Plattling
Kulturmobil-Premiere: Feine Zauberei und schwarze Komödie

30.06.2019 | Stand 18.09.2023, 3:48 Uhr
Hannelore Summer

Treffen sich Nachbarn einer Reihenhaussiedlung gilt es, viele Fallstricke zu umschiffen. Zum "Glück" findet sich in dem Volksstück "Unkraut" schnell ein gemeinsamer Feind – das Unkraut, das vom Naturgarten des Herrn Krauses herüber weht. −Fotos: Summer

Mit der Premiere des Programms des Kulturmobils des Bezirks Niederbayern hat am Freitag, 28. Juni, der Plattlinger Künstlersommer begonnen. Im Nachmittagsprogramm des Kulturmobils begeisterte Sebastian Nicolas, Zauberkünstler aus der Nähe von Landshut, junges und junggebliebenes Publikum mit seiner wunderbar poetischen und kurzweiligen Zaubershow "Pure Magic". Am Abend blickte der Schriftsteller und Satiriker Fitzgerald Kusz im Volksstück "Unkraut" in die Abgründe der Seelen von Menschen, die kein Unkraut vertragen.

17 Uhr – es war heiß unter dem Dach auf dem Magdalenenplatz. Die Kinder aus dem Kindergarten Rettenbach waren mit ihren Erzieherinnen gekommen, viele andere Kinder mit ihren Eltern und Großeltern. Die Bühne war mit schwarzen Tüchern verhangen, zwei Weltraumbilder ließen einem schwarzen Zauberkoffer viel Platz. Leise Musik erklang, plötzlich, wie herbei gezaubert war er da: ein Mann, schwarz gekleidet, mit Dutt und kurzem Bart. Aus seinem Zylinder holte er ein Kartenspiel, es war, als ob er mit den Karten tanze. Er breitete sie aus, fasste sie zusammen, schnipste sie ins Publikum, holte sich einfach neue aus der Luft. Der 34-jährige Sebastian Nicolas ist ein international renommierter Magier. 2009 wurde er Vize-Weltmeister auf dem Weltkongress der Magier in Peking. Er stand bereits in Singapur, Las Vegas, Paris, München, Dubai und Moskau auf der Bühne. Mit dem Kulturmobil vermittelt er dem jungen Publikum in Niederbayern seine Freude an der Manipulation, an Tricks, die er mit seinen Händen macht.

Am Abend dann die Premiere des Volksstücks "Unkraut": Fitzgerald Kusz, der fränkische Schriftsteller und Satiriker, hat unter dem gepflegten Rasen einer Reihenhaussiedlung in die Abgründe der Bewohner geschaut. Regisseur Sebastian Goller, Martin Kubetz (Musik), Claudia Weinhart (Bühnenbild/Kostümbild), Sabine Tanriyiöver (Maske) und Stephanie Griebl (Requisite) haben sie mit viel Witz und ohne Angst vor rabenschwarzen Klischees in Szene gesetzt. Schon die erste Szene verrät, worum es geht: Es ist ein gnadenloser Kampf, den keiner gewinnen kann. Auf ihrer Terrasse mit Kugelgrill und Deutschlandfahne hilft Lotte (Désirée Siyum) ihrem Mann Hans Fleischmann (Florian Fisch) die Waffen anzulegen: Gartengeräte zum Kampf gegen das Unkraut. Schließlich sei ein Rasen keine Wiese und ein Garten brauche Pflege und Disziplin. Als die Nachbarn zum Grillen kommen, zeigt sich, dass auch eine Grillparty ein Kriegsschauplatz ist: Wer bringt das teurere Grillgut? Gert und Brigitte Brütting (Johannes Schön und Carmen Jahrstorfer) können sich nur Würstchen leisten. Wer weist wem seinen Platz zu? All das Gockelgehabe endet, als der gemeinsame Feind auftaucht: Löwenzahnsamen aus dem Naturgarten von Nachbar Krause...
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