Löwen: Erst Geisterspiel in Giesing, dann Fan-Fest in Schalding

01.08.2017 | Stand 25.10.2023, 11:05 Uhr

Volles Haus im Grünwalder – das gewohnte Bild von Löwen-Heimspielen wird’s beim "Geisterspiel" morgen nicht geben. − F.: Butzhammer

Regionalliga Bayern, Dienstag, 14 Uhr (!) 1860 München gegen 1. FC Nürnberg II. Für alle, die meinen, sich vielleicht verlesen zu haben bei der Ansetzung dieses "Amateurfußball"-Spiels: Es wird tatsächlich gespielt morgen zur frühen Nachmittagsstunde auf Giesings Höhen – jedoch ohne einen einzigen der sonst bei Viertliga-Heimspielen der Münchner Löwen üblichen 12 500 Zuschauer im ausverkauften Grünwalder Stadion.

Das vom DFB-Sportgericht in Folge mehrfacher Fan-Randale – mit dem Abstiegsrelegationsspiel gegen Jahn Regensburg als unrühmlichem Höhepunkt – verordnete "Geisterspiel" unter Zuschaueraussschluss passt irgendwie zur emotionalen Achterbahnfahrt der Sechzger nach dem Neuanfang in der 4. Liga: Vor fünf Tagen die erste Liga-Pleite in Buchbach (0:1) inklusive Bierofka-Aufreger über "Giesinger Bauern"-Schmähgesänge gegen seine Großstadt-Profitruppe. Am Samstag dann machten die Rosenheimer Sechziger ihren Namensvettern im Grünwalder das Leben 89 Minuten lang extrem schwer – ehe ein unglückliches Eigentor von Matthias Heiß, der den Ball vom eigenen Torwart an den Körper gefaustet bekam, und Timo Geb-harts Last-Minute-Konter (90.+4) die Löwen doch noch einen 2:0-Arbeitssieg feiern ließen. "Gratulation an Rosenheim für die abgelieferte Leistung. Sie haben eine Mannschaft, die spielerische Akzente setzen will und haben es uns sehr schwer gemacht", meinte Bierofka anerkennend.

Wie der kommende Gegner 1. FC Nürnberg II im "Geisterspiel" morgen zu knacken ist, hat dem aktuellen Tabellendritten am Samstag bereits der SV Schalding – sinnigerweise übernächster 1860-Gegner – vorgemacht: Überfallartig lag der SVS gegen den "kleinen Club" nach nicht einmal einer halben Stunde mit 3:0 in Front, um schließlich mit 4:2 die Oberhand gegen die junge fränkische Zweitliga-Reserve zu behalten. Ein Selbstläufer freilich wird’s morgen Nachmittag zu ungewohnter Stunde für die Löwen-Routiniers um Mauersberger, Mölders und Gebhart trotzdem nicht werden – zumal von den Rängen die gewohnte Unterstützung ausbleibt.

Dem Gefühlskiller vom Dienstagnachmittag freilich folgt schon am Samstag (14 Uhr/Sportanlage Reuthinger Weg) das nächste emotionale Highlight mit dem Löwen-Gastspiel in Schalding. Da feiern 2500 Fans im Passauer Westen bei längst ausverkauftem Haus ein wahres Fußballfest – und wohl die Hälfte davon dürften ein "blaues" Herz haben.

In den bisherigen Spielen haben sich die Löwen-Anhänger auswärts wie daheim vorbildlich verhalten – was letzte Saison eben nicht immer der Fall war. Um faire Unterstützung und Zusammenhalt auch im "Geisterspiel" gegen Nürnberg II zu demonstrieren, werden für diese Partie sogenannte Fairplay-Tickets im Online-Ticketshop der Münchner verkauft. Für 10,60 Euro pro Karte – eine gold-geprägte Sonderausgabe – sehen die Fans zwar kein Fußballspiel, zeigen aber symbolisch ihre Unterstützung für die Mannschaft. Der Erlös kommt vorwiegend dem Nachwuchsleistungszentrum der Löwen zugute. 1860-Geschäftsführer Markus Fauser zu den Beweggründen für die Aktion: "So etwas wie im Relegationsrückspiel gegen Regensburg wollen wir nicht noch einmal erleben, denn es ist nicht nur mit einem großen wirtschaftlichen, sondern auch mit einem riesigen Image-Schaden verbunden."