Lahm redet Klartext: Löw muss die Zügel in der Nationalelf anziehen und weniger Kumpel sein

13.07.2018 | Stand 13.07.2018, 14:23 Uhr

Kritische Distanz: Der ehemalige DFB-Kapitän Philipp Lahm (r.) wirft Bundestrainer Joachim Löw indirekt Führungsschwäche vor. − Foto: dpa

Endlich redet einer mal Klartext in der DF B-Krise: Während der angeschlagene Bundestrainer Jogi Löw das WM-Debakel weiter an nicht bekanntem Urlaubsort verarbeitet, hat sich ausgerechnet sein einstiger Musterschüler Philipp Lahm als nächster Ehrenspielführer nach Jürgen Klinsmann und Lothar Matthäus ungewöhnlich deutlich zu Wort gemeldet.

Kurz vor seinem Auftritt als Pokal-Presenter am Sonntag beim Finale im Moskauer Luschniki-Stadion, also genau dort, wo Löw so gern Fußball-Geschichte geschrieben hätte, analysierte Lahm auf seinem Nutzerkonto bei linkedin.com den deutschen WM-K.o. unter der Überschrift: "Wenn ausbleibende Veränderungen Erfolg verhindern."

Löw taucht dabei namentlich erst im letzten Absatz auf, doch das Urteil ist klar: "Ich bin überzeugt davon, dass Jogi Löw seinen kollegialen Führungsstil der letzten Jahre ändern muss, wenn er mit der neuen Generation von Nationalspielern wieder Erfolg haben möchte. Das ist kein Zeichen der Schwäche, sondern der Weiterentwicklung", schrieb Lahm und bekam dafür bis Freitagmittag in dem sozialen Netzwerk zur Pflege von Geschäftskontakten mehr als 1000 "Gefällt mir"-Bekundungen.

Kernpunkt der Lahm-Ausführung ist die Feststellung eines Generationenunterschieds zwischen seiner eigenen 2014er-Mannschaft und den nachrückenden Akteuren. "Er muss Individualisten klar machen, dass sie Verantwortung für die gesamte Mannschaft tragen", schreibt der 34 Jahre alte Lahm.

Es bedürfe einer klaren Ansprache, die Löw offenbar nicht gepflegt habe. "Diese klare Ansprache hätte es zum Beispiel gebraucht, als die Affäre um Mesut Özil und Ilkay Gündogan um das gemeinsame Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hochgekocht ist", schrieb Lahm. Stattdessen habe sich das Trainerteam um Löw "darauf verlassen, dass die praktizierte Führungskultur der vergangenen, erfolgreichen Jahre ausreicht, um einmal mehr erfolgreich zu sein".

Weitere Einzelheiten und Hintergründe zu Philipp Lahms Ratschlägen lesen Sie am Samstag im Sportteil der Heimatzeitung.