Das hatten sich die Landesliga-Kicker vom TSV Kastl bei der Heimpremiere 2020 etwas anders vorgestellt: Nach schwacher ersten Halbzeit holen sie gegen einen Konkurrenten auf Augenhöhe, den SB Rosenheim, immerhin noch einen Punkt – 1:1. Auch angesichts der anderen Ergebnisse zu wenig: "Es haben an diesem Spieltag fast alle gegen uns gespielt", haderte Teammanager Jochen Brehm. Umso wichtiger ist ein Dreier am Freitag im Kellergipfel beim TSV Ampfing.
Wie schon bei der 1:3-Niederlage die Woche davor bei der SE Freising, präsentieren sich die Kastler im ersten Abschnitt gar nicht gut: Erst mit dem Halbzeitpfiff bringen sie die erste halbwegs gefährliche Aktion aufs Feld. In den 45 Minuten davor hat Rosenheim viel Ballbesitz, doch richtig gefährlich wird auch die Truppe von Coach Harry Mandl nicht – und wenn, dann geht es über Kapitän Christoph Börtschök. Aber einen Freistoß aus rund 22 m halblinks zimmert er weit drüber (20.) und eine direkt aufs Tor gezogene Ecke kann TSV-Keeper Jonas Reichl am kurzen Pfosten gerade noch entschärfen (38.).
Der Führungstreffer von Rosenheim fällt in der 41. Minute – und er ist ein Geschenk des Hausherren. Anstatt einen Freistoß an der Mittellinie nach vorne zu bringen, spielen die Kastler kurz und quer und bringen sich durch ungenaues Passspiel selbst in Bedrängnis. Der SB geht drauf, fängt den Ball ab und plötzlich laufen auf links zwei Spieler frei auf Keeper Reichl zu. Der Ball erreicht Marko Dukic und der hat nicht mehr viel Mühe, die Kugel im Kastler Kasten unterzubringen. "Wir haben den Ball eigentlich sicher und der Gegner macht dann mit wenigen Kontakten das Tor. Das darf so einfach nicht passieren", schimpft Brehm.
Für die Hausherren scheint es aber ein kleiner Weckruf zu sein, immerhin werden sie in der Folge offensiv aktiv: Sebastian Spinner geht über links in den Strafraum, lässt einen Rosenheimer stehen und zielt aufs lange Eck. Doch ein SB-Abwehrbein ist dazwischen, der Ball geht drüber zur Ecke – die bringt nichts ein (45.).
Die zweite Halbzeit beginnt mit einem Schreckmoment für Rosenheim: Der Torschütze Marko Dukic verletzt sich in einem Zweikampf schwer, das Sprunggelenk ist gebrochen. Dukic muss vom Krankenwagen abgeholt werden. Mehrere Minuten ist das Spiel unterbrochen. Seine Kollegen scheinen aber gar nicht so geschockt, denn nur zwei Minuten nach seiner Auswechslung haben sie ihre größte Chance im zweiten Abschnitt: Nach einer Ecke verlängert Janik Vieregg die Kugel auf den für Dukic eingewechselten Irfan Selimovic, der aus kurzer Distanz per Direktabnahme das Spielgerät aber über das Tor befördert (55.).
Danach kommt der Hausherr besser ins Spiel, agiert bissiger. Spinner kommt über außen mit Zug zum Tor, sieht den besser postierten Leonhard Thiel, der am kurzen Pfosten vorbeilegt (59.). Thiel war bereits in der 3. Minute eingewechselt worden, nachdem sich Yunus Karayün bei einem Sprint direkt nach dem Anpfiff einen Muskelfaserriss zugezogen hatte.
Knapp eine halbe Stunde vor Schluss zieht Kastl-Coach Jürgen Gal seine letzte Option, bringt Dominik Grothe, der gerade erst von einem längeren USA-Aufenthalt zurückgekommen ist und die Vorbereitung verpasst hat. Aber: Der 26-Jährige belebt das Offensivspiel spürbar. Einen Kopfball nach Spinner-Flanke bugsiert er übers Tor (65.), beim Eins-gegen-eins gegen SB-Keeper Sebastian Leppert setzt Grothe zu hoch an und zielt über den Kasten (73.). Und sieben Minuten vor Schluss führt er eine Ecke schnell und kurz auf Timo Pagler aus, der aber die Kugel nicht richtig trifft (83.).
In den Schlussminuten rückt dann Schiedsrichter Patrick Url (Thyrnau) mehr und mehr in den Vordergrund, dem das Spiel zum Ende hin zunehmend aus den Händen gleitet. Allein vier gelbe, eine gelb-rote und eine rote Karte in den letzten zehn Minuten zeugen davon – und auch ein Elfmeterpfiff.
Nach einem Angriff wird Pagler im SB-Strafraum von Benedikt Mittermayr zu Fall gebracht – Elfmeter, die Entscheidung passt. Grothe tritt an und erzielt den mehr als verdienten Ausgleich (83.). Danach gibt es kaum mehr Chancen, aber viele Karten. Die Gelb-Rote für Lukas Ugolini nach wiederholtem Foulspiel kann man diskutieren (89.), die glatt rote Karte gegen TSV-Kapitän Martin Göppinger ist jedoch komplett überzogen (90.+4). "Das ist ganz bitter. Mit etwas mehr Fingerspitzengefühl auf beiden Seiten hätte man das vermeiden müssen", findet Brehm.
Mehr dazu lesen Sie am 9. März im Alt-Neuöttinger Anzeiger.
