"Keine Angst vor Lewandowski und Müller": Club-Verteidiger Lukas Mühl (21) im Interview

28.08.2018 | Stand 19.09.2023, 0:36 Uhr

Vorfreude auf die Bundesliga: Lukas Mühl beim Abklatschen mit den Fans. Mitgewachsen mit dem Club, erhält der Regener nun die Erstliga-Weihen. −Foto: Imago

Die Aufstiegsfeier mit zehntausenden Nürnberg-Fans, ein Testspiel mit der U20 gegen die Nationalmannschaft und das mögliche Bundesliga-Debüt vor Augen: Der Sommer von Lukas Mühl hätte nicht besser verlaufen können. Gegen Hertha BSC Berlin bestritt der 21-Jährige aus Regen auch gleich sein erstes Bundesliga-Spiel, als Stammspieler. Zuvor hatte sich der Abwehrspieler Zeit für ein Gespräch mit heimatsport.de genommen. Gewohnt ruhig, aber sehr reflektiert, blickt Mühl zurück auf harte Zeiten in der Jugend und große Gegner in der Bundesliga.

Statt Sandhausen und Regensburg kommen jetzt Gegner wie Bayern und Dortmund. Haben Sie Angst vor Lewandowski, Müller, Reus und Co.?

Mühl: Nein, Angst habe ich da nicht. Im Gegenteil: Genau das will man ja als Spieler, sich mit den besten Spielern und Stürmern der Welt messen. Da gehören diese drei definitiv dazu und deswegen freue ich mich einfach darauf. Im Vergleich zur 2. Liga sind die Stürmer natürlich nochmal stärker, schneller und nutzen Chancen effektiver. Da sind wir in der Abwehr auf jeden Fall gefordert. Aber wir werden ohne Angst in die Spiele gehen, weil wir wissen, dass wir als Team stark sind und auch selbst guten Fußball spielen können.
Sie haben die Herausforderungen bereits angesprochen. Woran haben Sie im Sommer besonders gearbeitet?

Mühl: Wir haben nach der letzten Saison wie üblich sehr ausführlich über mein Spiel gesprochen und im Sommer habe ich dann an verschiedenen Dingen gearbeitet. Das Passspiel mit dem linken Fuß oder der Offensiv-Kopfball sind auf jeden Fall Dinge, wo ich mich noch verbessern kann. Wichtig ist auch die Stabilität, ich muss die defensiven Zweikämpfe einfach gewinnen und nach Möglichkeit auch vorne gefährlich sein.

Vor sieben Jahren sind Sie in Regen bei Ihren Eltern ausgezogen. Jetzt sind Sie Bundesliga-Spieler. Wie oft blicken Sie zurück?

Mühl: Ich schaue gerne zurück. Ich weiß noch genau, wie mich meine Eltern damals nach Nürnberg ins Internat gefahren haben. Dass es so gut gelaufen ist, freut uns natürlich alle sehr. Und ich muss klar sagen: Ohne meine Eltern, die so viel für mich getan haben, wäre das nie möglich gewesen. In Nürnberg wurden wir natürlich auch hervorragend betreut. So habe ich mein Ziel Profifußball immer klar vor Augen behalten und hart dafür gearbeitet.

Gab es im Rückblick keine Momente, wo Sie am liebsten hingeworfen hätten?

Mühl: Nein, hinwerfen wollte ich nie. Aber natürlich gab es auch schwere Momente. Ich war schon in jungen Jahren weit weg von zuhause, Familie und Freunde haben mir natürlich gefehlt. Mir hat über die Jahre auch ein Mentaltrainer geholfen. Die Gespräche sind sehr wichtig, damit man klar und positiv im Kopf bleibt. Nur so übersteht man auch die Phasen, wenn es mal nicht so läuft. Ich habe mit vielen guten Spielern zusammengespielt. Manche waren unglaublich gut, spielen heute in der Bayern- oder Landesliga. Es ist oft wirklich Glück, aber auch der mentale Zustand, der darüber entscheidet, wer es letztlich schafft.

Gab es umgekehrt einen Moment, wo Sie gemerkt haben: Ich kann es wirklich schaffen!?

Mühl: Den einen Moment gab es nicht. Es kam alles Schritt für Schritt. Wenn man sieht, dass man mithalten kann, vielleicht auch einer der besten Spieler im Team ist und dann konsequent weitermacht, ist das eine große Motivation. Dann durfte ich öfter bei den Profis trainieren, mit ins Trainingslager und dann kam das erste Spiel als Profi. Das Trikot habe ich heute in meinem Zimmer hängen.

Uli Hoeneß hat in einem TV-Interview am Wochenende kritisiert, dass die jungen Spieler eben nicht mehr Schritt für Schritt arbeiten wollen, sondern in einer Parallel-Welt zunehmend fernab von der Realität leben.

Mühl: Ich glaube ich weiß, was Uli Hoeneß meint. Uns geht es als Fußballer auch im Nachwuchs sehr gut, keine Frage. Und deswegen ist es umso wichtiger, dass das Umfeld eines jungen Spielers stimmt. Bei mir sind das Eltern, Freundin, Berater und enge Freunde. Die sagen mir nicht täglich, dass ich der Beste bin, sondern sind immer ehrlich. Dafür bin ich sehr dankbar, aber dieses Glück hat nicht jeder. Und dann ist es so wie häufig: Geld alleine macht nicht glücklich und hilft auch nicht wirklich weiter.

Stichwort Geld: Sie haben kürzlich Ihren Vertrag verlängert und sicherlich keine Gehaltskürzung kassiert.

Mühl: Wie schon gesagt, Geld alleine hilft nicht und mir sind andere Werte viel wichtiger. Das haben mir meine Eltern so gelernt und darauf bin ich sehr stolz. Das sind Dinge wie Freundschaft oder Vertrauen. Die kann man eben nicht kaufen.

Also lieber Bausparer statt Porsche?

Mühl (lacht): Also bei mir definitiv. Ich muss nicht jeden Tag aufs Konto schauen. Ich gönne mir mal eine Kleinigkeit wie einen Urlaub oder einfach ein Glas Wein abends.

Das Interview von Jonas Schützeneder erschien in der Samstagsausgabe Ihrer Heimatzeitung vom 25. August.