Kitzbüheler Hahnenkammrennen
"Konzentration und Überwindung" gefragt – Ferstl und Schwaiger überzeugen im Streif-Training

21.01.2021 | Stand 18.09.2023, 7:09 Uhr

"Pepi" Ferstl lieferte in Kitzbühel konstante Trainingsleistungen ab: Rang 12 am Mittwoch, Platz 11 am heutigen Donnerstag (21. Januar 2021). −Fotos: dpa, Christine Leuthe

Sie hätten das 2. Abfahrtstraining auf der Kitzbüheler Streif an diesem heutigen 21. Januar 2021 quasi Hand in Hand absolvieren können, wobei diese Formulierung natürlich nicht ganz ernst gemeint ist: Die beiden Speed-Asse aus dem oberbayerischen Gebiet von heimatzeitung.de, Josef Ferstl und Dominik Schwaiger, landeten mit nur sieben Hundertstelsekunden Zeitunterschied auf den Rängen 11 und 12. Der Rückstand von Ferstl (SC Hammer) auf den Trainingsschnellsten Vincent Kriechmayr (Österreich/Endzeit: 1:55,48 Minuten) betrug 1,80 Sekunden, Schwaiger (WSV Königssee) folgte sieben Hundertstel dahinter.

Es könnte also von 22. bis 24. Januar in der Gamsstadt durchaus eine "kleine Meisterschaft des SV Chiemgau" – das ist der Skiverband der beiden Athleten – werden beim Kampf um einen Top-Ten-Rang oder zumindest eine ordentliche Platzierung in den besten 20. "Letztes Jahr hatte ich Probleme mit Schuh und Material", sagt Schwaiger, "da schaut’s heuer sicher besser aus." Gerade im ersten Training am Mittwoch wusste der 29-Jährige aus dem Berchtesgadener Land als einer der Schnellsten im oberen Abschnitt zu glänzen. Auch wenn er in diesem Lauf nur 22. wurde, so war sein Rückstand auf den Schnellsten Ryan Cochran-Siegle (USA) etwas geringer (1,56 Sekunden) als jener im Abschlusstraining auf Kriechmayr. Doch im ersten Training einer Weltcup-Abfahrt wird naturgemäß noch nicht Vollgas gegeben.

Der Tenglinger "Pepi" Ferstl, vor zwei Jahren sensationell Super-G-Sieger in "Kitz", blieb bei seinem ersten Ritt am Mittwoch sogar unter einer Sekunde Rückstand (0,84), Rang 12 kann sich durchaus sehen lassen. Einig sind sich Schwaiger und Ferstl, dass es "ganz, ganz bitter ist, dass keine Zuschauer da sein können, aber damit müssen wir leben". Schwaiger verweist neben dem Klassik-Charakter des Hahnenkammrennens darauf, dass seine Schwester in Kitzbühel lebt. Insofern sei es "ein echtes Heimrennen – natürlich neben Garmisch-Partenkirchen. Wenn Fans dabei sein dürften, würden sicher wieder viele Freunde gekommen."

Wegen der Pandemie durfte das Team des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) – nach den obligatorischen Corona-Tests – erst am Montag ins Tiroler Ski-Mekka reisen, und auch vor Ort "gibt es strenge Auflagen", so Ferstl. Um unnötige Reiseaktivitäten zu vermeiden, wohnen alle Teams direkt in Kitzbühel und bewegen sich in einer eigenen "Blase". Abstand halten ist also weiter das Gebot der Stunde – nur auf der Strecke nicht, da will "Pepi" die Distanz zur Spitze verringern. Seine Vorfreude sei riesig. "Hier kommt jeder gerne her. Da runterzufahren, ist eine Ehre – und ein Sieg ist ein kleiner Ritterschlag."

Dass gleich an zwei Tagen hintereinander die Abfahrt ausgetragen wird, dürfte wohl weder Vor- noch Nachteil sein. Denn einerseits kennen die Fahrer am zweiten Tag Strecke und Bedingungen schon besser, andererseits aber werden wohl auch die Zeitabstände insgesamt geringer ausfallen. Eines steht für beide Sportler des SV Chiemgau fest – Schwaiger spricht es aus: "Die Konzentration muss hier hundertprozentig passen, und überwinden musst du dich natürlich auch", so der Speed-Spezialist vom WSV Königssee, nur dann könne man gute Resultate erreichen wie im Training.
Mehr übers Hahnenkamm-"Geisterrennen" lesen Sie in der PNP-Printausgabe vom Freitag, 22. Januar 2021 – unter anderem im Reichenhaller Tagblatt, in der Südostbayerischen Rundschau und im Alt-Neuöttinger Anzeiger.