Kamikaze in die Königsklasse? Der "SV Honda" aus dem Waldviertel greift an...

28.04.2016 | Stand 28.04.2016, 8:00 Uhr

Ehrgeizige Pläne: Der japanische Trainer Masanori Hamayoshi soll den SV Horn in Österreich an die Spitze bringen – in fünf Jahren will der Club dann in der Champions League sein. − Foto: dpa

Provinz, tiefe Provinz. Aber eine VIP-Tribüne und ein Rasen wie im Wembley-Stadion. Und ein Traum: "In fünf Jahren wollen wir in der Champions League sein." Wer das sagt? Masanori Hamayoshi, 44 Jahre alt, Japaner und seit kurzem als designierter Trainer in Diensten des SV Horn.

Horn – wo ist das? Im idyllischen Waldviertel in Niederösterreich, 20 Kilometer nördlich von Krems und ebenso nah an der Grenze zu Tschechien. In diesem an Attraktionen nicht überreich ausgestatten Landstrich soll mit Hilfe aus Fernost ein Fußball-Wunder wahr werden. Der SV Horn, aktuell Tabellenerster der Regionalliga Ost in Österreich, hat Ambitionen, die sogar die Teams von Red-Bull-Magnat Dietrich Mateschitz bescheiden wirken lassen.

Der SV Horn, gegründet 1922, hatte drei Spielzeiten (2012-2014) in Österreichs 1. Bundesliga absolviert, die der deutschen 2. Bundesliga entspricht. Der Abstieg in die Regionalliga Ost war eine große Enttäuschung, aber auch ein sportlicher Weckruf. Über ein paar Umwege tauchte Keisuke Honda auf, als Spieler beim AC Mailand der wohl bekannteste Japaner in Italien. Der 29-Jährige betreibt in Japan eine Kette von Fußball-Schulen mit erfolgshungrigen Kids, die später unter anderen in den Ligen Europas eine sportliche Zukunft finden wollen.

"Das Ziel ist ähnlich wie bei RB Leipzig", sagt Hondas Cousin Yoji, der beim SV Horn das Management übernommen hat. Was die Japaner in den Verein stecken, verraten sie nicht. Jedenfalls hat der SV Horn 27 Profis im Kader, einmalig in dieser Liga. Darunter sind inzwischen sechs Spieler aus Japan - und Hamayoshi, der künftig als Trainer eine Spitzenmannschaft formen soll. Er hat Trainerstationen in Slowenien hinter sich, spricht Slowenisch, Englisch und Fußball-Deutsch.

Der Geldgeber aus Fernost hat in Niederösterreich ein gut bestellbares Feld gefunden. "Wir sind sehr selbstständig. Wir sind Eigentümer der gesamten Infrastruktur. Es ist ein Verein, wo man viel gestalten kann", sagt Geschäftsführer Marc-Kevin Prischnig. Bei Heimspielen kommen rund 1500 Menschen in die vor vier Jahren modernisierte "Waldviertler Volksbank Arena", die 4000 Plätze fasst. Die Ost-West-Zusammenarbeit soll künftig auf Basis einer GmbH funktionieren. "51 Prozent SV Horn, 49 Prozent Honda Estilo", sagt Prischnig.

Auch für die Fans ist die japanische Lebensart näher denn je. Das Buffet im Stadion offeriert auch Reisgerichte und Sake. Die Fans sehen die Entwicklung mit unterschiedlichen Gefühlen. "Wenn sie aufsteigen in die 1. Liga, ist das schon mehr als gut", meint ein Zuschauer. Sein Kollege ist da weniger euphorisch. "Das ist kein SV Horn mehr. Das ist der SV Japan, Slowenien oder Tschechien", sagt er mit Blick auf die vielen Spieler mit ausländischen Wurzeln.

− dpa