Plattling
Koordinierende Kinderschutzstelle feiert Zehnjähriges

06.06.2019 | Stand 25.10.2023, 11:34 Uhr

Leisten Präventionsarbeit zum Schutz der Kinder: (v.l.) Stellvertretender Landrat Josef Färber, Familienbegleiterin Stefanie Limburger, KoKi-Koordinatorin Ellen Tsalos-Fürter, Gastredner Dr. Markus Reimer, Familienbegleiterin Andrea Voll, KoKi-Koordinatorin Anneliese Hellauer und Horst Reckerziegel, Leiter des Amts für Jugend und Familie am Landratsamt Deggendorf. −Foto: Woipich

Mit der Geburt eines Kindes stellt sich das Leben der Eltern völlig auf den Kopf. Für viele ist die neue Verantwortung mit hohen physischen und psychischen Anforderungen verbunden, die sie sich so oft nicht vorgestellt haben. Überforderung kann Frust und Ängste auslösen. Aber auch andere Belastungen wie Krankheiten oder finanzielle Sorgen können die Harmonie einer jungen Familie ins Ungleichgewicht bringen. Genau für diese Situationen der Überforderung und Belastung von Familien mit Säuglingen und Kleinkindern wurde 2009 die Koordinierende Kinderschutzstelle, kurz KoKi, ins Leben gerufen. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens fand am Mittwoch, 5. Juni, eine Feier im Haus der Jugend im Luna Park statt. Musikalisch umrahmt wurden diese von Schülern der Berufsfachschule für Musik.

"Wir Menschen brauchen mehr als nur Versorgung, denn wir alle sind angewiesen auf die Bindung zu unseren Mitmenschen", sagte Dr. Markus Reimer, Philosoph und Unternehmer. Dieses scheinbar banale menschliche Bedürfnis sei der Schlüssel zu einer gesunden Entwicklung jedes Kindes. Besonders Babys und Kleinkinder bräuchten die Zuneigung ihrer Eltern, die ihnen Orientierung gibt in dieser Welt, die sie erst einmal nicht verstehen können. "Menschen brauchen eben Menschen." In seinem Vortrag sprach Reimer über die traditionellen Familienstrukturen, die seit den 80er Jahren zunehmend aufbrechen würden und damit neue und individuelle Lebensentwürfe ermöglichten. Während für die meisten Menschen der Umgang mit der Freiheit in ihrer Lebensplanung keine Probleme darstelle, berge diese Freiheit und die damit unvorhersehbarere Zukunft für andere ein größeres Riskio. Überforderung und Haltlosigkeit seien die Folgen. Aufgrund dieser gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen gebe es Einrichtungen wie die KoKi, die die Lücke, die das Wegbrechen fester Strukturen für manche mit sich bringt, wieder zu schließen versuchen.

Anneliese Hellauer koordiniert seit sieben Jahren die KoKi Deggendorf, seit vier Jahren wird sie unterstützt von Ellen Tsalos-Fürter. Die beiden Frauen bieten zahlreiche Hilfsprogramme zur Unterstützung von Eltern in belastenden Lebenssituationen an. Darunter auch die sogenannten "Frühen Hilfen". "Wir unterstützen suchtkranke, minderjährige und überforderte Eltern. Das alles im präventiven Bereich und auf dem Prinzip der Freiwilligkeit", betonte Hellauer in ihrer Ansprache. Die Arbeit der KoKi stehe dabei auf drei Säulen: Zum einen auf der der Beratung der Eltern, dann dem Angebot zur Unterstützung der Erziehungskompetenzen und schließlich dem Netzwerk aus Ärzten, Klinken, Beratungsstellen, der Kinder- und Jugendhilfe sowie den Frühförderzentren.
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