BFV sieht Teilerfolg
Maximal 100 Stehplätze: Zuschauer bei Sportveranstaltungen bleiben ein Ärgernis

22.06.2021 | Stand 22.06.2021, 15:01 Uhr

Zuschauer bei Amateurfußballspielen wie hier beim FC Schalding müssen weiterhin – mit Ausnahme von 100 Fans – auf festen Plätzen sitzen. −Foto: Michael Sigl

Die erhoffte Erleichterung für bayerische Sportvereine bei der Zuschauer-Frage ist am Dienstag ausgeblieben. Das Kabinett in München beschloss, dass weiterhin bei Sport- und Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel wie bisher höchstens 500 Zuschauer zulässig sind.

Davon dürfen maximal 100 ohne feste Plätze (als Stehplätze) mit Mindestabstand vergeben werden, die übrigen nur als feste Sitzplätze. Dieser Beschluss geht aus dem aktuellen Kabinettsbericht hervor. Das hat zur Folge, dass womöglich – wie am vergangenen Wochenende – Amateurfußballvereine den Aufwand, der durch die Ausweisung von Sitzplätzen entsteht, nicht stemmen wollen oder können – und Fans aussperren müssen. Immerhin 100 Zuschauer können allerdings ab Mittwoch, 23. Juni, Testspiele ohne Sitzplatz verfolgen. Bis zum Saisonstart im Juli werden weitere Erleichterungen erwartet.

In einer ersten Reaktion spricht der Bayerische Fußball-Verband (BFV) von einem Teilerfolg über den aktuellen Beschluss. "Es bleibt weiter mühsam und nicht wirklich nachvollziehbar. Wir haben in den vergangenen Wochen seit Inkrafttreten des Stehplatz-Verbotes wiederholt Gespräche mit Ministerpräsident Markus Söder, dem für den Sport zuständigen Innenminister Joachim Herrmann sowie Gesundheitsminister Klaus Holetschek geführt und dabei klar zum Ausdruck gebracht, dass die Verordnung an der Realität vorbeigeht", sagt BFV-Präsident Rainer Koch: "Die meisten Amateur-Fußballplätze bei uns in Bayern haben gar keine Sitzplatz-Tribünen, so dass hier Zuschauer*innen praktisch ausgeschlossen waren. Das kann nicht im Sinne unserer Vereine sein, zumal die Sportplätze weitläufig und damit groß genug sind. Die jetzt erfolgte Korrektur ist natürlich zu begrüßen, es ist aber allenfalls eine Etappe, von der Zielgeraden sind wir weiterhin weit entfernt."

Auf Anfrage von heimatsport.de ergänzte der niederbayerische Fußball-Bezirkschef Harald Haase: "Spätestens zum Saisonstart Ende Juli brauchen wir mindestens eine Zulassung von 500 Besucherinnen und Besuchern auf Stehplätzen. Dies ist eine Grenze, mit der Amateurfußball gerade in der unterklassigen Ligen sehr gut leben könnte." Deshalb werde man nicht locker lassen "und im Sinne unserer Vereine bei den zuständigen Ministerien nochmals Nachbesserungen einfordern", sagte Haase. Das zielt auf Gleichbehandlung mit Veranstaltungen in Hallen:Während die Verordnung nach wie vor in Gebäuden 1000 Zuschauer*innen auf Stehplätzen erlaubt, bleibt es draußen, wo das Infektionsrisiko nachgewiesen äußerst gering ist, bei einer Begrenzung auf 500 Besucher*innen. "Dieser Umstand ist schlicht nicht nachvollziehbar und lässt sich auch nicht erklären", sagte Koch.

Zeitgleich dürfen bereits jetzt bei Spielen der Fußball-Europameisterschaft auf dem ganzen Kontinent tausende Zuschauer in den Stadien sein, aus Budapest gehen Bilder von einem ausverkauften Stadion um die Welt: "Ich verstehe das nicht mehr. Die Schere zwischen Profi- und Breitensport geht immer weiter auseinander", sagte jüngst ein verärgertes Vorstandsmitglied eines niederbayerischen Amateurfußballvereins der PNP.

Archivberichte zum Thema:
- Regierung lässt Fans in Bayern sitzen
- 500 Zuschauer, nur Sitzplätze, Datenerfassung: BFV tobt wegen "Rahmenkonzept Sport"


Über die Beratungen vom Dienstag informierten am Mittag Gesundheitsminister Klaus Holetschek, Kultusminister Michael Piazolo und Staatskanzleichef Florian Herrmann. Hier geht’s zum Liveticker.

− mid