In Deutschland und andernorts in Europa, wo gut am Fußball verdient wird, will man noch kein Einsehen haben, doch ein radikaler, schnell herbeigeführter und freilich für alle Beteiligten schmerzhafter Stillstand nach dem Vorbild der Serie A ist ausweglos, findet Redakteur Sebastian Lippert. Ein Kommentar.
Auf Reisen möglichst verzichten, Kontakte einschränken, Sicherheitsabstand einhalten: Die neuen Gesetze der Straße greifen im Fußball-Business immer noch nicht. FIFA, UEFA und auf nationaler Ebene die DFL hetzen die Profis und den Teamstaff wie eine Herde durch den heiligen Terminplan. Wie heißt es doch Woche für Woche: Wichtig ist das nächste Spiel, und das nächste, und das nächste – auch in Zeiten von Corona.
Fußballer aber werden das Virus nicht umdribbeln, sie werden es nicht Vollspann ans Kreuzeck nageln und sie werden es nicht aus den Schuhen grätschen; das zeigen die zwei positiven COVID-19-Tests bei Profis von Hannover 96 und Juventus Turin. Wichtiger als die Gesundheit sind den Verbänden aber noch immer erfüllte, weil milliardenschwere TV-Verträge und damit auch das Befrieden der über Jahre hochgezüchteten Gier der Fans. Selten wurde deutlicher, dass der Profifußball sich als Parallelwelt versteht.
Das deutsche Eishockey hat es bereits vorgemacht und die Saison ohne Playoffs, Meister, Auf- oder Absteiger beendet. Für den Sport, die Fans und erst recht die finanziell geschädigten Klubs ist das eine Katastrophe – und doch war es richtig.
Was den Spitzenfußball angeht, hat Italiens Top-Klub Inter Mailand die Benchmark gesetzt. Die Lombarden kündigten am Dienstag sieben Minuten vor Mitternacht via Twitter an, sich unverzüglich aus allen Wettbewerben zurückzuziehen. Sie taten das vermutlich ohne Absprache mit der UEFA, welche das Europa-League-Achtelfinale gegen die Spanier aus Getafe als Geisterspiel durchziehen wollte – in Mailand. Es wäre an der Zeit, dem Beispiel zu folgen und die Saison vorübergehend auszusetzen oder abzubrechen.
Ganz oder gar nicht: Lesen Sie hier den Kommentar von Sport-Redakteur Alexander Augustin vom vergangenen Montag.
Dicht gedrängt feuern die Anhänger ihre Mannschaft von außerhalb des Stadions an. −Foto: dpa
