Er will andere Menschen inspirieren
Kopfüber auf den höchsten Bergen des Landes: Das irre Hobby des Bayerwaldlers Kevin Kronschnabl

17.02.2021 | Stand 17.09.2023, 22:06 Uhr

Sein akrobatisches Talent hat Kevin Kronschnabl auch auf dem "Dach Deutschlands" unter Beweis gestellt. Ende Oktober bewältigte der Marcher die 2962 Meter hohe Zugspitze. −Fotos: Kronschnabl

Im Laufschritt erklimmt Kevin Kronschnabl (29) die höchsten Berge Deutschlands, um am Gipfelkreuz einen Handstand zu vollführen. Mit seinen Aktionen will der Bayerwaldler andere Menschen in der Coronazeit inspirieren.

Der eisige Wind bläst Kevin Kronschnabl ins Gesicht. Gerade ist er am Gipfel angekommen. Schnee, so weit das Auge reicht. Kronschnabl, 29 Jahre alt, friert und zieht das nasse T-Shirt aus. Dann, eine schnelle Bewegung – und plötzlich steht seine Welt auf dem Kopf. Per Handstand lehnt er oberkörperfrei am Gipfelkreuz, das Berg-Panorama genießt er aus ungewohnter Perspektive.

Es ist eine Szene, die der Trailläufer aus March (Landkreis Regen) mehrmals pro Woche so oder so ähnlich erlebt. Kevin Kronschnabl hat dutzende Berge bestiegen, tausende Kilometer zurückgelegt. Den Handstand am Gipfelkreuz hat er zu seinem Markenzeichen gemacht. "Das Ganze ist aus einer Gaudi heraus entstanden", sagt er und lacht. "Aber inzwischen habe ich durch dieses Motiv einen großen Wiedererkennungswert." Die Fotos seiner Kunststücke teilt Kronschnabl (Nickname: "shyyyy91") auf Instagram, wo er knapp 900 Follower erreicht.

Warum er das alles macht? "In der Coronazeit will ich die Leute motivieren und inspirieren, auch mal über den Tellerrand zu schauen." Seine Reichweite nutzt Kronschnabl nicht nur, um auf seine sportlichen Höchstleistungen aufmerksam zu machen. Auf der Social-Media-Plattform wirbt er auch für das Blutspenden, sammelt mit seiner Tochter (8) Müll im Nationalpark, spricht über seine vegane Ernährung.

Die Entwicklung, die hinter Kronschnabl liegt, ist bemerkenswert. Noch vor einem Jahr war er von dem Extremsport, den er heute betreibt, meilenweit entfernt. Damals macht ihm eine Meniskus-OP am linken Knie zu schaffen. "Als die Verletzung allmählich verheilte, suchte ich nach einer neuen Herausforderung. Da zu diesem Zeitpunkt die Corona-Maßnahmen sehr strikt waren, blieb am Ende eine Mischung aus Trailrunning und Speedhiking übrig."

Kronschnabl will die zehn höchsten Berge Deutschlands besteigen

Erfahrung in diesen Sportarten hat Kronschnabl bereits vorher gesammelt. Im Sommer 2019 meistert der Marcher den "Mega-Marsch" von München nach Mittenwald, 100 Kilometer innerhalb von 24 Stunden. Nach der Verletzung muss er wieder von vorne starten, steigert sich aber Schritt für Schritt. Die Strecken werden länger, die Herausforderungen größer, die Berge höher. Schon bald läuft er die "12 Tausender-Route" von Bad Kötzting zum Arber – und wieder zurück. Wenig später erfüllt er sich einen lang gehegten Wunsch: Kronschnabl erklimmt die Zugspitze, mit 2962 Metern der höchste Berg Deutschlands.

Anfang Februar unternimmt er eine "Drei-Gipfel-Tour". Innerhalb von von vier Stunden bewältigt er den Lusen (1373 Meter), den Falkenstein (1315 Meter) – und schließlich den Großen Arber (1456 Meter). Weil er im Bayerischen Wald die meisten Berge bereits gesehen – und hinter sich gelassen hat, will er nun höher hinaus. "Ich habe mir vorgenommen, die höchsten zehn Berge Deutschlands zu besteigen. Die ersten drei – Zugspitze, Watzmann und Hochwanner – habe ich schon geschafft."

Kronschnabl, der sein Geld als Beamter in der Bayerischen Finanzverwaltung verdient, ist ein sportliches Multitalent, durchtrainiert von Kopf bis Fuß. Neben regelmäßigen Workouts geht er zum Bouldern oder Klettern. Bis vor kurzem spielte er beim SV March Fußball. Im Winter steht Kronschnabl auf dem Snowboard, im Sommer auf dem Stand-Up-Paddle. Der Sport sei für ihn wichtig, um den Kopf frei zu bekommen, sagt Kronschnabl. Am besten funktioniere das im Moment mit dem Trailrunning. "Je länger ich unterwegs bin, desto klarer sehe ich meistens die Dinge." Manchmal eben auch aus umgedrehter Perspektive...