Inn, der "Neuling" rangiert mit acht Punkten Vorsprung auf den ersten Relegationsplatz zwar nur auf Rang 11, zum Tabellendritten, der TuS Pfarrkirchen, sind‘s bei einem Spiel weniger hingegen auch acht Zähler – ist das Glas am Inn also nun halb voll oder halb leer?

"Wir haben uns vor der Saison zum Ziel gesetzt, oben mitzuspielen", erinnert der 32-Jährige an den Aufbruch des ASCK zu neuen Ufern. Denn: In der Corona-Saison 19/21 mischten die Innstädter noch in der Bezirksliga West mit und sahen sich nun, Ende Juli dieses Jahres, mit neuen Gegnern konfrontiert. Fußballerisch liegen die Ligen nach den Worten des Ex-Profis auf einem Niveau, allerdings hat er einen fundamentalen Unterschied ausgemacht. "Die Mannschaften stecken niemals auf, marschieren auch nach einem 0:2-Rückstand noch mit Herz und Leidenschaft nach vorne – da kannst du kein Spiel ruhig nach Hause schaukeln."

Schwarz erklärt sich dies mit einer höheren Identifikation der Bezirksliga-Ost-Kicker mit ihren Vereinen, die auch stets mehr Fans als in der Bezirksliga West hinter sich wissen. "Da kommt von den Zuschauern mehr Feuer und Leidenschaft – gefällt mir." Schwarz mag Fußball mit Emotionen, schließlich hat er seinerzeit mit Energie Cottbus unter Trainer-Vulkan Claus-Dieter "Pele" Wollitz etwa in Kaiserslautern oder Duisburg vor 20000 Menschen 2. Bundesliga erlebt. "Dafür spielt man ja Fußball", sagt der gebürtige Brandenburger, der inzwischen in Niederbayern mit Frau und zwei Kindern sesshaft geworden ist.

Ankommen und in ruhigeren Gewässern schippern würde er auch gerne mit seinem Team, bei dem die erste Euphorie nach der Corona-Zwangspause schnell vom Fußball-Alltag abgelöst wurde. "Ich habe im Sommer davor gewarnt, dass dieser Hype, dieses heiß sein auf Fußball, schnell verfliegt und die Normalität zurückkehrt." Und so stellte sich bei der Trainingsbeteiligung keine rechte Konstanz mehr ein: Der eine machte länger Urlaub, weil er wegen Corona zwei Jahre keinen Urlaub mehr gemacht hatte, beim anderen ging’s an der Uni wieder mit Präsenz-Veranstaltungen los, "es gab für alles Gründe", macht Schwarz keinem seiner Amateur-Fußballer einen Vorwurf.

Hype verflogen: "Gab für alles Gründe"

Hinzu kam, dass vermeintliche Leistungsträger wegen Verletzungen oder körperlichen Malaisen auf dem grünen Rasen nicht ihr Potenzial zeigen konnten. "Ein Führungsspieler ist jedoch nur dann ein Führungsspieler, wenn er gesund und fit auf dem Platz stehen kann und dort Leistung zeigt", sagt Schwarz. So quälte sich etwa Dimitrije Kostic durch einige Partien, Chris Riedl absolvierte wegen muskulärer Probleme gerade einmal fünf Spiele und Haris Sistek wurde bis zu seiner Knöchel-Verletzung immer wieder zurückgeworfen. Zudem verabschiedete sich Jakob Nüßlein zu einem Auslandssemester in den Norden Europas und Enes Deniz meldete sich wegen eines Studienplatzes in Wien gleich ganz beim ASCK ab – "der war auf einmal weg", sagt sein Ex-Trainer.

Schwarz’ Erwartungen voll erfüllt haben unterdessen Christoph Damböck (21) und Kapitän Benjamin Schlettwagner (27). Der 32-Jährige möchte eigentlich keinen seiner Schüler hervorheben oder bewerten, "aber Christoph ist ein Simbacher Junge und hat das Herz am rechten Fleck, Benni wird seiner Rolle absolut gerecht". Und diese beiden trugen auch ihren Teil zum bis dato einzigen Heimsieg (in sieben Partien) bei. Den aktuellen Spitzenreiter TSV Waldkirchen bezwangen die Innstädter 3:1 – "und danach gab’s eine kleine Kabinen-Party. Die hatten die Jungs allerdings nach dem Dreier eine Woche zuvor in Grafenau schon geplant".

Ansonsten ist die Heim-Bilanz des ASCK dürftig, Schwarz nimmt in diesem Zusammenhang sogar die Wörter "grauenhaft" und "Katastrophe" in den Mund. Bei einem Sieg, drei Remis und drei Niederlagen nicht unverständlich – nur die beiden Aufsteiger Mauth und Hebertsfelden, momentan die Schlusslichter der Liga, weisen schlechtere Bilanzen auf. Auswärts sehen die Daten indes viel besser aus: Bei fünf Erfolgen, zwei Unentschieden bei drei Niederlagen mussten sich die Simbacher Gastgeber des Öfteren ärgern.

Bisher nur ein Heimsieg – aber gegen Herbstmeister

TSV WaldkirchenZu Hause besser werden und auswärts die Linie beibehalten, lautet demnach die Devise für den ASCK, der im Frühjahr zunächst gegen Mauth und dann gegen Freyung ran muss. "Und in diesen beiden Spielen möchte ich keinen Angsthasen-Fußball sehen, sondern ein Team, das selbstbewusst und mit positiver Energie auf den Platz geht", blickt Spielertrainer Schwarz schon einmal voraus. Und vielleicht kann Neuzugang Kevin Grobauer (27) dabei schon seinen Part einnehmen, als Führungsspieler (siehe Bericht rechts). "Wir erhoffen uns einiges von ihm", sagt der kickende Trainer, der über seine Zukunft noch nicht entschieden hat. Schwarz und der Verein werden dieses Thema jedoch im Winter angehen: "Da setzen wir uns mal ganz in Ruhe zusammen" – Konstanz zumindest auf der Trainer-Position beim ASCK wäre ja nicht das Schlechteste.