Ein Leben in und neben dem Eiskanal
Josef Fendt blickt auf viele erfolgreiche Jahre als Rennrodler und FIL-Präsident zurück

28.05.2021 | Stand 28.05.2021, 16:00 Uhr

Besonders an seiner Hausbahn durfte Josef Fendt vielfach jubeln. Zweimal wurde er dort Weltmeister, dreimal holte er am Königssee den schwarz-rot-goldenen Meistertitel. −Foto: Privat

Die Verdienste des Berchtesgadeners Josef Fendt sind in der Welt des Rennrodelsports mannigfaltig und höchst imposant. Als "Kind" der Obersalzberg-Rodelbahn lernte Fendt schon in jungen Jahren den Rodelsport von der Pike auf kennen. Die damaligen Berchtesgadener Touristiker wollten den Rodelsport neben dem Skisport zu einer großen Marke machen. Doch erst nachdem Fendt als Doppelweltmeister und Silbermedaillengewinner von der großen Bühne des Rennrodelsports abgetreten ist, sorgte er als Präsident des Internationalen Rennrodelverbandes (FIL) dafür, dass seine Sportart durch eine erhöhte Medienpräsenz weltweit hohe Anerkennung erfahren hat. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes und FIL-Ehrenpräsident nahm insgesamt an zwölf Olympischen Spielen als aktiver Sportler und Funktionär teil.

Dr. Jürgen Schroeder, ehemaliger Mitarbeiter von Willi Daume, dem Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), lernte Josef Fendt im Jahr 1969 kennen, als sich dieser gerade anschickte, einer der besten Rennrodler seiner Zeit zu werden. Schnell fanden die Beiden in Gesprächen über neue Konzepte für den Rodelsport zueinander. Als Dr. Schroeder, der im berühmten Deutschland-Achter ruderte, Josef Fendt von Reaktionstests berichtet hat, nahm der Rodler dies dankend an, und die neuen Erkenntnisse sollten schnell zu Erfolgen führen. Schließlich wurde Fendt, der für den RC Berchtesgaden startete, zweimal Weltmeister – 1970 und 1974 – und Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck. Hinzu kamen vier Titel als Deutscher Meister sowie einmal EM-Silber.

Geschäftsstelle für Verband geschaffen

Doch der ehrgeizige Sportler war nicht nur auf seinem Rennrodel schnell, er machte auch beruflich Karriere. Als erster Beamter und Geschäftsstellenleiter des Marktes Berchtesgaden erkannte Fendt schnell, was im Internationalen Rennrodelsport fehlt: eine ordentliche Geschäftsstelle, die er zunächst gegenüber des Rathauses installierte. Sein Vorgänger Bert Isatitsch organisierte den Sport noch von zu Hause aus. Als Isatitsch verstarb, übernahm Josef Fendt dessen Stelle als FIL-Präsident und sollte über 26 Jahre die Geschicke so gut leiten, dass Rodeln eine feste Größe im internationalen Sport wurde. Immer wenn alpine Konkurrenzen oder Skispringen wegen Wetterkapriolen nicht stattfinden konnten, sprangen die Rodler in die Bresche. Dies war natürlich auch für Sponsoren interessant, ohne die der moderne Sport nicht funktioniert.

Nachdem Josef Fendt nach 26 Jahren im vergangenen Jahr als Präsident des Internationalen Rennrodelverbandes zurückgetreten ist, wurde auf seiner Hausbahn am Königssee die ehemalige Seekurve in "Josef Fendt-Kurve" umbenannt. Vor zwei Jahren ist es dem umtriebigen FIL-Ehrenpräsidenten auch noch gelungen, eine neue Verbands-Geschäftsstelle zu installieren, in der eine "Hall of Fame" des Rennrodelsports besichtigt werden kann. – pcw